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Caminada-Schüler belebt den Landgasthof Adler wieder

Seit sich der Sternekoch Josef Bauer in den Ruhestand verabschiedet hat, war einer der ältesten und schönsten Landgasthöfe Württembergs nur ein Bed-&-Breakfast-Haus. Nun tritt ein junger Koch in dessen Fußstapfen: Michael Vogel, der zuletzt drei Jahre bei Andreas Caminada war.

Jahrzehntelang war das kleine Rosenberg, im Ostalbkreis zwischen Schwäbisch Hall und Ellwangen gelegen, ein Fixpunkt auf der Gourmetlandkarte. Im »Landgasthof Adler« hatte der Patron und Küchenchef Josef Bauer 27 Jahre lang einen Michelin-Stern erhalten, bis er sich 2016 in den Ruhestand zurückgezogen hat. Seitdem führt seine jüngste Tochter Anna mit ihrem Mann Marc Elsäßer das Haus mit seinen neun Zimmern als Bed-&-Breakfast-Hotel.

Am 18. Februar nun schwingt sich der »Adler« zu neuen Höhen auf. Der Landgasthof ist weiterhin im Besitz der Familien Bauer und Elsäßer, neuer Pächter und Küchenchef aber ist Michael Vogel. Der 29-Jährige stammt aus der Region und hatte zwei Jahre unter Josef Bauer als Chef de Partie gearbeitet. Jetzt kehrt er zurück, und das mit besten Referenzen, denn er kommt aus Fürstenau, wo er drei Jahre beim Schweizer Drei-Sterne-Koch Andreas Caminada auf »Schloss Schauenstein« und in der »Casa Caminada« war, zuletzt als Poissonier.

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»Große Fußstapfen«

Gegenüber Falstaff äußert sich Vogel vorerst zurückhaltend und spricht von »großen Fußstapfen«, in die er trete. Zwar habe er bei Caminada mit zwölf Köchen »in einer Klasse für sich« gearbeitet. Im Landgasthof aber gehe er mit einem Dreierteam in der Küche an den Start. Unter anderem soll Wild aus seiner eigenen Jagd eine Rolle spielen, aber: »Der Adler wäre nicht der Adler ohne die alten Klassiker von Josef Bauer.« Natürlich wolle er die Gerichte nicht eins zu eins nachkochen, sondern durchaus eigene Akzente setzen. Aber er könne sich Reminiszenzen wie etwa den legendären Zwiebelkuchen als Amuse Gueule vorstellen. Außer dem Abendmenü soll es an Wochentagen auch eine kleine Mittagskarte geben.

Das Restaurant bietet mit Nebenraum Platz für bis zu 50 Gäste. Mit der Gestaltung des Landgasthofs, Baujahr 1348 und seit 1858 in Familienbesitz, hatte bereits 1960 der Grafikdesigner Professor Alfred Lutz Maßstäbe für einen Mix aus Tradition und Moderne gesetzt. Helles Fachwerk und Parkettfußboden treffen auf kräftige Farbgestaltung und Designklassiker aus der Bauhauszeit. Josef Bauer übrigens, der dieses Jahr 80 wird und mit seiner Frau Marie-Luise nebenan wohnt, hat sich im Ruhestand verstärkt der alten Hausbrennerei gewidmet. Unter dem Namen »Sturzflug« sind Gins, ein Whisky und ein Kräuterlikör auf dem Markt. Auch davon können Gourmets, die sich seit Jahren nach ihrem »Adler« sehnen, zwischen auserlesenen Weinen in den Genuss kommen. Ab sofort kann reserviert werden.            

Matthias Ring
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