Für das Château Mukhrani standen Schlösser aus Bordeaux Modell.

Für das Château Mukhrani standen Schlösser aus Bordeaux Modell.
© Peter Moser

Château Mukhrani: Der Weg in die Moderne

Wie ein zwischenzeitlich verwahrlostes Château zu Georgiens neuem Wein-HotSpot wurde.

Wäre da nicht ein eher unscheinbarer Wegweiser mit dem Namen des Weinguts, man käme kaum auf die Idee, in diesem kleinen Dorf ein feudales Anwesen wie das Schloss von Mukhrani vorzufinden. Nach einer rund halbstündigen Fahrt über die Autobahn von Tiflis in Richtung der Stadt Gori im Nordwesten, vorbei an Mzcheta und dem Bergkloster Dschwari, aber auch an einer großen Kolonie, errichtet für die Flüchtlinge aus dem nahen Südossetien, erreicht man das Dorf Mukhrani. Zwei Gründe führen Besucher in diese geschichtsträchtige Ortschaft, und beide haben einen kulinarischen Hintergrund. Bekannt ist Mukhrani für die gute Fleischqualität, die von den zahlreichen Metzgern des Orts angeboten wird. Hat man etwas zu feiern, so kauft auch der Städter hier ein, seien es Schwein, Rind oder auch nur ein paar Hühner. Seit über fünfhundert Jahren ist der Ort aber auch Namensgeber für eine berühmte Linie der königlichen Familie aus dem Hause Bagrationi, die hier 1512 begütert wurde. Ein Nachfahre dieses Adelshauses begründete in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts den Ruhm des Weins, der auch heute wieder im Ort erzeugt wird und der auf dem besten Weg ist, sich an der Spitze der neuen georgischen Weine einzureihen.
Im Jahr 1875 bereiste Prinz Ivane Mukhranbatoni Frankreich und lernte die Weinregionen von Bordeaux und Champagne kennen. Er fasste den Entschluss, auf dem Land seiner Väter mit dem regional bereits erfolgreich bestehenden Weinbau nach modernsten Erkenntnissen international durchzustarten. Er ließ nach dem Vorbild der Krimschlösser ein Château und neue Weingärten rund um Mukhrani, auch mit neu importierten Rebsorten, anlegen sowie eine Kellerei mit einem Fassungsvolumen von 1,2 Millionen Litern errichten. Dimensionen, wie man sie in der Kaukasusregion damals noch nicht gesehen hatte. Speziell mit Schaumwein machte sich Prinz Mukhranbatoni einen Namen und holte Medaillen von Moskau und Wien bis Paris. Während der Sowjetzeit wurden die Gebäude fast zerstört, die Keller stürzten teilweise ein, und die Weingärten verwahrlosten.  
Erst 2002 nahm sich eine Investorengruppe, heute geführt von Frederik Paulsen, Mukhranis an und leitete die Wiederauferstehung dieses Juwels unter den georgischen Weingütern ein. Konsequent wurde in modernste Kellertechnik investiert, die 102 Hektar umfassenden Weingärten rekultiviert und 2013 mit Patrick Honnef als CEO und verantwortlichem Kellermeister ein international anerkannter Önologe aus Bordeaux nach Georgien geholt. Es ist das Bestreben, auf Château Mukhrani mit den wertvollen autochthonen georgischen Rebsorten in Kombination mit der besten Technologie qualitativ zur Weltspitze aufzuschließen. Mit einem Gastronomie- und Hotelleriekonzept will man das Château vor den Toren der Hauptstadt Tiflis zukünftig zu einem Hotspot des georgischen Weintourismus ausbauen. Unter dem Dach des Wein- und Spirituosenkonzerns Marussia Beverages besitzt Paulsen ein zweites großes Weingut namens GWS in Georgien, in Telavi in Kachetien, das etwa 400 Hektar Weingärten besitzt und seit 2013 vom Franzosen Philippe Lespy geleitet wird, der davor acht Jahre bei Baron Philippe de Rothschild gearbeitet hat. Unter der Marke »Tamada« erobern die Weine von GWS eine stetig wachsende internationale Anhängerschaft.

Wein Bar Mukhrani
Samghebro-Straße 6, Tiflis
www.chateaumukhrani.com 

Erschienen in
Falstaff Nr. 01/2018

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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