Die besten Weine unterm schiefen Turm

Die Stadt Pisa ist weltbekannt, dass Pisa auch eine wichtige Weinbauregion ist, wissen nur wenige. Im Hinter­land der Stadt gedeihen einige der besten Weine der Toskana.

Die Weine von Bolgheri – allen voran Sassicaia und Ornellaia – haben die
Küste der Toskana als hochklassiges Weinbaugebiet weltweit bekannt gemacht. Das Küstengebiet bietet aber noch mehr spannende Weinbauzonen. Das Hinterland von Pisa mit seinen lieblichen Hügeln ist ein Weinbaugebiet mit langer Tradition.

Früher wurde hier viel Chianti erzeugt, der unter der Bezeichnung »Chianti Colli Pisani« auf den Markt kam. Heute lässt sich mit Chianti Colli Pisani allerdings kein Geld mehr machen. »Unsere Familie ist seit dem 14. Jahrhundert hier in Ghizzano. Wir haben immer Wein gemacht, auch viel Fasswein, der dann an Abfüller verkauft wurde. In den Achtzigerjahren aber verfielen die Preise für Chianti. Viele unserer Nachbarn rodeten die Reben, einige verkauften. Mein Vater hingegen beschloss, in die Qualität zu investieren, und schuf 1985 den ersten Veneroso«, erzählt Ginevra Venerosi Pesciolini.Sie leitet heute das traditions- reiche Familienweingut und ist daneben auch noch viel beschäftigte Präsidentin der »Grandi Cru della Costa Toscana«.Darin sind die prestigereichen Betriebe des gesamten Küstenstrichs zusammengeschlossen und treten gemeinsam auf. 

Ghizzano liegt im Hinterland von Pisa, auf halbem Weg nach Florenz. Die Hügel sind sanft geschwungen und erreichen selten mehr als 200 Meter Höhe, die Landschaft ist malerisch. Die Tenuta di Ghizzano umfasst 350 Hektar Land, davon sind rund 20 mit Reben und 20 mit Olivenbäumen bepflanzt. Als der Vater den ersten Veneroso – eine Cuvée aus 60 Prozent Sangiovese und 40 Prozent Cabernet Sauvignon – auf den Markt brachte, studierte Ginevra noch moderne Sprachen in Pisa und hatte mit Wein wenig am Hut. Ab 1993 aber arbeitete sie aktiv im Betrieb mit, pendelte anfangs immer von Florenz nach Ghizzano und zog vor acht Jahren ganz aufs Land. Die Natur und der Erhalt der Landschaft sind Ginevra Ve­nerosi Pesciolini ein besonderes Anliegen.

Bio­logischer Anbau ist daher schon seit Beginn des neuen Jahrtausends ein Thema, mit dem Jahrgang 2008 wurde der Betrieb auch zertifiziert. Renom-miertester Wein der Tenuta di Ghizzano ist der Nambrot, der erstmals 1996 erzeugt wurde. Er besteht aus Merlot (70 %), Petit Verdot (10 %) und Cabernet (20 %) – ursprünglich war das Cabernet Sauvignon, in den letzten ­beiden Jahren trat der Cabernet Franc an seine Stelle. Der wichtigste Wein – vor allem auch von der Menge her – ist Il Ghizzano. Diese Cuvée aus Sangiovese und Merlot (20 %) ist an die Stelle des früheren Chianti getreten – ein klarer, geschmeidiger Wein, der sich leicht trinken lässt.

Den vollständigen Text lesen Sie im Falstaff Nr. 7/2010.

>> Zu den Verkostungsnotizen.


von Othmar Kiem

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien