Blick auf einen Weinberg im Hunter Valley. Der Himmel im Hintergrund ist rauchverhangen und leuchtet aufgrund der Buschfeuer orangerot.

Blick auf einen Weinberg im Hunter Valley. Der Himmel im Hintergrund ist rauchverhangen und leuchtet aufgrund der Buschfeuer orangerot.
© Shutterstock

Buschfeuer in Australien: Auch Winzer betroffen

Während die verheerenden Brandherde weiter lodern rückt die Winzerschaft Down Under näher zusammen. Vereinzelt sind ganze Weingüter niedergebrannt.

Es ist eine Katastrophe von enormem Ausmaß: Infolge des laut Australian Bureau of Meteorology heißesten und trockensten Sommers seit Beginn der Wetteraufzeichnungen kämpft der ganze australische Kontinent seit November des Vorjahres gegen verheerende Buschfeuer. Medienberichten zufolge sind bereits mehr als 2000 Häuser von den Flammen geraubt geworden und eine Fläche von etwa sieben Millionen Hektar ist bisher niedergebrannt. Die Umweltschutzorganisation WWF Australien teilte kürzlich mit, dass bereits rund 1,25 Milliarden Tiere direkt bzw. indirekt durch die Brände getötet wurden. Medienberichten zufolge belaufen sich die Schäden bereits auf mehrere hundert Millionen Euro.

Davon betroffen ist auch die australische Winzerschaft. Welches Ausmaß der Schaden in Weingärten und auf Weingütern schlussendlich erreicht, sei noch nicht abzuschätzen und es werde wohl noch Wochen dauern, so Andreas Clark, Wine Australia Chief Executive Officer, in einem Statement auf der Website der Organisation. Zu berücksichtigen seien nicht nur die offensichtlichen Brandschäden, sondern auch jene Folgen, die die durch die Feuer verursachte Hitze auf die Reben hat, so Clark weiter. In einigen Regionen von South Australia, New South Wales, Victoria und Queensland wurden ganze Weingüter und Existenzen zerstört, es werde Jahre dauern, bis sich die Regionen davon erholt haben. Es sei auch weder das erste, noch das letzte Mal, dass Australien mit Buschfeuern kämpft und man müsse die durch die Brände verursachten Schäden für den Weinbereich auch im Kontext betrachten, betont Clarke. Ohne Einzelschicksale hinunterzuspielen, seien die Schäden für bewaldete Flächen, Nationalparks und das Tierreich wesentlich höher. Maximal liegen 1500 Hektar Rebfläche in den von den Buschbränden bedrohten Regionen. Wäre diese komplette Fläche verbrannt – und das ist sie nicht – wäre lediglich rund ein Prozent der Gesamtanbaufläche in Australien betroffen.

Etwa das Weingut Vinteloper in der Region Adelaide Hills, wo es im Dezember 2019 brannte, das sich aber via Instagram-Account kämpferisch zeigt: »From these ashes we will rise.«

Auch das familiengeführte Weingut Johansen Wines in der Region Tumbarumba sieht sich mit den Flammen konfrontiert. Das Weingut musste am Neujahrsabend evakuiert werden.

Courabyra Wines opferte einige Rebanlagen dem Feuer, Keller, Wirtschaftsgebäude und das Haupthaus blieben indessen verschont.

Außerdem von den Bränden betroffen sind Golding Wines, Anderson Hill, ArtWine, Barristers Block, Bird in Hand, Emmeline Wines, Geoff Weaver, Henschke, New Era Vineyards, Nova Vita Wines, Petaluma, Riposte Wines, Simon Tolley Wines, Tilbrook Estate, Tomich Wines, und Turon Wines.

Tony Battaglene, Australian Grape & Wine Chief Executive, spricht indessen von kurz- sowie langfristigen Unterstützungen für die von den Buschbränden betroffenen Winzer. Dies umfasse nicht nur erste Akutmaßnahmen, sondern auch Unterstützung für jene Winzer, die ihre Rauch-geschädigten Trauben nicht verarbeiten oder verkaufen können und die touristische Wiederbelebung der Regionen, in denen aktuell Buschbrände wüten. Darauf sei man vor allem auch auf Spenden angewiesen, so Battaglene. 

»Unsere Botschaft ist, dass Australien zwar unter den Feuern leidet, aber trotzdem ›open for business‹ ist.«
Tony Battaglene

Angus Barnes, Executive Officer der The New South Wales Wine Industry Association, betont gegenüber der Branchen-Plattform The Drinks Business, dass die Sicherheit der Menschen oberste Priorität habe. Auch er mache sich Sorgen um die Auswirkungen des Rauchs auf die Traubenqualität, deshalb sei eine große Workshop-Reihe zum Thema Feuer und Rauch für Winzer geplant. Dafür arbeite man mit führenden Forschungsinstituten zusammen. Generell sei es für eine Prognose hinsichtlich der Auswirkung der Rauchentwicklung noch zu früh. Barnes hofft indessen, dass sich die Schäden in Grenzen halten werden, da bis zur Ernte noch einige Zeit vergehe und sich die Reben und Trauben bis dahin eventuell erholen könnten.

Noch ist kein Ende der Buschbrände in Sicht. In New South Wales brennen noch 116 Feuer, twitterte Fire and Rescue NSW am Morgen des 7. Januar, »die Feuer werden noch Monate brennen«, wird der der australische Premierminister Scott Morrison zitiert. Um die australische Bevölkerung zu unterstützen wurden indessen zahlreiche Hilfsfonds und Spendenseiten eingerichtet. Einen Überblick gibt es hier:

Und Weinfreunde unterstützen die australischen Winzer, indem sie ihre Weine kaufen, trinken und sie besuchen.

Gus Gluck, Mitbegründer von Quality Wines in London, hat eine Charity-Auktion australischer Weine initiiert. Die Online-Versteigerung läuft von 10. bis 12. Januar, der Erlös kommt den von den Buschbränden Betroffenen zugute.

Zur Auktion
 

Vom Buschfeuer betroffene Weingüter und wie Sie helfen können.

Update – 29.1.2020:
Spitzenrestaurants organisieren Fundraising-Dinner

Das »Noma« in Kopenhagen organisiert am 24. Februar gemeinsam mit befreundeten Gastronomen ein Charity-Abendessen. Unter den teilnehmenden Restaurants finden sich etwa das »108« und das »Barr«, wo das Dinner auch stattfinden wird. Das »Noma«-Team, das Anfang 2016 für mehrere Wochen mit einem Pop-Up in Sidney vor Ort war, spendet gemeinsam mit den anderen Gastgebern hundert Porzent des Ticket-Preises (Menü inkl. Getränkebegleitung) von 2000 Dänischen Kronen (umgerechnet rund 267 Euro) an den World Wide Fund for Nature.

»We’ve been deeply saddened to see what has been happening, and would like to give back in a small way.«

Marion Topitschnig
Autor
Mehr entdecken
Opernhaus Sydney: Das wohl berühmteste Wahrzeichen der Stadt beherbergt seit Kurzem das Zweitlokal von Australiens Starkoch Peter Gilmore, das »Bennelong«.
Travelguide
Australien: Große Oper
Zwischen hochklassigem, autochthonem »Bush Food« und urbanen, lockeren Konzepten wie dem der...
Von Markus Curin
Mehr zum Thema
Advertorial
Die Essenz Australiens
Die eindrucksvolle Lagerfähigkeit und die vielfältige Herkunft der Trauben aus renommierten...
Weinreise
Top-Hotels für Weinliebhaber
Im Burgund eröffnet ein neues Luxus-Boutique-Hotel, das sich ganz den edlen Tropfen verschrieben...
Von Julia Emma Weninger