Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist bekannt für seine Rotlicht- und Drogenszene.

Das Frankfurter Bahnhofsviertel ist bekannt für seine Rotlicht- und Drogenszene.
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Aus für Frankfurter Restaurant »Stanley« im Bahnhofsviertel

Mit der Schließung des »Stanley« muss Frankfurt einen erneuten Gastro-Verlust hinnehmen – und sich mit den Zuständen im Bahnhofsviertel auseinandersetzen.

Ein Unglück kommt selten alleine, sagt der Volksmund. In die Frankfurter Gastronomie übersetzt bedeutet das eine weitere Restaurant-Schließung in der von Krisen gebeutelten Gastroszene in der Mainmetropole. Diesmal nimmt man Abschied vom »Stanley«, einem bekannten Restaurant im Bahnhofsviertel.

Zum 1. Oktober ist Schluss in der beliebten Location, die für ihre Küche regelmäßig in den einschlägigen Restaurant-Guides positive Erwähnung fand. Dass im »Stanley« die Lichter ausgehen, ist nicht nur den steigenden Energiekosten oder dem Personalmangel geschuldet, wie jetzt bekannt wurde. Die Betreiber des Restaurants in der Ottostraße, die Brüder Ardinast, machen dafür auch die zunehmende Verwahrlosung des Bahnhofviertels verantwortlich.

Fast ein Tabubruch, denn damit wird die Stadt offen und schonungslos an ihre Verantwortung für den Problembezirk erinnert, im dem eine offene Drogenszene, Gewalt und Obdachlose auf den Bürgersteigen zum Alltag gehören. Zustände, die eine Gastronomie für alle Beteiligten, Angestellte wie Gäste, unzumutbar machen. Was die Stadt konkret, und vor allem schnell dagegen unternehmen will, steht bis dato in den Sternen. Ab und an ein Polizeieinsatz wird allerdings nicht genügen, um das Quartier wieder lebenswert und für Gastronomen und Hoteliers attraktiv zu machen.

Innovative, möglichst zeitnah umzusetzende Konzepte sind jetzt gefragt, doch dazu schweigt das ratlose Rathaus. Immerhin plant man, laut Sicherheitsdezernentin Annette Rinn, die Eröffnung eines Steuerungs- und Koordinierungsbüros im Bahnhofsviertel, das den Kommunikationsprozess zwischen Anwohnern, Suchtkranken, Obdachlosen und Geschäftstreibenden vereinfachen soll. Daran würde seit Monaten dezernatsübergreifend gearbeitet, erklärte Rinn. Für viele Betroffene eine ebenso naive wie hilflose und realitätsferne Maßnahme seitens der Politik, die ohnehin seit Monaten erst einmal in der Planungsphase steckt. Dagegen haben James und David Ardinast für ihr ehemaliges Restaurant schon einen Plan in der Tasche. Es soll als Eventlocation genutzt werden, wenigstens ab und zu. Ob es allerdings eine Rückkehr des »Stanley« geben wird, das steht für die Brüder in den Sternen. 

Ingo Swoboda
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