Tenuta Novare von Bertani

Tenuta Novare von Bertani
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Bertani präsentiert neuen (!) Jahrgang Amarone: 2012

Von der Langlebigkeit des Amarone della Valpolicella Classico. Mit dem Novizen wurden sechs beeindruckende Weine aus sechs Jahrzehnten verkostet.

Zeit ist eine wichtige Komponente für große Weine, Zeit ist auch eine wichtige Komponente für den Amarone della Valpolicella Classico von Bertani im Valpolicella-Gebiet in Venetien. Kürzlich wurde der neue Jahrgang 2012 vorgestellt. 19 Tage dauerte die Lese der Trauben, 120 Tage wurden die Trauben angetrocknet, 48 Tage lief die Vergärung, 2.670 reifte der Wein im Holzfass, weitere 465 Tage verfeinerte er sich auf der Flasche ehe er nach insgesamt 3.322 Tagen in den Verkauf kam. Eine beeindruckende Zeitleiste. Beeindruckend wie der Wein selbst.

»Es gibt zwei Arten von Amarone«, stellte Andrea Lonardi, verantwortlich für die Produktion bei Bertani, anlässlich der Präsentation auf der Tenuta Novare vor den Toren von Verona fest. »Der eine ist ein außergewöhnlicher Wein, der durch seine Konzentration, seine Kraft, seinen Alkohol und seine Extrakte beeindruckt. Der andere ist ein komplexer Rotwein mit eher menschlichen Eigenschaften, einem nicht zu hohen Alkoholgehalt, einer größeren Frische und einer leichteren Trinkbarkeit. Der erste hat die außergewöhnlichen Qualitäten, die ihn auf der internationalen Szene hervorgehoben haben, aber mit einem Fehler: bei einem Wein wie diesem weiß man nie, wann man ihn trinken soll. Der zweite ist etwas weniger eindrucksvoll und kann mit anderen großen Rotweinen verwechselt werden. Ich glaube, dass der Amarone della Valpolicella Classico von Bertani das richtige Gleichgewicht zwischen diesen beiden Versionen gefunden hat: Er ist ein übertriebener Wein. Aber ohne Übertreibung.«

Sechs Jahrzehnte

In der anschließenden Verkostung konnte der neue Jahrgang dann seine Eigenschaften voll ausspielen. Ein Wein mit guter Konzentration, aber nicht zu üppig, nicht zu barock, nicht süßlich, sondern trocken gehalten, sehr präzise, wo alle Komponenten passgenau vereint sind. Ein Wein, der geschliffenes Tannin und feine Säure hat, ein Wein, der auch gut trinkbar ist. Einen Fehler allerdings hat er: er darf noch ruhig einige weitere Jahre reifen und wird dann noch weit größere Komplexität erhalten. Das belegten eindrucksvoll die fünf anderen Jahrgänge, die verkostet wurden: 2001 – 1998 – 1981 – 1975 – 1967. Fabelhaft in ihrer Frische und Komplexität die Jahrgänge 1967 und 1975, vorbildlich gereifte Rotweine bei denen man verdeckt verkostet nie auf einen Amarone tippen würde. Der 1998er wird in 30 Jahren dem 1967er sehr ähnlich sein, vielleicht einen Tick stoffiger.

Bertani wurde 1857 von den Brüdern Giovan Battista und Gaetano Bertani gegründet. Von Beginn an setzten die beiden auf hochwertigen, in Flaschen gefüllten Wein. Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts konnte Bertani die Tenuta Novare in der Valpolicella Classica erwerben. Hier erzeugten sie 1958 ihren ersten Amarone. Seit damals in allen hervorragenden Jahrgängen. Im Keller von Bertani lagern noch viele tausende Flaschen Amarone aus alten Jahrgängen. Und das Tolle: dreißig dieser alten Jahrgänge sind immer noch im Verkauf – und das zu durchaus erschwinglichen Preisen.

Alle Punkte und Bewertungen

Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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