Tankwagen voll mit Wein rollen über die Grenze © Symbolfoto Shutterstock

Demonstranten leeren spanische Wein-Tankwagen

Aufgebrachte Französische Winzer protestieren gegen billigen Wein aus Spanien.

Während im Bordelais die teuersten französischen Weine des neuen Jahrgangs verkostet werden, eskalieren Proteste von Weinbauern, die einfachere Qualitäten produzieren. Wie französische Medien berichten, stoppten rund 150 wütende Winzer  fünf Tankwagen mit spanischen Weinen und fluteten die Autobahn nahe der spanischen Grenze mit dem Inhalt zweier Tanks. Rund 90.000 Liter Wein sollen den Berichten zufolge vernichtet worden sein. Mit dieser radikalen Aktion wollten die Südfranzosen am vergangenen Montag auf ihre verzweifelte Situation aufmerksam machen: Durch Billig-Importe aus Spanien sehen sie sich in ihrer Existenz gefährdet. Während der durchchnittliche Literpreis für Tank-Wein in Frankreich bei 70 bis 80 Cent liegt, kostet der Liter in Spanien nur 30 bis 40 Cent. Die Franzosen sprechen von unlauterem Wettbewerb, da die Sozialabgaben in Spanien geringer seien und dass die spanischen Berufskollegen mit weniger bürokratischen Hürden zu kämpfen hätten. Es wird auch unterstellt, dass billiger Wein aus Übersee als spanischer Wein deklariert wird. Von der französischen Regierung fühlen sie sich im Stich gelassen.

Protestenote aus Spanien

Die spanischen Behörden kritisiserten diese Aktion scharf, besonders weil anwesende Polizisten nichts gegen den Überfall auf die Tankwagen unternommen hätten. Die Europäische Union müsse den freien Warenverkehr gewährleisten. Auslöser für die Proteste waren offenbar bekannt gewordene Statistiken, nach denen die Importe von spanischem Wein binnen einen Jahres um 40 Prozent gestiegen waren.

Gewaltbereite Zellen

Weinbauern aus Südwest-Frankreich sind seit langem als gewaltbereit bekannt. Es gibt sogar eine bewaffnete Zelle namens »Le Crav«, die im Untergrund agiert. Frédéric Rouanet, einer der Rädelsführer, ist vor einigen Wochen in die Schlagzeilen geraten, als er massive Stör-Aktionen gegen die Tour de France androhte. Grund dafür war die Absicht, ein chilenisches Weingut als einen der Hauptsponsoren zuzulassen. Da die Misere der südfranzösichen Weinbauern wohl nicht so schnell gelöst werden wird, ist mit weiteren Protestaktionen zu rechnen.

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Bernhard Degen
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