Mit viel Fingerspitzengefühl: Buchprojekte nehmen viel Zeit in Anspruch. Bei »Regional mit Leidenschaft« waren es zwei Jahre.

Mit viel Fingerspitzengefühl: Buchprojekte nehmen viel Zeit in Anspruch. Bei »Regional mit Leidenschaft« waren es zwei Jahre.
© Stefan Braun

Andi Schweiger: Vom Koch zum Autor in zwei Jahren

Der Kochbuchmarkt ist ein heiß umkämpfter. KARRIERE schaute Andi Schweiger bei der Produktion von »Regional mit Leidenschaft« über die Schulter.

Wir alle kennen Sie: Bocuse, Witzigmann, Lafer und andere Kollegen. Ziert ein klingender Name wie der des Sternekochs Andi Schweiger das Cover eines Buchs ist es definitiv kein Schaden. »Ein bekanntes Gesicht alleine reicht nicht«, weiß Ines Alms, Redakteurin des ZS Verlags. Bei der Vielzahl an Publikationen ist es wichtig herauszustechen. KARRIERE hat exklusiv das neue Projekt von Andi Schweiger »Regional mit Leidenschaft« begleitet und erfahren, wie viel Arbeit in so einem schönen Kochbuch steckt.

Die Idee & das Konzept

Es ist der Job der Verlagsverantwortlichen, permanent up to date zu sein und zu wissen, wohin sich Trends bewegen. Titel, die ein Verlag selbst entwickelt, brauchen den passenden Autor und Fotografen. Aber auch ein Koch selbst kann mit einer Idee auf den Verlag zukommen, wie im Fall von Schweigers »Regional mit Leidenschaft«. Dabei handelt es sich um kein 08/15 Kochbuch. »Es liefert je nach Saison nicht nur Rezepte, sondern auch die Warenkunde inklusive einzelner Reportagen über den Besuch der Produzenten. Das Hintergrundwissen haben wir akribisch herausgearbeitet und spannend in Szene gesetzt«, berichtet der Sternekoch.

Der Deutsche setzt sich seit Jahren zunehmend für die Aufklärung in Sachen Produktqualität und gesunde Ernährung ein. Somit ist dieses Buch eine Herzensangelegenheit für Schweiger. »Bereits während meines ersten Buchs wusste ich, dass ich das folgende den Produkten und den dahinter stehenden Herstellern widmen möchte. Es ist unglaublich toll, wenn man die Geschichten von so vielen Menschen erzählen kann.« Auch sein erstes Werk »Vegetarisch mit Leidenschaft« entstand aus einem eigenen Bedürfnis heraus: »Ich habe kein gutes vegetarisches Kochbuch gefunden und wollte endlich zeigen, wie toll diese Küche sein kann.« Aber: die reine Vorstellung der Idee bei einem Verlag reicht noch nicht. »Man muss dem Verlag ein Thema auch schmackhaft machen.«

Nicht nur beim Leser, sondern bereits bei den Entscheidern im Buchverlag muss der Autor Emotionen erwecken. Dazu empfiehlt es sich ein aufbereitetes Konzept, bestenfalls inklusive eines Moodboards (darunter versteht man eine Art -Collage aus Fotos, Zeichnungen und kurzen Texten) in der Tasche zu haben. Schweiger war sich dessen bewusst und legte beim ersten Kochbuch bereits zum Start eine eigene Bilderstrecke vor. Sobald Verlag und Koch bereits ein Projekt verwirklicht hatten, wurde für das Folgeprojekt »Regional mit Leidenschaft« mit einem Brainstorming gestartet. Nachdem die Grundpfeiler geklärt waren, machte sich Schweiger an die Konzeptionierung.

An Details musste dennoch gefeilt werden – und das bedeutete für den Autor durchaus auch Abstriche zu machen. »Ursprünglich wollte ich auch Meeresfrüchte und ein wenig Exotik miteinbringen und über die Qualität dieser Produkte sprechen. Der Verlag hat hier ein Veto eingelegt – und gemeinsam haben wir uns dann für die strikt regionale Richtung entschieden.« Kompromisse sind bei einem Buchprojekt eben unumgänglich, allerdings gibt es auch Grenzen: »Lehnt ein Verlag ein Konzept komplett ab, dann sollte man sich einerseits über das Konzept noch einmal Gedanken machen, andererseits sollte man bei voller Überzeugung die Umsetzung im Eigenverlag in Betracht ziehen.«

Wer soll das Buch lesen?

Die entscheidende Frage ist die der Zielgruppe. Soll der Endkunde oder die Branche angesprochen werden? Diese Entscheidung wirkt sich sowohl auf den Inhalt des Werks als auch auf die PR-Arbeit und Vermarktung aus. »Ich wäre manchmal gerne etwas künstlerischer gewesen, allerdings hakt dann der Verlag ein und steckt noch einmal ab, wie weit man bei einem Buch gehen kann, dessen Zielgruppe die Endverbraucher sind«, berichtet Schweiger.

Durch die aufwendigen Reportagen in diesem Werk war das Team knapp zwei Jahre beschäftigt. »Eine tolle Zeit, in der ich auch sehr viel gelernt habe. Wann nimmt man sich schon die Zeit und besucht Produzenten und erfährt alles über ihren Betrieb und ihre Produkte?« Schweiger schwärmt über die Zusammenarbeit mit Stefan Braun, dem Fotografen des Projekts: »Es war toll, dass Stefan auch einen besonderen Bezug zu diesem Thema hatte. Sein Vater ist Jäger, dadurch brachte er sich beim Besuch unseres Jägers ein und sorgte für neue Aspekte und einen anderen Blickwinkel.« Für Stefan Braun ist Food-Fotografie eine eigene Disziplin: »Man kann ein Rezeptbuch nur machen, wenn man eine Affinität zum Essen hat, sonst kann man den gewünschten Ausdruck gar nicht richtig rüberbringen.«

Nach dem Buch ist vor dem Buch

Auch wenn ein Buch noch gar nicht im Laden erhältlich ist, haben die Protagonisten meist wieder neue Ideen im Kopf und so geht es auch Andi Schweiger: »Healthy Food – ein Thema, das mich seit einiger Zeit sehr beschäftigt. Im Moment lese ich gerade ein Buch über gesunde Ernährung. Es ist allerdings sehr theoretisch und trocken aufbereitet, aber überaus spannend und interessant. Es wäre toll einmal mit einem Ernährungswissenschaftler zusammen dieses Thema neu aufzurollen und dem Endkunden leicht und bekömmlich zu servieren«. Zum Schluss stellt sich für KARRIERE nur noch die Frage, wann ist man für ein Buchprojekt bereit? Wann ist der richtige Zeitpunkt? »Wenn man authentisch ist und nicht 20 andere Kochbücher durchblättern muss, um auf eine Idee zu kommen – dann ist man bereit«, so Schweiger.

Infos zum Buch

Regional MIT Leidenschaft
Andi Schweiger
Fotos: Stefan Braun
Umfang: 224 Seiten
ZS Verlag
Erscheinungstermin: 11. Oktober 2016
ISBN 978-3-89883-543-5

Aus Falstaff Karriere Special 2016.

Alexandra Gorsche
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