Tobias Weber

Tobias Weber
Manfred Klimek

Barkultur: Das Auge trinkt mit

Es kommt nicht (nur) auf das Innere an! Zumindest nicht bei Cocktails. In den Bars hat sich ein Dekorationsboom breitgemacht.

Eine Cocktailkirsche passt fast immer, oft aber werden Mixed Drinks mit jenen Früchten garniert, die schon darin enthalten sind. Die Zitrusscheibe etwa, die über dem Drink ausgepresst wird, ist klassisch. Nächste Stufe ist das Einhängen einer Spirale, abgeschält, ohne die weiße, bittere Haut. Etwas lieb- und fantasielos dagegen wirkt ein über das Glas gelegtes Spießchen mit Kirschen, Trauben, Melone oder Kiwi.

Wo keine Frucht im Drink ist, kommt man gar nicht in die Versuchung eines Obstsalats, da nimmt man am besten eine Gurkenschale – zum Beispiel bei erfrischenden Sommer-Longdrinks. Oder eine Selleriestange bei der Bloody Mary, mit der man den Drink auch umrühren kann. Oder man greift zu einer Olive, die sehr schön zum trockenen Martini passt und mindestens die Hälfte seiner Legende ausmacht. Sie muss grün, mit Kern und ohne Salzlake oder Öl (!) sein, alles andere ist Barbarei.

Es gibt sogar Drinks, die sich nur durch die Deko unterscheiden: Der Martini wird zum Gibson mit zwei Perlzwiebelchen statt der Olive. Es müssen zwei sein, denn Pate standen die Gibson Girls. Neuerdings erleben wir eine Deko-Kreativitätsexplosion. So hat Maxim Kilian aus dem Frankfurter Speakeasy »The Parlour« beim Servieren eines ­Talisker Malt Whisky schon mal ein Brett angeflammt und das Glas daraufgestellt, um mit dem Duft der Rauchigkeit und Torfigkeit zu »dekorieren«.

Die Performance macht diesen Drink aus
Manfred Klimek

Barkeeper Tobias Weber filmreif im »DaCaio«

Die Bar »DaCaio« im »The George Hotel« ist nicht nur die Heimat vieler Hamburger. Es kann hier auch passieren, dass plötzlich George Clooney neben einem sitzt.

Tobias Weber, der seine Kunst im Rahmen des »Abroad by Absolut«-Barkeeper-Austauschprogramms auch in der Wiener »Passage« gezeigt hat, serviert einen Drink, dessen – alleinige – Dekoration im Akt der Zubereitung liegt:

The George Martini

Der Bartender erscheint mit einem Tablett, auf dem sich Gin (–28 Grad), Lillet Blanc, eine Amalfi-Zitrone und eine Cocktailschale befinden. Das Main Theme aus »James Bond: Dr. No« setzt ein. Der Barkeeper gießt im Rhythmus ins Glas. Der Kenner weiß, dass es sich um einen Frozen Martini handelt. Und da dieser aufgrund seiner Kälte nicht mit einer Olive dekoriert wird, wird er mit einer besonderen »Deko« versehen.

Aus Falstaff Deutschland Nr. 07/2014

Angelo Peer
Angelo Peer
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