Der viele Regen bereitet den deutschen Winzern große Sorgen.

Der viele Regen bereitet den deutschen Winzern große Sorgen.
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Dauerregen gefährdet deutsche Weinernte

Die extreme Wettersituation mit wochenlangem Regen hat zu einem Pilzbefall der Trauben-Gescheine geführt.

Die Weinreben in Deutschland befinden sich eigentlich gerade in ihrer sensibelsten Phase. Die Rebblüte hat starken Einfluss auf Menge und Güte des Jahrgangs. Regnet es, kommt es zur Verrieselung, bei der einzelne Beeren nicht befruchtet werden. Geschieht dies in kleinem Rahmen ist es sogar dem Jahrgang dienlich, da es eine natürliche Ausdünnung und damit auch Qualitätssteigerung zur Folge haben kann. Bei Extremwetter wie es in diesem Jahr herrscht, kann es eine existenzbedrohend kleine Ernte zur Folge haben. Als wäre diese Nachricht für die deutschen Winzer nicht schon erschreckend genug, kommt durch die feuchtwarme Witterung der Befall der Trauben-Gescheine durch die Pflanzenkrankheit Peronospora hinzu, auch falscher Mehltau, genannt.

Die Schreckensmeldungen kommen aus fast allen der 13 deutschen Weinanbaugebiete. Rheinhessen, Baden und die Pfalz scheinen hier aufgrund des warmen Klimas besonders betroffen. Allgemein ist der Druck aufgrund der extremen Wettersituation ernorm. Besonders die ökologisch arbeitenden Betriebe, die nur vorbeugend arbeiten können, sind betroffen. »Auch wenn die Schäden stark variieren und von Weinberg zu Weinberg und Terroir zu Terroir verschieden sind, ist der Tenor der deutschen Winzer unisono, dass sich niemand an eine so extreme Wetterlage erinnern kann«, so ist sich der Pressesprecher des Deutschen Weininstituts Ernst Büscher sicher. In Baden hätten schon Weingüter Totalausfälle gemeldet und besonders Steillagenwinzer haben aufgrund der aufgeweichten Böden kaum Chancen Pflanzenschutzmittel auszubringen.
Die Regierung in Rheinland-Pfalz hat auf die dramatische Situation der Bio-Winzer bereits reagiert und die EU aufgefordert Kaliumphosphonat wieder zuzulassen, ein Pflanzenstärkungsmittel, dass für den Öko-Weinbau gerade in einer EU-bürokratischen Schleife fest hängt. »In der derzeitigen Witterung ist Kaliumphosphonat das einzige wirksame Mittel«, sagten Landwirtschaftsminister Wissing und Umweltministerin Höfken. Dem Staatsweingut Bad Kreuznach (Nahe) haben sie die Ausbringung des Mittels gegen falschen Mehltau in Rahmen eines wissenschaftlichen Großversuchs bereits erlaubt. Der Betrieb kann dabei die Ernte sichern, muss aber für mindestens ein Jahr den BIO-Status verlieren.

Steffen Christmann, Präsident des Verbands Deutscher Prädikatsweingüter, hält in seinem Pfälzer Weingut auch in dieser schwierigen Lage am Biogedanken fest. »Wir haben das große Glück, dass wir weniger Regen hatten. Normalerweise ist Peronospora ein Fremdwort für uns, aber man sieht, dass sich da was tut in den Weinbergen.«

Für das Wochenende stehen bereits die nächsten Hitzegewitter an, das wichtigste wäre aber in der aktuellen Situation möglichst trockendes Wetter.

Anna Hochdörffer
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