Egon Müller vom Weingut Scharzhof an der Saar: Seine Trockenbeerenauslause schaffte es an die Spitze der besten Weine Deutschlands.

Egon Müller vom Weingut Scharzhof an der Saar: Seine Trockenbeerenauslause schaffte es an die Spitze der besten Weine Deutschlands.
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Die 50 besten Weine Deutschlands

Deutschlands größte Weine: Falstaff nennt 50 Ausnahmeerscheinungen, die in höchstem Maß individuell sind – und dabei beispielhaft.

Die 50 besten Weine Deutschlands zu benennen ist ein anspruchsvolles Unterfangen. In Deutschland wachsen 102.000 Hektar Reben, das entspricht 140.000 Fußballfeldern oder einer Fläche von rund 500- facher Größe des Berliner Tiergartens. Etwa 17.000 Betriebe sind im Weinbau aktiv, etwa die Hälfte von ihnen vermarktet Wein unter eigenem Etikett. Und doch ragen aus dieser Flut manche Weine so eindeutig heraus, dass sie es verdienen, in einer Liste wie der hier veröffentlichten hervorgehoben zu werden.
Dabei zielt diese Liste nicht etwa auf die »aktuell« besten oder auf die absolut höchstbewerteten 50 Weine. Vielmehr möchte die Liste diejenigen Weine abbilden, die als beispielgebend für ihr Prädikat, ihre Region oder ihre Rebsorte angesehen werden können – und dies mit großer Konstanz und Zuverlässigkeit über Jahre und oft sogar Jahrzehnte hinweg.

Sekundärmarkt

Für eine Liste beispielsweise der 50 hochwertigsten Bordeaux würde man unweigerlich auch Faktoren wie Preis und Bedeutung am Sekundärmarkt betrachten. Für eine Aufstellung deutscher Weine jedoch sind vergleichbare Kriterien nur schwer heranzuziehen, denn nur wenige von ihnen finden den Weg zu Auktionen oder werden an Weinbörsen gehandelt. So werden auf der internationalen, ausschließlich von Profis genützten Handelsplattform Liv-ex »nur eine Handvoll« deutscher Weine gehandelt, wie Liv-ex-Analyst Edward Jackson berichtet. »Obwohl Deutschland sehr viele hochkarätige Weine erzeugt«, so Jackson weiter, »wird jeder Einzelne von ihnen in so kleinen Mengen produziert, dass sich ein Sekundärmarkt mit entsprechenden Preisdaten kaum aufbauen lässt.« Ausnahmen seien die Weine von Egon Müller, Goldkapseln von J. J. Prüm und Dönnhoff, vereinzelt auch Große Gewächse. Von J. J. Prüm besitze übrigens auch der Kabinett aus der Wehlener Sonnenuhr eine gewisse Marktstellung. Prinzipiell handle es sich bei den auf Liv-ex gehandelten deutschen Weinen um »Weißweine« – und das heißt selbstredend: Riesling. 
Im deutschen Inland und auf Auktionen, an denen auch Privatleute teilnehmen können, sieht dies zwar nicht grundsätzlich anders aus. Doch Jens Krau vom Auktionshaus Koppe & Partner berichtet immerhin von einer »steigenden Tendenz« bei der Einlieferung deutscher Weine und der Nachfrage nach ihnen. So liege der Anteil deutscher Weine in der aktuellen Auktion bei rund sechs Prozent und damit höher als üblich. Krau weiter: »Derzeit gibt es einen starken Hype für die Topweine des Weinguts Keller. Preise von gegebenenfalls einigen hundert Euro sind keine Seltenheit.« Als weitere Weingüter, deren Weine mit gewisser Regelmäßigkeit bei den Koppe-Auktionen verkauft werden, nennt Krau: Egon Müller, Dönnhoff und J. J. Prüm, Fritz Haag, Christmann, Wittmann, Karthäuserhof, Diel, Bercher, Dr. Loosen, Huber, Bürklin-Wolf und Kesselstatt.

Bleibende Werte und die Bedeutung von Einzellagen

Eine weitere Frage, die für die Gestaltung der Liste eine Rolle gespielt hat, ist diejenige nach dem nachgewiesenen Reifevermögen. Weine, die über Geschichte verfügen und eine Vielzahl bestens gereifter Jahrgänge vorweisen können, qualifizieren sich naturgemäß für einen höheren Platz in der Liste als qualitativ ähnlich hervorragende Weine, die jedoch noch nicht lange Zeit erzeugt werden.
Dabei ergibt sich fast von selbst, dass zahlreiche Einzellagen von historischer Bedeutung in der Liste zu finden sind. Doch wie stets, so nehmen auch in dieser Liste der 50 besten Weine Deutschlands jene Weine eine Ausnahmestellung ein, die ihre Gestalt durch das Zusammenwirken von Naturbedingungen mit menschlicher Tatkraft und menschlichem Stilbewusstsein erhalten.

Platz 1: Scharzhofberger Trockenbeerenauslese, Egon Müller-Scharzhof

Die besten Süßweine kommen von der Saar: Egon Müller führt das Weingut am Scharzhof erfolgreich in vierter Generation.
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Die besten Süßweine kommen von der Saar: Egon Müller führt das Weingut am Scharzhof erfolgreich in vierter Generation.
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Scharzhofberger Trockenbeerenauslese
Egon Müller-Scharzhof

Allein schon in Sachen Versteigerungserlös ein Weltrekord: Bei der Auktion des Großen Rings 2015 bezahlten Käufer 12.000 Euro zuzüglich Aufpreis pro 0,75-Liter-Flasche. Und auch sonst ist dies ein Wein der Extreme: Er bringt die höchstmögliche Traubenreife aus der kühlestmöglichen Spitzenlage ins Glas. Und: Wer sich eine solche Flasche in den Keller legt, tut noch seinen Enkeln und Urenkeln Gutes –diese Weine sind auch nach 80 Jahren noch taufrisch.

2. Platz: Wehlener Sonnenuhr Auslese, J. J. Prüm

Die fruchtigen und edelsüßen Rieslinge von Dr. Manfred Prüm, Seniorchef des Weingutes Joh. Jos. Prüm aus Wehlen an der Mittelmosel sind weltweit gefragt.
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Die fruchtigen und edelsüßen Rieslinge von Dr. Manfred Prüm, Seniorchef des Weingutes Joh. Jos. Prüm aus Wehlen an der Mittelmosel sind weltweit gefragt.
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Wehlener Sonnenuhr Auslese
J. J. Prüm
Wer Mosel-Klassik im Kern begreifen und in ihrer zugespitzten Form genießen möchte, kommt an diesem Etikett nicht vorbei. Natürlich steigen Dr. Manfred Prüm und seine Tochter Dr. Katharina Prüm die Prädikatsleiter Jahr für Jahr auch noch deutlich höher als bis zur »normalen« Auslese. Aber diese markiert doch ein Maximum ganz eigener Art: Mehr Trinkfreude bei einem solchen Zusammentreffen von Langlebigkeit und Mineralität ist kaum vorstellbar. 

3. Platz: Niederhausen Hermannshöhle Riesling GG, Dönnhoff

Cornelius Dönnhoff ist Winzer in vierter Generation – seine Rieslinge gehören zu den besten Deutschlands.
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Cornelius Dönnhoff ist Winzer in vierter Generation – seine Rieslinge gehören zu den besten Deutschlands.
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Niederhausen Hermannshöhle
Riesling GG,
Dönnhoff
Weit über die Nahe hinaus – und gerade international – ist die Hermannshöhle der Inbegriff eines trockenen deutschen Lagenrieslings mit Tiefgang und Reifebeständigkeit: Was Helmut Dönnhoff in drei Dekaden an Profil und an Renommee, vor allem aber auch an qualitativer Verlässlichkeit geschaffen hat, wird nun von seinem Sohn Cornelius fortgeführt.

Bitte finden Sie die weiteren 47 Weine der 50 besten Weine Deutschlands unter »MEHR ENTDECKEN«.

Das Große Gewächs muss man immer noch erklären

FALSTAFF: Wo ist Ihrer Erfahrung nach der Platz für deutsche Topweine in der Sternegastronomie?
David Eitel: Gut, bei Trockenbeerenauslesen wird die Luft schon sehr dünn. Das ist dann einfach zu teuer, und man verkauft nur alle paar Jahre einmal eine halbe Flasche. Aber beispielsweise eine J.-J.-Prüm-Auslese hatten wir im »Table« auch schon im Offenausschank in der Weinbegleitung zu einem Gänselebergang.
Und trockene Weine?
Ich persönlich bin ein großer Fan von Franz Keller. Die Weine passen wunderbar zum Essen – und er macht auch sehr gute Außenarbeit. Das ist sehr wichtig, denn auch nach 18 Jahren ist das Große Gewächs noch nicht ganz beim Verbraucher angekommen. Manche Gäste greifen dann aus Unsicherheit lieber nach Frankreich, Italien oder Spanien. Insgesamt lockert es aber deutlich auf – und deutsche Weine werden immer stärker akzeptiert.
Sind die niedrigen Alkoholgehalte deutscher Weine nicht grundsätzlich foodfreundlich?
Beim Weißwein unbedingt. Die kommen dann eher über die Komplexität und über die Lage als über Kraft. Gestern hatten wir so einen Tisch, der hat zu Beginn 14er Kastanienbusch von Rebholz getrunken. Zwölf Volumenprozent – da hat man kaum ausgeschenkt, und schon ist das Glas wieder leer.
Und wie sieht es aus mit Jahrgangstiefe?
Leider schwierig, ich hätte sie gerne, aber leider bekommt man von den meisten Winzern nicht mehr als zwei Jahrgänge.

David Eitel ist Sommelier im Drei-Sterne-Restaurant »The Table« von Kevin Fehling, Hamburg.
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David Eitel ist Sommelier im Drei-Sterne-Restaurant »The Table« von Kevin Fehling, Hamburg.

Die 50 besten Weine Deutschlands

  • 04 Kiedrich Gräfenberg Riesling Trockenbeerenauslese, Weingut Robert Weil
  • 05 Erden Prälat Riesling Auslese, Weingut Dr. Loosen
  • 06 Rüdesheim Schlossberg Riesling (trocken), Weingut Georg Breuer
  • 07 Zeltingen Sonnenuhr Riesling Auslese*** Goldene Kapsel, Weingut Markus Molitor
  • 08 Geisenheim Rothenberg Riesling Trockenbeerenauslese, Weingüter Wegeler – Gutshaus Rheingau
  • 09 Oestrich Lenchen Riesling Trockenbeerenauslese, Weingut Peter Jakob Kühn
  • 10 Scharzhofberger Pergentsknopp Riesling GG, Weingut van Volxem
  • 11 Nackenheim Rothenberg Riesling Trockenbeerenauslese, Weingut Gunderloch
  • 12 Brauneberg Juffer Sonnenuhr Riesling Auslese Lange Goldkapsel, Weingut Fritz Haag
  • 13 G-Max Riesling trocken, Weingut Klaus Peter Keller
  • 14 Würzburg Stein-Harfe, Silvaner GG, Bürgerspital zum Hl. Geist
  • 15 Rothenberg Riesling Alte Reben GG, Weingut Kühling-Gillot
  • 16 Bürgstadt Centgrafenberg Hunsrück Spätburgunder GG, Weingut Rudolf Fürst
  • 17 Erbach Marcobrunn Trockenbeerenauslese, Weingut Freiherr Langwerth von Simmern
  • 18 Steinberg Riesling aus dem Cabinetkeller, Hessische Staatsweingüter Kloster Eberbach
  • 19 Lump Silvaner Trockenbeerenauslese, Weingut Horst Sauer
  • 20 Assmannshausen Höllenberg Spätburgunder GG, Weingut August Kesseler
  • 21 Pünderich Marienburg Raffes GG, Weingut Clemens Busch
  • 22 Walporzheimer Kräuterberg Spätburgunder GG, Weingut Meyer-Näkel
  • 23 Forst Kirchenstück GG Riesling, Weingut von Winning
  • 24 Winningen Uhlen, Roth Lay Riesling GG, Weingut Heymann-Löwenstein
  • 25 Dorsheim Burgberg Riesling GG, Schlossgut Diel
  • 26 »Heydenreich« Spätburgunder GG, Weingut Friedrich Becker
  • 27 Forst Kirchenstück Riesling GG, Weingut Dr. Bürklin-Wolf
  • 28 Bernkastel Doctor Riesling Spätlese, Weingut Wwe. Dr. H. Thanisch – Erben Müller-Burggraef
  • 29 Kallstadt Saumagen Riesling Auslese trocken RR, Weingut Koehler-Ruprecht
  • 30 Oberrotweil Kirchberg Spätburgunder GG, Weingut Salwey
  • 31 Homburg Kallmuth Silvaner GG Asphodill, Weingut Fürst Löwenstein
  • 32 Forst Kirchenstück Riesling GG, Weingut Reichsrat von Buhl
  • 33 Spätburgunder »Juwel«trocken, Weingut Krone Assmannshausen
  • 34 Spätburgunder Alte Reben trocken, Weingut Jean Stodden
  • 35 Fellbach Lämmler Lemberger GG, Weingut Rainer Schnaitmann
  • 36 Kallstadt Saumagen Spätburgunder GG, Weingut Rings
  • 37 Hochheim Hölle Riesling GG, Weingut Künstler
  • 38 Iphofen Julius-Echter-Berg Silvaner GG, Weingut Hans Wirsching
  • 39 Spätburgunder Rhini trocken, Weingut Hanspeter Ziereisen
  • 40 Neipperg Schlossberg Lemberger GG, Weingut Graf Neipperg
  • 41 Cuvée X trocken, Weingut Knipser
  • 42 Silberlack Riesling GG, Domäne Schloss Johannisberg
  • 43 Würzburg Stein Silvaner GG, Weingut Juliusspital
  • 44 Ruländer »R« trocken, Weingut Reinhold und Cornelia Schneider
  • 45 Bacharach Hahn »Im Hahnen« Riesling GG, Weingut Toni Jost – Hahnenhof
  • 46 Maximin Grünhaus Abtsberg Riesling Spätlese, Maximin Grünhaus – Schlosskellerei C. von Schubert
  • 47 Fellbach Lämmler Spätburgunder GG, Weingut Aldinger
  • 48 Kirrweiler Mandelberg Weißburgunder GG, Weingut Bergdolt
  • 49 Achkarren Schlossberg Grauburgunder GG, Weingut Dr. Heger
  • 50 »Granat« trocken, Weingut Albrecht Schwegler

Weitere Details zu den 50 besten Weinen Deutschlands finden Sie im aktuellen Falstaff Magazin.

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2018

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Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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