Tamaris Auer spricht über Neuausrichtung und Bewahrung der Geschichte.

Tamaris Auer spricht über Neuausrichtung und Bewahrung der Geschichte.
© Tiberio Sorvillo - Luca Guadagnini

Ciao Giulia: Tamaris Auer über die Renovierung des »Seehofs«

Angetrieben von der Idee eines bestimmten Wunschgastes, führten die Hoteliers Tamaris und Andreas Auer eine umfassende Renovierung ihres »Seehofs« durch.

Auf einem Hochplateau in der Nähe des Dorfes Natz-Schabs bei Brixen an einem kleinen Natursee Flötscher Weiher befindet sich das »Hotel Seehof«. Jakob Auer, Großvater des Inhabers, gründete im Jahr 1958 das sogenannte Bodenverbesserungskonsortium auf dem Apfelhochplateau Natz-Schabs, wodurch die traditionsreiche Kultivierung der Apfelbäume intensiviert werden konnte. Die direkte Lage im Mittelgebirge verschafft dem Hotel einen alpinen Charakter.

KARRIERE Inwieweit haben Sie sich beim umfassenden ­Umbau mit der Geschichte des Hauses auseinandergesetzt?
TAMARIS AUER Diese war immer ein zentrales Thema. Die zur damaligen Zeit verwendeten, weit verzweigten Wasserleitungen wurden zum Leitfaden des Interior Designs. Kupferrohre, welche im gesamten Haus ersichtlich sind, setzen bewusste Akzente. Wir wollten eine moderne, lichtdurchflutete, authentische, puristische, mediterrane, aber gleichzeig warme Atmosphäre schaffen, fernab von Dirndl und Holladrio. Von diesen Konzepten gibt es bereits genügend, die erfolgreich sind, wir wollten anders sein.

Während der Planung beschäftigte Sie auch ein Wechsel Ihrer ­bestehenden Zielgruppe.
So ist es. Wir hatten bis vor dem Umbau den traditionellen Südtirol-Urlauber ab 50. Wir steuerten bei der gesamten Neuausrichtung auf Giulia. Giulia ist eine moderne Frau zwischen 25 und 40, unabhängig, selbstbewusst, authentisch, natürlich, modebewusst, aber nie overdressed, natürlich, ehrgeizig, freiberuflich, kreativ, legt Wert auf Qualität. Sie sucht die Natur und die Ruhe, da sie ja aus der Großstadt kommt. Aber wir haben auch kesse 60-jährige Giulias bei uns im Haus! Wir haben die neuen Suiten, den Spa, aber auch die Kulinarik nach Giulia ausgerichtet. Und wie herbeiersehnt kamen unsere Giulias ab dem ersten Tag der Wiedereröffnung.

Worauf denken Sie ist diese »Anziehung« zurückzuführen?
Wir haben uns umfassend mit Giulia auseinandergesetzt. ­Sogar unsere Website wurde von Anfang an auf Giulia abgestimmt und gestaltet – das hat sofort funktioniert! Nichts Überladenes, nichts Gekünsteltes. Das ganze Ambiente strahlt Natürlichkeit und Authentizität aus. Auch wir Gastgeber geben uns so wie wir sind und haben uns bemüht, natürliche ­Materialien zu verwenden, sprich Holz, Stein, viel Textil, Leder und Glas – für viel Offenheit und Leichtigkeit. Erdtöne geben den Ton an, in perfekten Einklang mit der umliegenden Natur und dem angelegten Park.

Wie haben Sie das bewusste Erleben der Natur in Ihren ­Außenbereich integriert?
Die neue Wellnessanlage mit Pool und Saunalandschaft verbindet sich volumetrisch mit der dahinterliegenden Landschaft und öffnet sich mit seinen Pultdächern und Pergolaglas mittels großer Panoramafenster Richtung See. Bewusste Blickführungen vom Innenraum in die umgebende Parklandschaft sowie innenliegende Freibereiche, sogenannte Patios, vermitteln ­kontinuierlich das Gefühl in einer Parkanlage zu sein. Der Spa wurde nach dem Prinzip eines römischen Bades konzipiert. Die gesamte Anlage hatte zum Ziel, gesamtheitlich zu wirken, dennoch Zugänge von mehreren Seiten zu ermöglichen.

Daten und Fakten zum Hotel

Seehof Nature reTreat
Grundstücksfläche: 13.800 m2
Gesamtnutzfläche: 4.900 m2, davon 2.220 m2 neu
Bebaute Fläche: 2.670 m2
Planungsbeginn: 2014
Bauphase: Oktober 2016 – April 2017
Zimmer: 48, davon 16 neue Suiten
Mitarbeiter: 26
Mitarbeiterhaus: Einzelzimmer mit Balkon

www.seehof.it
Interview aus Falstaff KARRIERE 03/18.

Alexandra Gorsche
Alexandra Gorsche
Herausgeberin Profi
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