Die drei-Sterne Sommelière aus Bayern

Gegenwind hat Nina Mann im Lauf ihrer Sommelière-Karriere in Aufwind verwandelt.

Im Jahr 2010, Nina Mann hat eine solide Hotelausbildung hinter sich und ist gerade einmal Anfang 20, kommt sie an den Tegernsee. Dort hört sie von der Möglichkeit, sich in München zur Sommelière ausbilden zu lassen. Kurz entschlossen schreibt sie sich ein. Hier lernt die junge Frau auch ihre große Liebe kennen – Riesling von der Mosel, allen anderen Rieslingen der Welt voran.

Schon während ihrer Sommelière-Ausbildung erkennt sie die großartigen Möglichkeiten, die sich ihr eröffnen. Noch bevor die Abschlussprüfungen zur Sommelière IHK beendet sind, erhält sie das Angebot, im »Hotel Kronenschlösschen« in Hattenheim im Rheingau als »Commis Sommelier« an­­zufangen. Ein glücklicher Moment, den sie nicht ungenützt verstreichen lässt. Und bald stellt sie fest: Die neue Welt, in die sie gerade dabei ist einzutauchen – das ist ihr Ding, ist ihre Welt. Mit Gleichgesinnten geht die junge Frau voran, vernetzt sich in der Branche und bleibt dennoch frei von Seilschaften. Treue zu ihren eigenen Wertvorstellungen und zu ihrem Qualitätsanspruch – das ist ihr wichtig. Notfalls begibt sie sich dazu auch mal auf einsame Pfade.

Nina Mann wird jedoch auch schnell Verbündete finden: Menschen, die ihr Talent erkennen und sie fördern. Mit harter Arbeit, Disziplin, solidem Fachwissen und einem verschmitzten Augenzwinkern verschafft sie sich schnell Respekt und Anerkennung in der Weinbranche. Ein emsiger Weinkellner, der den Gast lieber bevormundet, als ihm seine Wünsche von den Augen abzulesen, das ist Nina Mann nicht. Ihr Ziel ist es, den Restaurantbesuch ihrer Gäste zum entspannten Vergnügen werden zu lassen.

Ein Lebenstraum wird wahr

Zugegeben, Rückenwind hatte Nina Mann nicht immer. Während einer wichtigen Prüfung soll sich einer der zuständigen Verbands­­­­oberen zu der Bemerkung verstiegen haben, Nina Mann tauge eher als einfache Servicekraft, in keinem Fall jedoch zur Sommelière. Doch selbst ist die Frau – Nina Mann erfüllt sich ihren Lebenstraum dennoch und geht Schritt um Schritt weiter auf dem Weg zur Sommelière. Schon früh tritt sie aus dem Schatten des Chefsommeliers im »Kronenschlösschen« heraus. Spätestens aber, als sie bald darauf nach Düsseldorf wechselt, ist sie die Chefin im Ring und im Restaurant. Mit Fleiß, Fingerspitzengefühl, Einfühlungsvermögen und Sachwissen kommt die liebenswürdige, noch immer blutjunge Frau bei der örtlichen Weinsociety gut an.

In Düsseldorf überzeugt Nina Mann erst im »Monkey’s West«, später nimmt sie ein noch anspruchsvolleres Engagement an – im japanischen Sternerestaurant »Nagaya«. Sake kommt ins Spiel und fasziniert Mann. Sie will verstehen, nicht nur wissen, geht der Sache auf den Grund und lässt sich in London zum »Certified Sake Sommelier« weiterbilden.

Frischer Wind
»Hotel Althoff« in Stuttgart ruft, Nina Mann folgt, wächst weiter, erobert die Herzen der Gäste des Restaurants »Zirbelstube« im Sturm. Die Gerichte, die Sebastian Prüßmann kocht, begreift sie als wunderbare, klare Vorlage und kombiniert unpräten­­tiöse, dennoch außergewöhnliche Wein­begleitungen dazu. Wo Mann auftaucht, weht ­frischer Wind. Betritt sie das Restaurant, dann strahlt sie hell und wirft doch keine dunklen Schatten, denn sie ist eine Teamspielerin par excellence.

Im März 2016 übernimmt Nina Mann schließlich das Ruder im Drei-Sterne-Restaurant »Victor’s Fine Dining by Christian Bau« in Perl-Nennig und löst dort den bisherigen Chef-Sommelier Daniel Kiowski ab. Man kann dazu vor allem Christian Bau beglückwünschen. Nina Mann ist eine selbstbewusste Frau, hochqualifiziert und mit allen Wassern des Sommelier-Fachs gewaschen. Sie ist Gastronomin durch und durch, sie ist eine Menschenfischerin, sie ist ein Glücksfall! Eine Drei-Sterne-Sommelière ist Nina Mann nicht zuletzt, weil sie stetig weiterlernt, versteht, sich übt und ihren Horizont erweitert. Das notwendige Servicehandwerk, der lautlose Dienst im Restaurant, die Eleganz, mit der sie sich sicher und schnell für ihren Gast bewegt – all das ist große alte Serviceschule. Dass Nina Mann diese Tugenden mit einem jungen Weinweltbild verbindet, macht ihre Leistung einzigartig.

Nina Mann auf der Falstaff Wein Trophy 2016:

Von Astrid Zieglmeier
Aus Falstaff Deutschland 2/2016