Auch in Baden-Württemberg darf jetzt wieder Wein direkt verkauft werden.

Auch in Baden-Württemberg darf jetzt wieder Wein direkt verkauft werden.
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Baden-Württemberg darf wieder Wein verkaufen

Die Landesregierung hat ihre Verordnung vom 22. März revidiert und gestattet Weingütern und Genossenschaften wieder den Verkauf – unter höchsten Hygienemaßnahmen versteht sich.

Weingüter und Genossenschaften dürfen in Baden-Württemberg ab sofort ihre Verkaufsstellen wieder öffnen. Die Landesregierung des besonders schwer von der Corona-Krise betroffenen Bundeslands hatte in einer Verordnung vom 22. März die Vinotheken der Weingüter und Genossenschaften gleich wie alle nicht systemrelevanten Einzelhändler behandelt, also deren Schließung verfügt. Diese Interpretation wurde nun revidiert: Weinverkaufsstellen unmittelbar am Produktionsort dürfen zur Direktvermarktung wieder öffnen.

Sehr zufrieden zeigt sich angesichts dieser Erleichterung der Geschäftsführer des badischen Weinbauverbandes Peter Wohlfarth: »Wir haben am 24. März mit dem Wirtschaftsministerium Kontakt aufgenommen und um diese Veränderung gebeten.« Es sei extrem wichtig, so Wohlfahrt weiter, den Kontakt zwischen Erzeuger und Kunden auch in der gegenwärtigen Situation aufrecht zu erhalten: »Wir müssen in die Zukunft denken«. In den Auslegungshinweisen des federführenden Sozialministeriums wurde daraufhin am Vormittag des 26. März der Wein-Direktverkauf am Produktionsort in die Positivliste der von Schließungen ausgenommenen Geschäfte aufgenommen.

Verkauf ja, Ausschank und Verkostung nein

Bedingung der Wiedereröffnung ist allerdings, dass Ausschank und Verkostung unterbleiben. Gestattet ist ausschließlich der Verkauf ungeöffneter Flaschen. Mit dieser Einschränkung waren in allen anderen weinbautreibenden Bundesländern die Weinverkaufsstellen auch während der vergangenen Tage und Wochen geöffnet geblieben, so beispielsweise in Hessen. Von dort berichtet etwa Andreas Spreitzer vom gleichnamigen Oestricher Weingut: »Unsere Vinothek ist auf, natürlich mit den nötigen Hygienemaßnahmen, und ohne Ausschank und Verkostung. Ich muss aber auch sagen, dass die Rheingauer sehr diszipliniert sind, die Leute verzichten aufs Händeschütteln und rücken einem auch sonst nicht auf die Pelle.« Sehr froh, so sagt Spreizer weiter, sei er, dass die Direktvermarktung noch laufe. »Überdies gilt in diesen Zeiten mehr denn je: Riesling trinken!»

Auch in Rheinland Pfalz haben Weingüter und Genossenschaften geöffnet. Sven Hof vom Winzerverein Deidesheim schränkt ein, dass die Verkaufszeiten derzeit etwas verkürzt seien, auf Montag bis Samstag von 10 bis 17 Uhr. »Aber in dieser Zeit ist die Verkaufsstelle relativ gut besucht.«  Ähnliches berichten auch andere Pfälzer Weingüter. Ein Trend gehe dahin, dass manche Kunden telefonisch vorbestellten, um dann vor Ort nur den fertig gepackten Karton ins Auto zu laden.

Verkauf mit nötigem Abstand

Auch in Bayern gestatten die Behörden den Direktverkauf. »Wir haben dennoch letzte Woche erstmal zugemacht«, erzählt Kordula Geier vom geschichtsträchtigen Juliusspital-Weingut. Mit unserem Hintergrund als Seniorenstift und Krankenhaus sind wir naürlich sensibilisert. Wir planen nun aber, den Weinverkauf am 1. April wieder aufzumachen, zunächst verkürzt auf drei Tage die Woche von 10 bis 15 Uhr. Dafür werden wir auch alle Gläser aus dem Verkaufsraum nehmen, um von vornherein klarzumachen: Es gibt im Moment nichts zu probieren. Aber der Verkauf face to face mit dem nötigen Abstand, das sollte gehen. Drei bis vier Kunden passen in den Laden, ohne dass man sich zu nahe kommt.«

Ansonsten, so sagt die Verkaufsleiterin des Juliusspitals, sei die Stimmung nach wie vor gut in Würzburgs Vorzeigebetrieb: »Wir sind alle noch gesund. Dass das am guten Wein liegt, kann ich natürlich nicht belegen. Aber wenn er nix helfen sollte, dann macht er wenigstens glücklich.«

Ulrich Sautter
Ulrich Sautter
Wein-Chefredakteur Deutschland
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