Buchtipp: Die Weinbibel von René Gabriel

200 Kapitel mit Verkostungsnotizen, Bewertungen, unterhaltsamen Geschichten und Winzer-Interviews.

Dass der Schweizer Weinpapst seinem siebten Buch den Titel »Weinbibel« gegeben hat, liegt weniger an seinem dogmatischen Ansatz – denn für unfehlbar hält sich der Autor 
beileibe nicht –, sondern an der Gliederung in mehr als zweihundert Kapiteln, mit recht unterschiedlichem Inhalt. Dieser besteht aus einer süffigen Mischung an Verkostungsnotizen, Bewertungen, Weingut-Informationen, unterhaltsamen Geschichten und Winzer-Interviews.

1000 Seiten stark, drei Kilo schwer
Dabei kommen auch die Gourmets nicht zu kurz. Denn oft dokumentiert Gabriel die Menüfolge oder hebt besonders passende Verbindungen von Speisen und Weinen hervor. »Es ist kein reines Weinbuch. Die ›Weinbibel‹ wird sicher ein breiteres Publikum ansprechen, weil es über die in herkömmlichen Weinführern übliche Anhäufung von Bewertungen und Weinnotizen weit hinausgeht«, sagt René Gabriel. Und dem kann 
seine Gattin Karin nur beipflichten, hat sie doch das mehr als tausend Seiten starke und drei Kilo schwere Opus magnum lektoriert.

Weinerlebnisse
»Es ist ein Buch entstanden, das auch weibliche Leser ansprechen könnte«, meint Karin Gabriel, »weil es durch die Art, wie es geschrieben wurde, tiefe Einblicke in die allgemeine Welt des Weins und der Kulinarik ermöglicht.« Entstanden ist jedenfalls eine Sammlung unzähliger Weinerlebnisse, die der Autor mit seinen Lesern auf eine sehr persönliche Weise teilt. Das Buch lädt zum Schmökern ein, es ist eines, das man immer wieder gerne zur Hand nehmen wird. Mehr als 1500 Fotos illustrieren die önophilen Geschichten des bekannten Weinkenners und gelernten Kochs.

Humorvoll und kurzweilig
Man merkt Gabriel nicht nur an, dass er weiß, wovon er spricht, sein humorvoller Stil macht das Konsumieren der Kurzgeschichten leicht und kurzweilig. Zwanzig Jahre als Wein-Einkaufschef für den Schweizer Mövenpick-Konzern haben ihm viele Türen geöffnet, und es wurden ihm dort Einblicke gewährt, wo der Durchschnitts-Weinfreund oft vor verschlossenen Pforten steht. Gabriel gewährt mehr als nur einen flüchtigen Blick durch so manches Schlüsselloch, er macht es dem Leser leicht, die große Weinwelt und ihre Mechanismen zu verstehen. Gabriel schreibt so, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, seine Sprache ist blumig und so persönlich gefärbt, dass im Buch sogar ein mehrseitiges Glossar die Bedeutung manch spezieller Gabriel-Begriffe ausdeutscht.

Journalist und Glasverkäufer
Sein bisheriges Weinleben bot ihm zahlreiche interessante Begegnungen und die Möglichkeit, neue Freundschaften zu knüpfen – alles stets verbunden mit der großen Liebe zum Wein. Heute ist Gabriel selbstständiger Tausendsassa und als Berater, Journalist, Degustations-Organisator und Veranstalter unterwegs, fungiert als Weinreiseleiter, Auktionator und schließlich auch als Glasverkäufer. Dabei handelt er nicht mit irgendwelchen Gläsern, sondern mit seinen eigenen. Das von ihm entwickelte »Gabriel-Glas« ist eine eigene Erfolgsgeschichte.

Geschenketipp
Sollten Sie auf der Suche nach einem passenden Weihnachtsgeschenk für sich oder einen Weinfreund sein: Die neue »Weinbibel« von René Gabriel ist seit dem 12. Oktober auf dem Markt, mit 225 verschiedenen Geschichten, meist in Degustationsform präsentiert, mit Verkostungsnotizen, Bewertungen, Interviews und zahlreichen Hintergrundinfos. Dazu gibt es viele Vertikal-Degustationen, tolle Jahrgangsanalysen und natürlich viel Bordeaux. Aber auch viel anderes: zum Beispiel über Grange, Burgunder, Château Musar aus dem Libanon, Schweizer Winzer und einen Streifzug durch Österreich.

Weinbibel
René Gabriel
Hardcover, über 1000 Seiten, 1500 Fotos
98 Euro
www.weingabriel.ch

(von Peter Moser, aus: Falstaff Magazin Nr. 8/2015)

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