Alfons Schuhbeck

Alfons Schuhbeck
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Aus für »Alfons«

Der bekannte TV-Koch Alfons Schuhbeck schließt in München ohne Ankündigung sein einziges Sternelokal. Die Gründe dafür bleiben im Dunkeln.

Am 1. Januar 2020 war Schluss. Das mit einem Michelin-Stern bewertete »Alfons«, das Ende 2016 unter dem Namen »Schuhbeck’s Fine Dining im Boettners« in München eröffnet wurde, ist geschlossen. Kein Schild deutet darauf hin. Hinter den teils mit Milchglas versehenen Scheiben sind noch die mächtigen Kristallkronlüster zu sehen. Auf den bogenförmigen Fensterscheiben mit den ikonischen roten Rahmen aber hat sich bereits eine dicke Staubschicht abgesetzt, von Schuhbecks Homepage ist das »Alfons« auch verschwunden. Zuerst hatte die Seite Restaurant-Ranglisten.de die Schließung gemeldet. Doch anscheinend ist sie nur vorübergehend, wie Münchner Zeitungen berichten. 

Mit Kriegs zu den Sternen

Es war ein ambitioniertes Projekt – inklusive des Griffs nach den Sternen –, das der damals 66-jährige Spitzenkoch umsetzen wollte, als er das »Boettners« 2016 vom Vorbesitzer übernahm. Mit seinem ehemaligen Schüler, dem sehr talentierten Küchenchef Maurice Kriegs, der auch bei Drei-Sterne-Koch Christian Bau im Saarland in die Schule ging, setzte er, wie es sich dann auch bewährte, auf die sichere Nummer. Schuhbeck hatte die Chance erkannt, die ihm dieser Ort bot. Jahrzehntelang war das »Boettners« Treffpunkt für Liebhaber von Krustentieren, die nicht aufs Geld schauen mussten, eine kulinarische Instanz, auch weit über die Grenzen Münchens hinaus. Maurice Kriegs setzte nicht nur auf Austern & Co, er stellte wahre Kunstwerke her, schuf jede Woche ein Vier- bis Fünfgang-Menü, das alle Geschmacksnuancen innehatte. Das brachte dem Restaurant 2018 den ersten Michelin-Stern ein.

Ab nach Österreich

Kriegs Genialität wurde noch Anfang November 2019 vom Gault Millau mit 17 Punkten geehrt. Jetzt steht der Gourmettempel leer. Maurice Kriegs absolvierte Anfang dieses Jahres ein Praktikum bei Sternekoch Christian Jürgens in der »Überfahrt« am Tegernsee und setzte sich jetzt, wie er gerade auf seinem Instagram-Account postete, mit seiner Freundin nach Österreich ab, um im Familienbetrieb der Eltern einzusteigen. Kommentiert wurde der Post mit herzlichen Wünschen seines Ex-Chefs Alfons.

Razzia am Schuhbeck-Platzl

Schuhbecks Territorium, das Platzl im Herzen Münchens, hat einen Kratzer abbekommen. Liegt es an dem Strafverfahren, das die Staatsanwaltschaft München Ende Juni letzten Jahres gegen Alfons Schuhbeck eröffnete? Die Fahnder rückten zur Razzia aus. Die Ermittlungen beträfen seine Gastronomiebetriebe in München, nicht die Tee-, Eis-, und Gewürzläden am Platzl, den Party-Service und andere Schuhbeck-Marken, ließ Schuhbeck damals über seine PR-Agentur ausrichten. Für den FC Bayern stehe er auch noch als Mannschaftskoch zur Verfügung. Die Summe, um die es gehen soll, ist hoch. Bis zu einer Million Euro habe Alfons Schuhbeck hinterzogen, so wird gemutmaßt.

Was wird aus »Alfons«?

Es ist nicht das erste Mal, dass Alfons Schuhbeck Probleme mit der Justiz hatte. Vor rund 25 Jahren wurde er zu einem Jahr auf Bewährung und 250 000 DM Geldstrafe verdonnert, weil er in seinen »Tiroler Stuben« Kapitalanlagen, hinter denen ein Schneeballsystem steckte, vermittelte. Ein Schlamassel aus dem sich der umtriebige Koch und Geschäftsmann rasch befreite. Sukzessive übernahm er Laden nach Laden am Platzl, das Spötter bald in Schuhbeck-Platzl umtauften. Jetzt sind die Grenzen des Wachstums offensichtlich erreicht. Einen Laden weniger wird Alfons Schuhbeck verkraften können. Was aus dem geschlossenen Restaurant wird, war bislang nicht in Erfahrung zu bringen.

Update, 24. Januar:

Mittlerweile hat Alfons Schuhbeck sich zu Wort gemeldet. Die »Süddeutsche Zeitung« zitiert ihn mit den Worten »Das ›Alfons‹ wird es selbstverständlich weiter geben«. Und zur »Abendzeitung« sagte er: »Ich sperre es bald wieder auf, mit neuem Konzept.« 

Corinna von Bassewitz
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