Bollinger Vieilles Vignes Clos St. Jacques.

Bollinger Vieilles Vignes Clos St. Jacques.
© Peter Moser

Champagne Bollinger mit neuer Luxus-Cuvée

Das Haus Bollinger bereitet sich fulminant auf das 200-Jahr-Jubiläum 2029 vor.

Champagne Bollinger, gegründet im Jahr 1829, bereitet sich bereits auf das 200-Jahr-Bestehen im Jahr 2029 vor. Und man stellt nun die Weichen für die nächsten beiden Dekaden. »Einen großen Champagner macht man ja auch nicht von heute auf morgen, also müssen wir uns jetzt zu rüsten beginnen, damit wir unser bevorstehendes Jubiläum würdig begehen können«, so Charles-Armand de Belenet, Chef dieses einzigartigen Champagnerhauses anlässlich einer Präsentation, die vergangene Woche am Weingut für die internationale Presse vonstatten ging. Der Hauptgrund für die Einladung war allerdings der Launch eines neuen Produktes in der Spitzenkategorie, nämlich einen Champagner aus einem für Bollinger besonders wichtigen Weingarten. Aber der Reihe nach.

Champagner-Kenner wissen es: eine Grundsäule der DNA für den unverwechselbaren Bollinger-Stil ist die Rebsorte Pinot Noir, diese ist die aromatische Essenz der Marke. In Verbindung mit der Expertise, was die dafür bestgeeigneten Böden anbetrifft und den optimalen Klonen der Traubensorte, die man über viele Jahre selektioniert hat, will man nun aus Anlass des 200jährigen Bestands den Pinot Noir noch stärker in den Vordergrund als bisher. Und so wurden nun gleich drei neue Cuvées auf den Markt gebracht, die dieser Expertise auf unterschiedliche Weise Rechnung tragen. Den Auftakt zur Verkostung dieser drei reinsortigen Pinot Noir-Champagner, also Blanc de Noirs, bildete die Cuvée mit der etwas sperrigen Bezeichnung PN TX17. Das PN für Pinot Noir steht ist leicht zu erkennen, TX steht für die hauseigenen Rebberge beim Dorf Tauxières und 17 für das Jahr des Basisweines. Es handelt sich hier bei um den dritten Wein in der neuen PN-Serie, wobei VZ15 und VZ16 mehrheitlich aus Trauben aus Verzenay kreiert wurden. Für die neueste Ausgabe wurde nun ein signifikanter Anteil des Weines aus Tauxières ausgewählt, der sich dem Konsumenten durch seine frische, präzise und komplexe Stilistik mitteilt, die durch die Verwendung von in Magnumflaschen gereiften Reserveweinen aus 2006 und 2009 noch zusätzlich verstärkt wurde. 4 Jahre reifte die Cuvée in der Flasche auf der Hefe, die Dosage ist ganz bewußt mit nur 4 Gramm sehr niedrig angesetzt, als Extra Brut wird die vinöse Komponente noch zusätzlich unterstrichen, 7 Gramm Säure verleihen dem PN TX17 viel Schwung und Rasse.

Es folgte eine Weltpremiere, denn zum ersten Mal in der langen Geschichte von Bollinger wurde eine Single Vineyard Cuvée präsentiert: nach einer Reifezeit von neun Jahren auf der Hefe wurde der Jahrgangschampagner La Côte aux Enfants Aÿ Grand Cru 2012 aus der Taufe gehoben. Freunde des Hauses Bollinger ist diese Weingartenlage, die zwischen den Jahren 1926 und 1934 von der Familie Bollinger erworben werden konnte, im Zusammenhang mit dem bekannten roten Stillwein, der aus den nach Süden orientierten Reben der Lage erzeugt wird, schon ein Begriff. Die besten Trauben der nach Nordwest orientierten 2 Hektar großen Parzelle von La Côte aux Enfants wurden nun verwendet, um diesen neuen Jahrgangschampagner von enormer Personalität zu formen, der nun den Spitzenplatz über Grande Année und R.D. beansprucht. Die La Côte aux Enfants ist eine Monopol-Lage des Hauses Bollinger und diese pure Pinot Noir-Cuvée aus einem der besten Jahrgänge der letzten Zeit verkörpert einfach alles, was Bollinger ausmacht. Eine sowohl horizontal wie vertikale aromatische Tiefe, die Ernsthaftigkeit, die durch den Fassausbau und die lange Reifezeit alle Nuancen befestigt und verbreitert, die Würze des Pinot Noirs und dazu die Länge und Frische eines wahrhaft großen Weines.

Es folgte die Präsentation des jüngsten Jahrgangs einer bereits bekannten Cuvée, und zwar 2013 der Vieilles Vignes Françaises, die seit dem Premierjahrgang 1969 in den besten Jahren erzeugt wird. Dieser Blanc de Noirs ist für die meisten Champagnerfreunde leider unerreichbar, was weniger an seinem durchaus stolzen Preis sondern definitiv an seiner limitierten Verfügbarkeit liegt. Vom aktuellen Wein konnten ganze 2.477 Flaschen abgefüllt werden. Dieser kostbare Champagner wird aus zwei sehr kleinen Weingärten gewonnen, die direkt am Weingut angrenzen: dem Clos St. Jacques und Chaudes Terres. Es handelt sich dabei um wurzelechte Rebstöcke, die auf wundersame Weise der Reblaus entgangen sind. Man bemüht sich bei Bollinger nach Kräften diese beiden mit Mauer umgrenzten Weingärten zu bewahren – einen dritten hat die Phylloxera schon besiegt – allerdings weiß man seit zwei Jahren, dass auch diese letzten Bastionen bereits vom schädlichen Insekt erreicht worden sind. Es ist also fraglich, wie lange es diese Rarität noch geben wird, die Klimaerwärmung und die Zeit arbeiten gegen die VVF (Vieilles Vignes Françaises). Umso beeindruckender für die Anwesenden, dass man zur Feier des Tages einige Flaschen geopfert hat und so kann an dieser Stelle wenigstens davon aus erster Hand berichtet werden, wie der durchaus kraftvolle, tiefgoldgefärbte Luxuschampagner schmeckt. Ein grandioses Verkostungserlebnis, dass auch die Jugend des Produktes noch trübte und doch ist klar, ein derart komplexer Champagner darf ruhig einige Jahrzehnte ruhen und wird dabei noch weitere Facetten gewinnen. Wie um die Richtigkeit dieser These unter Beweis zu stellen, wurde anlässlich des Mittagessens auf dem Weingut ein gereifter Champagner blind serviert. Sein edel gereiftes Bukett und die sporadischen Perlen, die im Glas sichtbar wurden, verwiesen auf ein entsprechendes Alter, die Frische am Gaumen erschwerte es allerdings, die feinen Bollinger-Jahrgang als 1947 anzusprechen. Der Wein wurde bereits 1971 degorgiert und lagerte seither im tiefen Keller des Hauses, um nun im zarten Alter von 75 Jahren den würdigen Abschluss der Verkostung zu bilden, die für die Zukunft des Hauses Bollinger richtungsweisend sein wird.

Für die kommenden Jahre hat man sich viel vorgenommen im Traditionsbetrieb in Aÿ, um das Jubeljahr 2029 würdig begehen zu können. Das historische Weingut wird renoviert und Teile des Betriebes so umgebaut, dass sie sowohl die Werte wie die Geschichte des Hauses reflektieren. Eine wahre Kathedrale, die sich in Richtung der Weinberge öffnet, wird rund 5000 Fässer fassen können, und damit der größte Holzfasskeller der Champagne sein, in dem die Weine der Grands und Premiers Crus gereift werden. Um Weinenthusiasten aus aller Welt empfangen zu können, wird ein in der Region bisher einzigartiges Öno-Tourismus-Konzept umgesetzt. Es wird ein Hotel mit 20 Zimmer samt Restaurant inmitten der Weingärten im Weingut integriert, Pool und Wellnessbereich, Shop, Tasting Rooms und Private Dining-Räume ebenso, um den Gästen ein mehrtägiges Champagnererlebnis anbieten zu können. Der Juli 2026 ist für die Fertigstellung dieser ambitionierten Pläne vorgesehen.

Ab sofort kann man hingegen die neusten Kreationen des Hauses Bollinger genießen, die in Österreich vom Importeur kateandkon.com angeboten werden, die neue limitierte Edition des PN TX17 ist für € 92,- bereits verfügbar.


Hier geht es zum Tasting! 

Neues aus dem Hause Champagne Bollinger


Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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