Kilian Schmitges

Kilian Schmitges
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Bernkasteler Ring mit frischem Wind

Deutschlands älteste Weinversteigerungs-Gesellschaft »Bernkasteler« setzt auf die Jugend. Jüngster Zuwachs Kilian Schmitges im Interview.

1899 gegründet, ist der »Bernkasteler Ring« neben dem neun Jahre später entstandenen »Grossen Ring« einer der beiden massgeblichen Winzerzusammenschlüsse an Mosel, Saar und Ruwer. Gegenwärtig gehören 35 Weingüter dem Verein an. Bei den nun abgehaltenen Vorstandswahlen wurden neben drei erfahrenen Kräften nun auch vier Youngster in den Vorstand gewählt. Falstaff sprach mit dem jüngsten von ihnen, mit Kilian Schmitges vom Weingut Schmitges aus Erden.

Falstaff: Herr Schmitges, herzlichen Glückwunsch zu Ihrer Wahl. Der Bernkasteler Ring hat vier junge Winzer in den Vorstand gewählt. Sie sind der jüngste, wenn wir richtig informiert sind.
Kilian
 Schmitges: Genau, ich bin vor ein paar Tagen 27 geworden. Zweitjüngster ist Christopher Loewen aus Leiwen, und dann kommt Kilian Franzen aus Bremm. Maximilian Ferger vom Weingut Thanisch, Erben Müller-Burggraef ist der älteste von uns Jungen.

Das klingt nach Aufbruch. Was wollen Sie ändern?
Der Bernkasteler Ring ist eine so alt ehrwürdige Insitution, dass er eine Verjüngung gut gebrauchen kann. Wir wollen das Naturnahe unserer Arbeit in den Vordergrund stellen, und das Handwerk. Das möchten wir an Privatleute und Händler vermitteln, und ebenso, dass die Weine deswegen nicht teuer sein müssen, man kriegt schon für zehn Euro echtes Handwerk.

Aber die jährliche Auktion des Bernkasteler Rings wird es weiter geben?
Ja, natürlich, die Versteigerung wird weiter stattfinden, der Termin für 2021 steht allerdings noch nicht fest. Den müssen wir erst bei der nächsten digitalen Vorstandssitzung festlegen. Momentan finden auch bei uns alle Besprechungen als Videocalls statt.

Demnach wird die Verjüngung keine Palastrevolution sein.
Nein, ganz sicher nicht. Auch bei uns Jungen liegt der Fokus darauf, dass wir Riesling-Weingüter sind. Und natürlich haben wir mit dem Vorstandsvorsitzenden Martin Kerpen aus Wehlen und seinem Stellvertreter Herbert Weis vom Weingut Erben von Beulwitz in Mertesdorf zwei erfahrene Kollegen an der Spitze des Bernkasteler Rings. Der Vorstand besteht ja insgesamt aus sieben Personen.

Wir zählen also vier jüngere und mit den beiden genannten Kerpen und Weis, sowie mit Johannes Schmitz vom Rebenhof in Ürzig drei erfahrenere Winzer.
Das ist ein langsamer Übergang, genau wie auch in den einzelnen Betrieben. Mein Vater ist ja auch noch jung, er ist jetzt 56, und ist natürlich auch noch im Unternehmen, aber ich hab’ die letzten vier Jahre, seitdem ich im Betrieb bin, auch immer meine Spielwiese gehabt. Erst im Vertrieb und jetzt mehr und mehr auch bei der Weinbereitung. Er hat mir gesagt: Solang die Zahlen stimmen, hast Du freie Hand.

Höchst erfreulich, wenn der Generationenübergang so konstruktiv läuft.
Und noch was anderes ist für meine Generation wichtig. Nämlich, dass wir untereinander sehr offen sind. Wenn der Christopher mich fragt, hast du Erfahrungen mit dem und dem Mulcher, dann teile ich mein Wissen und umgekehrt. Wir haben auch eine Clique, in der wir einmal im Vierteljahr die verschiedensten Rieslinge aus ganz Deutschland blind probieren, und auch unsere eigenen, und jeder kann freiraus seine Meinung sagen. Das bringt unglaublich viel. Früher gab es an der Mosel ein grosses Konkurrenzdenken. Aber wir wollen in Zukunft viel mehr miteinander machen, gemeinsame Veranstaltungen. Wir leben in einer so einzigartigen Natur. Und wir betreiben ein Handwerk und machen kein Massenprodukt. Da hält man doch zusammen.

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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