Bodegas Olimpia: Großmutters Erbe

Das Weingut in Navarra keltert hochwertige Weine aus Trauben der Baja Montaña und Ribera.

Cáseda ist eine kleine Ortschaft in Navarra, fünfzig Kilometer südöstlich von Pamplona am Südufer des Flusses Aragón gelegen. Wie fast alle Ortschaften hier im Gebiet Baja Montaña ist auch Cáseda von Weinbergen umgeben. Zwar wachsen in der Ebene und entlang des Flusses andere Kulturen: Sonnenblumen zum Beispiel, Gerste und Mais. Doch an den sanften Hängen des Umlands strecken knorrige Buschreben ihr Laub der Sonne entgegen. Die Höhenlage zwischen 400 und 500 Metern sorgt für einen gewissen klimatischen Ausgleich zur trockenen Wärme, die hier im Sommer herrscht.

Ehemalige Genossenschaftskellerei
Gleich am Ortseingang Cásedas, an der Avenida Río Aragón 1, zieht ein stattliches rot getünchtes Gebäude den Blick auf sich. Auf den Treppenstufen zur Eingangstüre wartet Berta Pérez de Ciriza Reclusa, eine gut gekleidete junge Frau mit langen blonden Haaren. »Willkommen auf Bodegas Olimpia«, sagt sie, und bittet zum Rundgang durch die Kellerei. »Das Gebäude war früher eine Genossenschaftskellerei«, erzählt sie, während sie an Gärtanks aus Edelstahl und Zement vorübergeht. »Als die Genossenschaft ihre Tore schließen wollte, hat meine Familie die Gebäude gekauft und die Installationen erneuert. Hier keltern wir Trauben aus Baja Montaña, aber auch aus dem Nachbargebiet Ribera Alta, wo wir ebenfalls Weinberge besitzen.«

Weinbau als Beruf
Familie Pérez de Ciriza stammt nämlich nicht aus Cáseda, sondern aus dem 50 Kilometer westlich gelegenen Ort Artajona. Es war die Großmutter der heute aktiven Generation, die von dort auszog, um den Weinbau zum Beruf zu machen. Gemeinsam mit ihrem Ehemann war Flavia Olimpia Oficialdegui aus ihrem Heimatort nach Pamplona gezogen, um eine Bodega und eine Weinhandlung zu betreiben.

Die Enkel erweisen der tatkräftigen Dame heute mit ihrer hochwertigsten Weinlinie die Referenz. Zwar produziert die Familie auch Fasswein. Doch was als gut genug befunden wird, unter ein eigenes Etikett gefüllt zu werden, trägt den Namen der Großmutter.

Gut gekeltert
Im Probenraum der Bodega kann man kosten, wie gut diese Kelterungen ausfallen. Die Sortimentsprobe beginnt mit einem kernigen, extraktreichen Weißwein aus Garnacha blanca – eine Rarität überdies, denn von dieser weißen Rebsorte wachsen in ganz Navarra nur gerade 20 Hektar. Fruchtig und elegant fällt der Rosé »15 De Abril« aus – ein Weintyp, der in den Restaurants der Gegend als Aperitiv getrunken wird, aber auch als Allround-Talent zur Speisenbegleitung. Den Reigen der Rotweine eröffnet die im Stil einer Semi-Crianza vinifizierte Garnacha »Primera generacion«: ein schokoladig duftender, weich angelegter Wein. Dann ist da die dichte, mollige »Reserva 1917«, ein Roter von alten Garnacha-Reben, der an das Geburtsjahr Olimpias erinnert. Von der »Edición Limitada« aus der Rebsorten-Rarität Graciano schenkt Berta Pérez de Ciriza zunächst den Jahrgang 2011 aus: einen robust stoffigen Roten mit sehr viel Frische und Grip. Ebenfalls aus 100 % Garnacha bereitet ist die »Legada de Familia«: ein vor dem Verkauf zehn Monate im Holz und 36 Monate auf der Flasche gereifter Wein, der mit seiner balsamischen, mineralischen Würze im Duft an einen Rioja traditioneller Machart erinnert. Nur am Preis erkennt man, dass man nicht in Rioja ist: Denn dieser elaborierte Wein kostet in Spanien gerade einmal sieben Euro.

Andenken an die Großmutter
Zum Abschluss greift Berta Pérez de Ciriza in ein Wandregal, wo noch ein paar Flaschen 2010er Graciano »Edición Limitada« stehen. »Wir haben leider nur noch sechs Flaschen vom 2010er Jahrgang. Hoffentlich hat die Lagerung im Stehen und bei den hohen Temperaturen hier im Raum dem Wein nicht geschadet – aber probieren wir mal.« Und siehe da: Der Graciano aus großem Jahrgang überzeugt mit würzigem Duft und sattem Druck am Gaumen. Ganz so schnell geht ein stolzer Spanier eben nicht in die Knie. Nicht in dieser Güteklasse. Und schon gar nicht, wenn er zum Andenken der Großmutter gekeltert wurde.

Bodegas Olimpia
Av. Río Aragón, 1
31490 Cáseda

(Ulrich Sautter)

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland