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Bordeaux Arrivage 2019 – Teil 3

Ein Jahrgang, der alles hat – Bordeaux 2019 kommt auf den Markt.

In den beiden vergangenen Woche haben wir Ihnen in Teil 1 die allgemeinen Eindrücke zum Jahrgang 2019 in Bordeaux geschildert, und die Bewertungen und Verkostungsnotizen zahlreicher Weine mit einem Schwerpunkt zum rechten Ufer (Teil 1) und den klassifizierten Gewächsen vom Linken Ufer (Teil 2) vorgestellt, die in den letzten beiden Monaten neu erstellt wurden.

Im dritten und nunmehr letzten Teil unserer umfangreichen Arrivage-Berichterstattung, gestützt auf mehreren persönlichen Besuchn vor Ort in der Gironde, folgen nun die klassifizierten Weine aus Bordeaux-Stadt und dem südlichen Umland, die als Grands Crus der Appellation Pessac-Leognan bekannt sind. Hier wachsen die besten Weißweine der Region, der Sauvignon Blanc spielt die erste Geige, dazu gesellen sich auch Sauvignon Gris und Semillon. Auch die Rotweine basierend auf Cabernet Sauvignon und Merlot fühlen sich hier sehr wohl. An der Spitze der Nomenklatur trohnt Château Haut-Brion, das als einziger Betrieb bereits ins Klassement von 1855 aufgenommen wurde und zwar auf allerhöchster Ebene als Premier Grand Cru Classe neben den Châteaux Margaux, Lafite und Latour. (Mouton-Rothschild wurde bekanntlich erst 1973 in den höchsten Rang erhoben). Gemeinsam mit dem Schwesternweingut La Mission Haut-Brion, sowie Château Pape-Clément und Château Carmes Haut-Brion liegt dieser Betrieb heute tatsächlich mitten in Stadt, die Weingärten bilden kleine grüne Inseln in der Millionenstadt Bordeaux.

So gut wie alle klassifizierten Betriebe in Pessac-Léognan erzeugen sowohl Rot- wie Weißwein, allerdings sind nicht alle Güter für beide Varianten als Cru Classé de Graves klassifiziert. Die Ausnahme von der Regel ist Château Haut-Bailly, das über gar keine Weißweinproduktion verfügt. Wie sich die Einschätzung geändert hat, zeigt auch der Umstand das beispielsweise die Spitzenbetriebe Pape-Clément und Smith Haut-Lafitte nur für den roten Grand Vin den Begriff Cru Classé tragen dürfen, nicht aber für ihre exquisiten Weißweine, noch absurder ist dies im Fall von Château de Fieuzal, das einen berühmten Weißwein macht, aber ebenfalls nur für den roten Vertreter des Hauses Cru Classé Status genießt. Dem Konsumenten kann es egal sein, denn was einzig zählt ist ohnehin die Qualität.

Resumée der Jahrgangseinschätzung für 2019

Wir möchten an dieser Stelle das Resumée der Jahrgangseinschätzung für 2019 wiederholen: »Im Süden und Südosten von Bordeaux-Stadt verlief der Jahrgang sehr erfolgreich, die warmen Temperaturen ließen im Graves eher opulente Weißweine mit reifer Frucht entstehen, denen es im einen oder anderen Fall etwas an der Lebendigkeit mangelt, die sonst den Jahrgang auszeichnet. Um die Frische zu erhalten, war die Weißweinernte bereits Ende August im vollen Gange. Die Spitzenweingütern von Pessac-Léognan brachten aber nicht nur die Rotweine, sondern auch die Weißen gekonnt auf dem Punkt, die Crus Classés der Region lassen nichts zu wünschen übrig.«

Auch im Médoc werden von einigen der bekannten klassifizierten Weingüter kleine Mengen von trockenem Weißwein erzeugt, der bekannteste davon ist wohl der finessenreiche Sauvignon Blanc »Pavillon Blanc« der auf Château Margaux erzeugt wird. Es ist wohl ein Nebeneffekt des Klimawandels, dass auch in diesem Gebiet, wo mach weiße Sorten eher in schwächeren Terroirs pflanzt, die Qualität der teils aus alten regionalen Weißweinsorten produzierten Weine zunimmt – noch kann man sie aber mehrheitlich eher als Kuriositäten betrachten.


Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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