Aussicht auf die mittelalterliche italienische Stadt Montalcino.

Aussicht auf die mittelalterliche italienische Stadt Montalcino.
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Brunello 2015: Ein Jahrgang wie ein Kunstwerk

Mit 2015 stand in diesem Jahr in Montalcino wieder ein Fünf-Sterne-Jahrgang zur Verkostung parat. Die Hälfte der Jahresproduktion ist bereits verkauft. Brunello boomt.

Montalcino – da geht einem das Herz auf. Sanfte Hügel, intensive Farben, offener Himmel, herrlicher Wein: hier fühlt sich die Seele wohl. Die Freude war in diesem Jahr noch stärker, denn mit 2015 stand wieder ein Fünf-Sterne-Jahrgang zur Verkostung. Nach dem eher mageren Jahrgang 2014 durfte sich der Gaumen wieder auf runde, harmonische Weine einstellen. Und er wurde nicht enttäuscht.

143 Produzenten präsentierten ihre Rosso, Brunello, Riserva, Moscadello und Sant’Antimo. Falstaff konzentrierte sich in der Verkostung auf Brunello 2015, welcher sich mit intensiven Nuancen von reifer Frucht präsentiert – sei es in der Nase als auch am Gaumen – mit ausgezeichnetem Verhältnis zwischen Tannin und Säure, langanhaltend im Aroma und Trunk. Die Weine präsentieren sich erstaunlich frisch. Gar einige Produzenten sprechen von einem Jahrgang für die Geschichte. Nicht nur qualitativ, auch wirtschaftlich durchbricht 2015 eine Schallmauer. Trotz gestiegener Preise ist die Hälfte der Brunello-Produktion nur zwei Monate nach Markteinführung bereits verkauft.

Olympia trifft Traumjahrgang

Der Jahrgang 2019 erhält wieder fünf Sterne! Die dazugehörende Kachel auf dem Gemeinde-Palazzo von Montalcino wurde dieses Jahr vom Präsidenten des Olympischen Komitees Italiens (CONI) Giovanni Malagò enthüllt. Die Kachel zeigt die Freude vom verwirklichten olympischen Traum die Winterspiele Milano-Cortina 2026 in Italien abhalten zu dürfen. »Der olympische Traum steht in Verbindung mit dem Traum-Jahrgang 2015«, erklärt Weinfreund Malagò, »Emotionen lassen uns träumen – beim Sport wie bei einem exzellenten Glas Brunello.« Ein Höhepunkt des Benvenuto Brunello 2020 war das Galadinner, zubereitet von Italiens höchstdekoriertem Sternekoch Enrico Bartolini (insgesamt acht Michelin Sterne). Bartolini und sein Team vollbrachten bei über 300 Gästen eine wahre Meisterleistung. Zum Menü wurden – wie kann es anders sein – die neuen Jahrgänge der Weine aus Montalcino kredenzt.

Brunello als Kapitalanlage

Spannend wird es letzthin in Montalcino nicht nur für Weinkenner, sondern auch für Investoren: Brunello hat nämlich höhere Rendite als Bonds. Das lassen sich die Winzer zurzeit genüsslich auf der Zunge, pardon, am Gaumen zergehen. Nur so viel: Heute ist der Offenwein vier Mal so viel wert wie 2010. Laut winenews.it ist der Hektarpreis in der Nähe der Million angelangt. Das sind 4.500 Prozent mehr als noch vor fünf Jahren. Tendenz steigend, wohlgemerkt. Der Wettlauf um den Boden hat bereits begonnen. Argwöhnisch werden zurzeit die Verhandlungen um die Übernahme vom Großbetrieb Banfi von Seiten der LMVH Gruppe verfolgt. Summen zwischen 850 Millionen und 1 Milliarde Euro werden kolportiert. Hier entsteht gerade ein neuer Richtwert für das gesamte Gemeindegebiet.

Das gesamte große Brunello-Tasting mit den am höchsten bewerteten Weinen finden Sie im Falstaff Magazin Nr. 2/2020.

Simon Staffler
Simon Staffler
Head Of Tastings Falstaff Italien
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