Coole Drinks für die heiße Jahreszeit

Das wird ein Sommer! Falstaff hat sich in der Barszene umgehört und die neun größten Trends herausgefunden.

Was wir in diesem Jahr in den Strandbars und Grillgärten zwischen Sylt, dem Lago Maggiore und dem Neusiedler See zu erwarten haben, ist ein bunter Mix aus verschiedensten Strömungen der klassischen Barmoderne mit Innovationen kreativer Barkeeper und Produzenten.

Trend 1: Die Entdeckung der Schlehe beim Gin-Drink

Ein großes Thema im Sommer wird sicher der Gin Tonic und der Gin Fizz mit modischem Sloe Gin. Dabei muss man wissen, dass das kein eigentlicher Gin ist, sondern ein Schlehenlikör: Zur Herstellung kann auch Neutralalkohol genommen werden. Die Drinks mit Sloe Gin schmecken herb, trocken und leicht – genau das, was man in einem heißen Sommer braucht.

Trend 2: Das Wermut-Revival

Auch bei den Outspins des Grundstoffs Wein ist eine Renaissance festzustellen. So kehrt etwa der Wermut zurück, und zwar auf einem höheren Level als früher, da der Zusatz von Wermutkraut dem Maskieren billiger Weine diente. In den modernen Wermuts aus tadel­losen Weinen wird dagegen das »Wermutige« kaschiert. Es ist ein bisschen so wie beim Gin, wo in vielen der aktuellen Produkte der Wacholder nur noch in der Erinnerung vorhanden ist.

Trend 3: Die Herrschaft des Holunders

Fünf Jahre ist es nun schon her, dass ein Longdrink einen bis dato im deutschsprachigen Raum noch nie dagewesenen Erfolg erzielte: ein Mix aus Minze, Holunder und Schaumwein. Sein Geheimnis liegt im Geschmack des Holunders, der die ursprüngliche Zitronenmelisse sukzessive ersetzte und anscheinend dem mitteleuropäischen Erfrischungsverständnis am nächsten kommt. Die Essenzen dieses Moschuskrauts bekommt man in Form von Likör, Sirup und Saft. Das Premiumprodukt allerdings wird von Saint Germain in Frankreich in einer tollen silbrigen Art-déco-Flasche geliefert. Auch bei Campari wollte man den Holunder-Hype nicht vorübergehen lassen und entwickelte den Campari Tocco Rosso, in dem zusätzlich Campari enthalten ist.

Trend 4: Die Leidenschaft für Aperol

Weiterer Liebling des Volkes nördlich der Alpen ist der Aperol Spritz. Während dessen Zubereitung einfach ist (Aperol mit Prosecco und/oder Soda), ist der Aufwand etwas größer: Da muss etwa Minze besorgt und fachgerecht behandelt werden, und Holundersirup wächst auch nicht überall auf den Bäumen.

Trend 5: Englische Drinks

Ein britisches Urgestein, der Pimm’s, wird jetzt auch in Zentraleuropa ein heißbegehrter Abkühler. Ein erfrischendes Sommergetränk, das seinen Reiz aus dem »Gemüse« bezieht, das ins Glas kommt. Auf jeden Fall ist das ein Stück Gurke (Schale oder Scheibe), Zitrone, eine Apfelspalte sowie ein Büschel Minze oder Gurkenkraut (Borretsch), das etwa 15 Minuten lang ins eisgekühlte Getränk eingetaucht wird. Der Pimm’s No. 1 selbst ist ein Likör mit Gewürzen auf Ginbasis; kaum alkoholhaltig, da er nur 25 Prozent hat und zu einem Longdrink aufgegossen wird. Original-­Filler sind Ginger Ale, Sprite oder 7 Up, man kann aber auch jede andere Limonade oder natürlich Soda verwenden.

Trend 6: Wein und Wasser nun mit Sirup

Je weiter man von der Waterkant nach Süden kommt, desto öfter trifft man auf die Schorle, die in Österreich und der Schweiz der G(e)spritzte heißt. Das ist Weißwein mit (prickelndem) Mineralwasser oder Soda verdünnt. Der Gag dieser Saison ist, dass das schon seit Jahrzehnten beliebte Sommergetränk mit einem Sirup aromatisiert wird. Veilchen ist dabei derzeit besonders beliebt. Es kann aber auch jeder andere Geschmack sein, bis hin zum Holunder (hier ist er wieder!).

Trend 7: Fremd gemacht statt selbst gemacht

Die Convenience-Welle wird in diesem Sommer ihren ersten Scheitelpunkt erreichen. Denn zu verlockend ist es für Amateure, die keine ausgewiesenen Cocktail-Nerds sind, auf Nummer bequem zu gehen und auf einer Party die in Flaschen abgefüllten Mixed Drinks in mit Eis gefüllte Gläser zu leeren. In Graz etwa produziert Robert Hammer die Hammer-Cocktails in Dosen, erhältlich sind sie über das Internet. Vorgemixte Cocktails genießen im Allgemeinen keinen sehr guten Ruf – und natürlich ist frisch besser. Falls man sich jedoch für seine Party ein Gebinde von einer guten Marke besorgt, anstatt hundert Drinks selbst mixen zu müssen, ist dagegen nichts einzuwenden. Schlecht ist es nur, wenn man das in einem Lokal vorgesetzt bekommt.

Trend 8: Lokal statt global

Wie in der Food-Welt sind lokale Produkte im Moment stark im Kommen. Ein Beispiel dafür ist der österreichische Marco des Wachauer Marillen-Königs Wieser, ein Aprikosen-Aperitif mit leichter Bitternote. Oder Burschik: Der Wermut-Klassiker aus Wien schneidet bei Verkostungen hervorragend ab. In der Schweiz ist es der Wermut Martinazzi Bitter, der – seit den 30er-Jahren im bernischen Kallnach produziert – pur oder als Mix mit Mineralwasser, Eistee, Grapefruit oder Orangina einen schönen Sommerdrink abgibt. Und in Deutschland der unlängst entstandene Belsazar Vermouth, mit den besten Weinen aus dem Südbadischen als Ausgangsstoff und 30 Zusätzen.

Trend 9: Es wird immer kälter

Schließlich: Die Eis-Diversifikation schreitet immer weiter voran. Neben den »normalen« Würfeln und Crushed Ice hat diesen Sommer auch das Shaved Ice wieder seinen großen Auftritt: Schneeeis, das mit speziellen Schabern von Blöcken gekratzt wird. Und das direkt in den Bars. Denn für den eigenen Garten wäre ein Eisblock doch etwas zu aufwendig.

Die passenden Rezepte gibt es in unserer Bilderstrecke!

Text von Angelo Peer

Aus Falstaff Magazin Deutschland Nr. 05/2015

Angelo Peer
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