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100 Falstaff-Punkte für Batonnage

Als das Falstaff-Magazin erstmals für einen österreichischen Rotwein die 100 Punkten vergab, war dieses Faktum sogar den nationalen Großmedien von ORF bis »Kurier« eine würdigende Meldung wert.

Erstmals 100 Punkte für einen österreichischen Rotwein gab es anlässlich der ersten Gesamtvertikale des burgenländischen Kultrotweins namens Batonnage, die Anfang April des Jahres im Restaurant »Steirereck« in Wien von Falstaff organisiert worden war. Sämtliche 15 bis heute erzeugten Jahrgänge von Batonnage wurden gemeinsam mit den Premiers Grands Crus Classés aus Bordeaux in einer Blindprobe von einer illustren 23-köpfigen Jury verkostet und bewertet.
Als Juroren waren Gäste aus Deutschland, der Schweiz und Österreich geladen, die kundigen Damen und Herren kamen aus den Bereichen Weinhandel, Gastronomie und Sommelerie und wurden von einigen privaten Weinfreunden als Vertreter der Falstaff-Leserschaft tatkräftig unterstützt. Die technische Seite der Probe lag in den Händen von Sommelier René Antrag, der die Weine in perfekter Form auf den Tisch brachte. Unter dem Begriff Batonnage versteht man eigentlich das Aufrühren des Hefesatzes im Fass während der Weinbereitung. Das machte den Begriff zum passenden Label für eine Gruppe vinophiler Revoluzzer aus dem sonnigen Burgenland. Die fünf Winzer brachten jedenfalls Bewegung in die österreichische Weinlandschaft, und der Name Batonnage geisterte bald durch die Weinszene Österreichs.

Hochkonzentriert wurden die Weine verdeckt verkostet.
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Hochkonzentriert wurden die Weine verdeckt verkostet.

Der Weg zum Wahnsinns-Wein

Begonnen hat alles bei einer privaten Blindverkostung, veranstaltet von den fünf Freunden Markus Altenburger, Florian Gayer, Gerhard Kracher, Erich Scheiblhofer und Christian Tschida im Jahr 2000. Losgelöst von den oft allzu gestrengen Konventionen der Weinwelt begegneten diese fünf jungen Winzer dem Medium Wein mit auffällig lockerer Entspanntheit. In dieser feuchtfröhlichen Vollmondnacht wurde zunächst der »Club Batonnage« aus der Taufe gehoben. Beim Frühstück danach entschied das Quintett, einen gemeinsamen Wein ganz nach seinem Geschmack zu entwickeln. Einen Rotwein, wie es ihn davor noch nicht gegeben hat. Der Anspruch war schnell gestellt: Der Beste müsste er werden – what else?
»Wir wollten einen Wein kreieren, den es damals nicht gab. Einen Roten von ungestümer Kraft, aber auch von großem Ausdruck, einen, der über die Jahre noch besser werden kann, mit einem Wort: einen Wahnsinns-wein«, erzählt »Club-Batonnage«-Sprecher Christian Tschida. »Zunächst stand die Idee, jeder bringt sein bestes Fass, doch bald war klar, so macht man keinen großen Wein. Dazu braucht man einen Masterplan.« Und der lautet bis heute: Man nehme die exponiertesten Lagen, ernte die reifsten Trauben, sortiere diese gleich im Weingarten noch einmal und vinifiziere in den besten französischen Barriques, und das gleich doppelt.

Christian Tschida, Erich Scheiblhofer, Sommelier René Antrag, Florian Gayer und Markus Altenburger. Gerhard Kracher fehlte leider, er war auf Asien-Tour.
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Christian Tschida, Erich Scheiblhofer, Sommelier René Antrag, Florian Gayer und Markus Altenburger. Gerhard Kracher fehlte leider, er war auf Asien-Tour.

Batonnage besteht in der Hauptsache aus den Trauben der besten österreichischen Rotweinsorte Blaufränkisch, welche wie der internationale Cabernet Sauvignon aus den mineralisch kargen Lagen des Leithaberges in Jois stammen. Der dritte Traubenpartner ist ein vollreifer Merlot, entstammend dem Andauer Prädium im Seewinkel. So werden die besten Eigenschaften aus Toplagen von beiden Seiten des Neusiedler Sees zusammengebracht. Am Tag der Ernte der jeweiligen Sorte durchforsten die fünf Protagonisten ihre Rebanlagen auf der Suche nach voll bis leicht überreifen Traubenteilen. Diese werden im State-of-the-Art-Weinkeller von Erich Scheiblhofer bei vier Grad Celsius kaltmazeriert und anschließend vergoren.
Neue französische Barriques in »Double-Oak-Manier« verleihen diesem Rotweinmonument den nötigen strukturellen Rahmen. Für dieses Verfahren darf der Batonnage gleich zweimal für zwölf Monate in einem neuen Barrique heranreifen. Dann wird er in die stattliche Burgunderflasche gefüllt, die kein Hauptetikett besitzt, sondern von einem großen roten Skorpion geziert wird, der in den ersten Jahren noch von den Winzern höchstpersönlich in Handarbeit mittels einer Schablone und Lackspray auf die Flasche gebracht wurde. Seit dem Jahrgang 2001 gibt es nun den streng mengenlimitierten Wein, und dank seiner außergewöhnlichen Qualität und seines unverwechselbaren Aussehens hat sich Batonnage längst vom privaten Club-Wein zum Insidertipp und in kürzester Zeit zum Sammelobjekt für Weinfreaks entwickelt.

Falstaff-Herausgeber Wolfgang M. Rosam zeigte sich vom Batonnage begeistert.
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Falstaff-Herausgeber Wolfgang M. Rosam zeigte sich vom Batonnage begeistert.

Heute ist er nicht nur die gesuchteste Rotwein-Ikone Österreichs, sondern zugleich der wohl teuerste Rotwein des Landes. Am Ende der Verkostung stand ein aus Sicht der Batonnage-Winzer überragendes Ergebnis: Auf den zehn ersten Plätzen rangierten ausschließlich die Weine mit dem roten Skorpion. Erst auf Platz elf findet sich der erste große Bordeaux. Die burgenländischen Winzer, die selbst zum ersten Mal eine vollständige Batonnage-Serie verkosten konnten, waren von ihrer eigenen Leistung überrascht.
»Es fühlt sich an wie Weihnachten, Geburtstag und Ostern zusammen«, so Christian Tschida, einer der fünf Winemaker des Kultweins. »Wenn fünf Leute sich was überlegen, gibt es zwei Möglichkeiten: Es kommt ein Blödsinn heraus oder aber etwas ganz Großes«, so Tschida. 15 Jahre haben sich die fünf Winzer nun darum bemüht, das Maximum aus diesem Wein herauszuholen. »Es ist schön, wenn das honoriert wird.« In der großen Probe zeigte sich, dass man diesen Wein zu Recht als Toprotwein einstufen darf. Er verfügt über alle Elemente, die einen großen Wein ausmachen.

23 Damen und Herren bei einer der spannendsten Proben des Jahres 2018.
© Lukas Ilgner
23 Damen und Herren bei einer der spannendsten Proben des Jahres 2018.

Auch wenn die ersten Jahrgänge von 2001 bis 2006 stilistisch noch kein homogenes Bild abgaben, so waren sie doch eindrucksvoll ob ihrer Jugendlichkeit, der Harmonie und des zu erwartenden weiteren Reifepotenzials. Ab 2007 klärte sich das Bild zu einer Einheit und präsentiert nun interessanterweise allen Jahrgangsunterschiedlichkeiten zum Trotz ein sehr homogenes Aromenprofil. Bereits in jungen Jahren ist Batonnage sehr gut antrinkbar, er verfügt über eine delikate Extraktsüße, reife Tannine und dank des Traubenanteils vom Leithaberg auch über eine spannende Mineralität und Frische.
Natürlich spielen der kräftige Alkohol und das stets perfekt eingepasste neue Holz eine tragende Rolle, durch die verschiedenen Jahrgänge hindurch spürt der Verkoster die Länge und die engmaschige Textur. Den Vorwurf eines Kraftlackels lässt sich der Batonnage gerne gefallen, steckt doch weit mehr in der Flasche mit dem roten Skorpion: nämlich das Versprechen von großem Trinkvergnügen, wie es auch seine Brüder im Geiste wie Penfolds Grange, Masseto oder Rayas zu bieten haben. Und das ist die Liga, die sich even-tuell mit Batonnage messen kann.
Zum »Burgenland vs. Bordeaux« Tasting!

Erschienen in
Falstaff Nr. 04/2018

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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