Cookring: Wiener Architekten haben diese futuristischen und multifunktionalen Outdoor-Küche entworfen.

Cookring: Wiener Architekten haben diese futuristischen und multifunktionalen Outdoor-Küche entworfen.
© Who Cares Design

Die Küche der Zukunft

iKitchen, digital und der Mensch im Fokus. Die neuesten Technologien, die aktuellen Trends: Wie die Digitalisierung die Gastroküchen revolutionieren wird und warum es trotzdem ein Zurück in die »Steinzeit« gibt.

Es ist ein futuristischer Ring, der die Blicke auf sich zieht: Der Cookring des Wiener Studios »Who Cares?! Design« gilt als Prototyp für einen Zukunftstrend, der die Ansprüche des neuen Jahrzehnts mit der Sehnsucht nach Vergangenem verbindet – Granit bzw. Marmor als wesentliche und zeitlose Materialien und höchste Flexibilität der Nutzung als Versprechen. Im Uhrzeigersinn angeordnet sind zwölf Bereiche, grob unterteilt in Bar, BBQ, Space und DJ. Die küchentechnischen Highlights sind ein Gas- sowie ein Teppanyaki-Grill, dazu kommt genügend Fläche für die Vorbereitung und Ausgabe der Gerichte, DJ-Zone für die Party und alle möglichen Spielereien, die der Bartender für das Mixen seiner Cocktails benötigt.

»Die Branche hinkt bei neuen Technologien noch stark hinterher. Eines
ist aber auch hier klar: Die Digitalisierung wird die Küche revolutionieren.«  

Udo Traussnigg, Studiengangsleiter Automatisierungstechnik

»Outdoor-Küchen sind seit Jahren im Trend, aber es wird dieses Jahrzehnt sein, in dem sie auch die Gastronomie erobern werden. Denn in Zukunft wird es immer mehr um das Kreieren einzigartiger Erlebnisse gehen«, sagt Robin Skala, der Architekt des Cookrings, der noch in diesem Jahr in Produktion gehen soll.

Kleine Neuerungen

Jahr für Jahr üben sich viele Küchenhersteller im Formulieren neuer Superlativen für ihre Produkte – es sind aber die kleinen Neuerungen, die die Zukunft der Gastroküche prägen werden. Dieser Meinung ist auch Reinhard Hanusch, Geschäftsführer von Lohberger Küchen Competence Center: »Die Grundgeräte für die unterschiedlichen Gartechniken sind seit Jahren die gleichen, ausgenommen der Trend zum energieeffizienten Kochen.« Was sich laut Hanusch jedoch ständig weiterentwickelt, sind die technischen Feinheiten.

»Vor allem im Bereich der Induktion sowie der Trend zu Multifunktionalität wie bei unserem Multi-Koch- und Bratgerät, das Kochen, Braten und Sous-vide in einem Gerät vereint«, so Hanusch. Lohberger-Kunden wie der Drei-Sterne-Koch Juan Amador oder auch Deutschlands Zwei-Sterner Alexander Herrmann setzen nicht nur die aktuelle Technik voraus, sondern vor allem auch auf eine perfekte Planung. Und genau hier sieht Hanusch einen wesentlichen Zukunftsaspekt: »Die Planung, das Gespräch und die Zielabstimmung werden wieder mehr auf Menschen fokussiert. Ganz nach meinem Motto: Erzählen Sie uns Ihre Geschichte und wir planen Ihre Küche.«

Einen branchenübergreifenden Megatrend gibt es allerdings, der auch vor der Gastronomie und im Besonderen vor der Küche keinen Halt machen wird: die Digitalisierung. »Das wird die Küchen revolutionieren«, sagt Udo Traussnigg. Der Studiengangsleiter für Automatisierungstechnik an der Grazer Fachhochschule der Wirtschaft hat sich zuletzt auch mit den Auswirkungen von neuen Technologien auf die Gastronomie beschäftigt. Das Fazit des Diplom-Ingenieurs: »Vorhandene Technologien werden längst noch nicht ausreichend eingesetzt. Es geht um die Frage, wo Digitalisierung Nutzen schaffen kann.« Und diesen sieht Traussnigg vor allem in der Prozessoptimierung.

Digitalisierung

So hat etwa das Bremer Unternehmen gastro­novi, das sich seit 2008 mit der Digitalisierung der Gastronomie beschäftigt, mit dem digitalen Küchenmonitor eine Innovation auf den Markt gebracht, die genau auf diese Prozessoptimierung abzielt. »Mit gut platzierten Küchenmonitoren kann unser System Gastronomen helfen, Abläufe effizienter zu gestalten, optimale Arbeitsteilungen herzustellen, sodass ohne Informationsverlust oder dem Risiko von Fehlbestellungen gearbeitet werden kann«, sagt gastronovi-Geschäftsführer ­Andreas Jonderko. Bereits eine Vielzahl von Herstellern hat ein digitales Küchenmanagement im Portfolio. Wie zum Beispiel Rational.

Mit »ConnectedCooking Pro«, das jüngst auf den Messen in Stuttgart und Düsseldorf präsentiert wurde, wird eine digitale Lösung erschaffen, die den gesamten Produktionsprozess in der Küche unterstützt. Die neuen und kostenpflichtigen Services für Hygiene-, Rezept- und Asset-Management vereinfachen die Abläufe und sorgen so für erhöhte Effizienz. Manchmal sei Rational seinen Kunden sogar voraus, wie erst kürzlich Peter Stadelmann, Vorstandschef der Rational AG, einräumte.

Denn: Zwar sind neue Geräte schon seit einigen Jahren internetfähig, per App ließe sich auch auf einem vernetzten Gerät ein Programm verfolgen und auch starten, aber in den meisten Küchen gehe es eher altmodisch zu. Stadelmann: »Köche sind keine ›early ­adopter‹, die eine neue Technologie schnell übernehmen. Die Branche braucht noch Zeit«. Die Zukunft kann also noch dauern.

Michael Pöcheim Pech
Autor
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