Bei dem Innenarchitekten gestaltet man Hotellerie- und ­Gastronomie-Projekte.

Bei dem Innenarchitekten gestaltet man Hotellerie- und ­Gastronomie-Projekte.
© Derenko

Design: Was kommt, was bleibt, was geht?

Ist die Post-Covid-19-Ära noch mal eine andere Herausforderung? Wie Raumgestalter die Lage einschätzen: eine Relativierung.

Vier Worte, die am Anfang vieler Geschichten stehen – und die meisten erzählen von unbeugsamem Unternehmerwillen. Von Flexibilität und Kreativität, nicht zu vergessen Überlebenswillen. Für Schlagzeilen sorgten so einige, unter anderem die Investorengruppe BOB, die kurzerhand eine als Apartment-Hotel geplante Immobilie in Berlin-Neukölln adaptierte. »Anti-Corona-Hotel« titelten sogleich die Fachmedien. Konkret geht es um Sicherheitsschleusen, Fieberscanner und Überzieher für die Schuhe. In der Lobby soll eine UV-Lichtsäule dafür sorgen, dass die Oberflächen stets gereinigt werden.

In guter mitteleuropäischer Manier denkt man sich sogleich: »Ein bisschen übertrieben.« Aber was ist mit Matratzen, deren Bezüge abwaschbar sind und mit Aufzügen und Wasserhähnen, die berührungslos funktionieren? Könnte das nicht sehr wohl Standard werden? Was ist gekommen, um zu bleiben und wovon werden wir uns wieder verabschieden? Hotelberater sprechen etwa von verkleinerten Konferenzräumen, dafür mehr Platz für Ruhe und Kontemplation, also etwa Flächen für Yogastunden.

»Humor hilft. Auffällige Bodenmarkierungen lassen sich durchaus auch zum Stilmittel erheben.«  
Silvio Kirchmair, CEO umdasch

Separees & »Eau de Desinfection«

»Wissen Sie, ich bin ein überzeugter Optimist und habe die Hoffnung, dass dies temporäre Lösungen sind, welche nicht langfristig das Gestaltungsbild prägen werden«, positioniert sich Derenko-Geschäftsführer Bernhard Hiehs ganz klar. Einst fertigten die Derenko-Mitarbeiter Bänke für die Wiener Votivkirche, »heute entwickeln und planen wir Hotels und Gastronomie-Betriebe«. Beim Aufkommen der ersten Covid-19-Maßnahmen habe man im Wiener Kreativbüro »sehr schnell den Bleistift gespitzt und Prototypen entwickelt. Es gibt unzählige Varianten Desinfek­tionsspender und Trennwände ansehnlich zu gestalten. In Holz verkleidet, in Einrichtungselemente integriert, humoristisch inszeniert. Alles nette Ideen, jedoch kostspielige Sonderbauten.«

Auch Silvio Kirchmair, CEO des international agierenden Unternehmens umdasch – The Store Makers schlägt in eine ähnliche Kerbe. »Nachträgliche Schutzvorkehrungen werden immer aufgesetzt wirken.« Dennoch räumt Kirchmair ein: »Humor hilft. Auffällige Bodenmarkierungen lassen sich durchaus auch zum Stilmittel ­erheben.« Die Ladenbau-Experten haben eine eigene Hygienestationsfamilie entwickelt. Von spartanisch bis zum Multifunktionsgerät, das nicht nur Desinfektionsmittel berührungslos abgibt, sondern auch noch ein Kundenstrommanagement bietet. »Digitale Botschaften an die Kunden gehören zum Standardrepertoire. Und ja, ich würde diese Hygienestationen als Designobjekte durchgehen lassen«, so Kirchmair.

Innovative Retail-Lösungen sind das täglich Brot

Innovative Retail-Lösungen sind das täglich Brot der Oberösterreicher. Vom Harrods in London bis zum »Stiegl«-Restaurant in einem Salzburger ­Einkaufszentrum, das umdasch-Team weiß, wohin die oft gepriesene »Customer Journey« in nächster Zeit führen wird. »In Zukunft werden bestimmt vermehrt Konzepte, die ­einen gewissen Abstand bieten, umgesetzt. Das kann in Form von ›Separees‹ geschehen, aber auch durch die Einbindung von ­digitalen Elementen.«

Hiehs von Derenko, einer Firma, die ­übrigens wie umdasch seit über 100 Jahren besteht, glaubt nicht daran, dass »die Epidemie langfristig ein Umdenken in Planung und Entwicklung mit sich bringt. Neben Desinfektionsspendern gilt Händewaschen noch immer als die effektivste Prävention. Für Betriebe könnte es Sinn machen, ein entsprechendes Augenmerk auf dekorative ­Lösungen im Sanitärbereich zu legen.«

Wie das aussehen könnte, zeigt das Hotel »Sepp« in Maria Alm. In Kooperation mit der regionalen Edelbrennerei Grünegg aus Dienten ist das Desinfektionsparfum »Eau de Desinfection by The Eder Collection« entstanden. Die Duftnoten: Pink Berry, Blue Rosemary und Green Menta. Das Design von »The Sense of Safety«: ganz weit weg von allem, was man sonst so am Markt findet. Die ­Gäste werden es goutieren. Fix.

tophotelconstruction.com

Nicola Afchar-Negad
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