So stilvoll arrangiert lässt es sich bei den Pralinen verweilen.

So stilvoll arrangiert lässt es sich bei den Pralinen verweilen.
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Die geliebte »Sechste«: Vieles neu im KaDeWe Berlin

Das Kaufhaus des Westens hat seine Feinkostabteilung auf der 6. Etage zum Teil neu aufgestellt und einiges ins rechte Licht gerückt.

Sie ist eine Ikone von Berlins City-West. Die 6. Etage im Kaufhaus des Westens, auch bekannt als KaDeWe. Gourmet Tempel, Genuss-Treffpunkt und Schlemmerparadies. Die berühmten Partys rings um Venezianische Nacht, Halloween oder 20er Jahre Fest lassen die Besucher stets erahnen, wie es im Schlaraffenland zugehen muss.

Täglich 50.000 Besucher

Von den 50.000 Besuchern, die täglich im Schnitt im Hause verkehren, finden sich erstaunlich viele Stammgäste. Insbesondere in der sechsten Etage, der Feinkostabteilung. Ein herzliches Miteinander zwischen bewährtem Fachpersonal und langjährigen Stammkunden ist die Regel, vor allem an der Austernbar, den diversen Champagnertheken oder an der böhmischen Bierbar bei einem perfekt gezapften Pilsner Urquell.

Aber: Alle Stammgäste müssen sich in ihrer geliebten Sechsten nun gewaltig umgewöhnen. Doch das muss keine schlechte Nachricht sein.

Auch wenn die Atmosphäre im zentralen Bereich eine immense Wandlung erfährt, so sind doch einige prachtvolle neue Anbieter und Konzepte hinzugekommen. Insbesondere locken nun einige Restaurantkonzepte in die 6. Etage, die als neue Treffpunkte prädestiniert sind, bei denen eine gewaltige Prise Berlin mitschwingt, da einige Berliner Institutionen als Partner gewonnen wurden.

Mit dem Fahrstuhl nach Ladenschluss in die Lokale

Ein eigener Fahrstuhl am Wittenbergplatz ermöglicht den Zugang zu den Lokalen auch nach Geschäftsschluss des übrigen Kaufhauses. Mit »Lutter & Wegner« ziert der klangvolle Name eines legendären Lokals vom Gendarmenmarkt die Sechste. Als Geburtsort der Vokabel »Sekt« und als Stammlokal von E.T.A Hoffmann, gelten der Sauerbraten und die Kartoffelsuppe als Probier-Tipp. Der »Beef Grill Club by Hasir« verspricht perfekte Steak-Cuts und die »Laggner Schwemme« serviert frisches Augustiner zu hervorragenden Würsten. Und der In-Italiener aus dem Herzen Charlottenburgs, »Ovest«, bietet prächtige Pizzavarianten.

Bereits zu den bewährten und verlässlichen Adressen zählt das »Brlo Chicken & Beer«, wo grandiose Kikok-Hähnchen vom Rotisserie-Grill prächtig zu den Brauspezialitäten der Berliner Brlo Brauerei munden. Und bei Bouillabaisse vom »Fischkutter« schwärmen viele von der besten Fischsuppe der Spreemetropole.

Spotlights im Produkt-Bereich

Während der äußere Gang mit den Kühltheken, Austern und tschechischen Bieren noch die vertraute Atmosphäre ausstrahlt, so erstrahlt der zentrale Produkt-Bereich in neuem Glanz oder vielmehr Licht. Sehr unterschiedlich werden die Sortimente illuminiert. In grellem Licht hängen ulkige Metallregale herab und präsentieren allerlei Lakritz und Fruchtgummi. Mit Star-appeal leuchtet der derzeit allgegenwärtige Stand von Kusmi Tee, während die herausragenden Teequalitäten von Mariage Frères eine Beleuchtung im Discounter-Flair ertragen müssen.

Konditor- und Pralinenkunst

Wunderschön aufgewertet erstrahlen die Backwaren von Lenôtre. Wer nicht die L'Étoile Torte probiert, lässt sich einen Höhepunkt der Konditorkunst entgehen. Eine Empfehlung bedeutet auch der Besuch bei Sawade. Die älteste Pralinen Manufaktur von 1880 erlebt in den letzten Jahren eine wohltuende Auffrischung und präsentiert mehr als nur großartige Nougatspezialitäten. Endlich sind auch die Macarons von Ladurée in einem angemessenen Rahmen in Berlin erhältlich.

Wein, Käse und Späti

Angebot und Beratung im Wein- und Spirituosenbereich glänzen nach wie vor. Leider sind die Gänge eher eng und der zuweilen herüber strömende Raclette-Duft lenkt vom flüssigen Genuss ab. Einen Hauch von Ur-Berlin verströmt dann wiederum der Spätkauf mit Berliner Kleinigkeiten und reichlich Bier.

Historie

So ist es nun an der Zeit einen bewährten Klassiker neu zu entdecken. Was hat das Haus doch für eine Historie. 1907 gegründet, in der NS-Zeit enteignet und nach Kriegsschäden 1956 wieder komplett intakt, wurde es das Schaufenster des Westens mit Verkaufsständen und Restaurants und dem speziellen Service mit Hundeboxen, Garderobe, Tausend Auto- und 200 Fahrradstellplätze und einem behutsamen Händchen für die Wünsche besonders extravaganter Gäste.

Einige Momente prägen das kollektive Gedächtnis, wie die Bomben-Detonation durch Kaufhauserpresser »Dagobert« 1988 oder die Trabi-Invasion nach dem Mauerfall, als an manchen Tagen bis zu 200.000 Menschen in das Kaufhaus strömten.

Bis 2022 soll der Umbau durch das Team des Star-Architekten Rem Koolhaas noch dauern. Eine Investitionssumme von 180 Millionen Euro ist im Gespräch. Doch ein Besuch im neuen alten KaDeWe lohnt immer. Gerade jetzt.

Peter Eichhorn
Peter Eichhorn
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