Wein wächst auch unter den Gipfeln des Himalaya, wie hier im chinesischen Yunnan.

Wein wächst auch unter den Gipfeln des Himalaya, wie hier im chinesischen Yunnan.
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10 Rotwein-Ikonen aus Fernost

In Australien und Neuseeland hat man schon im 19. Jahrhundert mit nennenswertem Weinbau begonnen, China ist ganz neu in diesem Spiel.

Während der chinesische Weinbau angeblich bereits 4600 Jahre zurückreicht, ist die Weinkultur in Australien und Neuseeland von europäischen Einwanderern geprägt. Internationale Bedeutung erlangten zunächst die kraftvollen Shiraz-Varianten aus dem australischen Barossa Valley, Schritt für Schritt entwickelte sich der Kontinent zu einem Mekka für Freunde stoffigen Rotweins. Neuseeland macht sich zunehmend einen Namen mit mineralischen Pinot Noirs wie jenen aus Central Otago. Und in China entstehen mithilfe internationaler Experten erste vielversprechende Ultra-Premium-Rotweine.


Ao Yun

Yunnan, China

Im Jahr 2002 startete Moët Hennessy ein wahrlich hochfliegendes Projekt. Auf einer Seehöhe von 2200 bis 2600 Meter wurden in Adong in der südchinesischen Provinz Yunnan über 300 kleine Parzellen mit Reben bepflanzt. Das Weingut ist nur über verschlungene Gebirgspfade erreichbar, hier wird alle Arbeit von Hand verrichtet. Maxence Dulou, ehemals Önologe beim legendären Château Cheval Blanc, fungiert als Estate Manager. Der Bor­deaux-Blend aus Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc wächst im Schatten des Himalaya, was bedeutet, dass es am Tag maximal vier Stunden direkte Sonneneinstrahlung für die Trauben gibt. Doch die extreme Höhe und die dünne Luft intensivieren die Einwirkung. Ausgebaut wird der »Ao Yun« in traditionellen Steingutgefäßen aus der Region, in französischen Barriques sowie in Edelstahl. 

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2015, 2013
Preis: €€€
aoyun-wine.com


The Armagh

Jim Barry, Australien

Tom Barry bewirtschaftet heute einen Familienbetrieb mit nicht weniger als 330 Hektar im Clare Valley, und entsprechend vielseitig ist seine Weinpalette, die bis zu einem Riesling-Joint-Venture mit dem deutschen Kollegen und Globetrotter Ernie Loosen reicht. Sein Flaggschiff ist aber ohne Zweifel der große Shiraz namens »The Armagh«, der immer durch seine Eleganz und Ausgeglichenheit gefällt und niemals überextrahiert oder als Blockbuster auf die Flasche gefüllt wird. Saftigkeit und Länge stehen für Tom Barry bei dieser roten Ikone absolut im Vordergrund, und es ist die pure Trinkfreude, die diesem samtigen Riesen eine so überaus große und treue Gefolgschaft garantiert. Die Reben im 3,3 Hektar großen Armagh-Weingarten pflanzte übrigens Toms Vater Jim Barry im Jahre 1968.

Empfohlene Jahrgänge:  2018, 2016, 2015, 2013, 2012, 2010, 2007, 2006, 2004, 2001, 1992, 1989
Preis: €€€
jimbarry.com


Astralis Syrah

Clarendon Hills, Australien

Der talentierte Winzer Roman Bratasiuk schuf mit dem Syrah »Astralis« eine wahre Legende des McLaren Vale. Hier ist alles auf größtmögliche Eleganz und Finesse ausgerichtet, vom Weingarten bis in den Keller wird auf das kleinste Detail geachtet. Alles ist seit gut 30 Jahren dem Ziel untergeordnet, einen echten Grand Cru aus Australien zu schmieden. Die Trauben, die in zu 90 Prozent neuen französischen Barriques ausgebaut werden, stammen alle aus einem hundert Jahre alten Rebberg, der wenig, aber sehr konzentrierte Frucht hervorbringt. Die Reben wurzeln in eisenhaltigen Schotter-Lehmböden, die eine optimale Basis für großen Rotwein darstellen. So entsteht ein Syrah, der es mit jenen aus dem nördlichen Rhônetal aufnimmt.

Empfohlene Jahrgänge: 2016, 2015, 2014, 2012, 2010, 2008, 2006, 2005, 2004, 2003, 2002, 2001, 1998, 1996, 1995
Preis: €€€
clarendonhills.com.au


Hill of Grace Shiraz

Henschke, Australien

Dieser Single-Vineyard-Shiraz ist der berühmteste Wein Australiens dieser Kategorie. Kein anderer Shiraz der Welt zeigt eine vergleichbare Gewürznote und eine so seidige Textur wie dieser Wein aus über 150 Jahre alten Rebstöcken. Erstmals produziert im Jahrgang 1958, sollte es 30 Jahre dauern, bevor dieser Wein seinen herausragenden Status erlangte. Es ist das Winzerpaar Prue und Stephen Henschke, das für den Ruf dieses Weins verantwortlich ist. Nur wenige Jahrgänge wurden seit 1958 ausgelassen: 2011, 2000, 1974 und 1960. Seit 2002 kommt der Wein mit Schraubverschluss auf den Markt. Der vier Hektar große Garten mit unveredelten Reben wird biodynamisch bewirtschaftet, geerntet wird vor dem österlichen Vollmond.

Empfohlene Jahrgänge: 2016, 2015, 2013, 2012, 2010, 2009, 2006, 2005, 2004, 2002, 1999, 1998, 1996, 1994, 1992, 1991, 1990
Preis: €€€€
henschke.co.au


Grange BIN 95

Penfolds, Australien

Kaum ein anderer Wein aus der Neuen Welt des Weins kann es mit dem »Grange BIN 95« von Penfolds aufnehmen. Dieser Rotwein aus mehrheitlich Shiraz verkörpert das australische Weinpotenzial und blickt bereits auf nicht weniger als 70 Jahre Tradition zurück. Je reifer, umso eleganter zeigen sich die Weine, der Alkohol ist in jeder Phase harmonisch eingebunden. Herausragend ist die Konsistenz der Qualität, obwohl sehr klare Unterschiede in den Jahrgängen zu erkennen sind. So gesehen entspricht der »Grange« ganz und gar nicht den oft vernommenen Vorurteilen über Weine aus wärmeren Gefilden. Das Team um Peter Gago hat erfolgreich fortgesetzt, was »Grange«-Erfinder Max Schubert 1951 begonnen hat. Jede Flasche dieses großartigen Weins ist ein wahres Erlebnis.

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2016, 2015, 2013, 2010, 2008, 2006, 2004, 2002, 1998, 1990, 1986, 1976, 1965
Preis: €€€
penfolds.com


RunRig Shiraz

Torbreck, Australien

Der RunRig Shiraz ist ohne Zweifel der Primus inter Pares im Spitzentrio der Top-Rotweine von Torbreck im legendären Barossa Valley, das von The Laird und Les Amis vervollständigt wird. Seit seiner Gründung 1994 zählt das Weingut mit seinen Klassikern auf Basis uralter Reben zu den Erzeugern der australischen Topliga. Der RunRig Shiraz, der von Gründungspartner Dave Powell erstmals gemeinsam mit dem Önologen Chris Ringland vinifiziert wurde, enthält einen winzigen Anteil an Viognier, der dem Gesamtkunstwerk das gewisse Etwas verleiht. 2013 verließ Powell Torbreck, heute erzeugt er unter dem Label »Powell & Son« neue, großartige Barossa-Weine. Und Torbreck hat unter Pete Knight nichts an Qualität eingebüßt.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012 , 2010, 2009, 2007, 2006, 2005, 2004, 2003, 2002, 2001, 1999, 1998, 1995
Preis: €€€
torbreck.com


Wendouree Shiraz

A.P. Birks, Australien

Rar sind diese Weine des kleinen, aus Stein gebauten Weinguts im Clare Valley, das Alfred Percy Birks 1893 gründete – und die Reben sind ähnlich alt. Die Weine der rund zwölf Hektar Weinberge werden noch immer in der 1914 gebauten Kellerei gekeltert und nur an langjährige Abonnenten einer Mailing List verkauft – sie sind wie Goldstaub: selten und begehrt. Alfreds Sohn Roly pflanzte 1919, 1920 und 1940 weitere Reben und führte das Weingut bis zu seinem 77. Lebensjahr – er verkaufte es 1970. Seit den Mittsiebzigern gehört Wendouree der Brady-Familie, die die alten Reben in Ehren hält: Shiraz, Mataro, Malbec und Cabernet Sauvignon – die als baumartige Bushvines ohne Bewässerung kultiviert werden. Der Wein ist einer der begehrtesten Australiens.

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2010, 2008, 2006, 2004, 2002, 2000
Preis: €€
keine Website


Ata Rangi Pinot Noir

Ata Rangi, Neuseeland

Clive Paton gehörte zu den Pionieren des Weinbaus in Martinborough, als er 1980 seinen ersten Weinberg auf dem steinigen Feld einer Flussterrasse im Süden von Neuseelands Nordinsel pflanzte. Ausschlaggebend war, dass Ata Rangi – »Neuanfang« auf Maori – mit Reben bepflanzt wurde, die einen neuseeländischen Pinot-Mythos darstellen. So legendär ist der Ruf bestimmter Weinberge im Burgund, dass dort oft Edelreiser heimlich geschnitten und dann in verschiedene Regionen der Welt geschmuggelt werden. So kam ein Pinot-Klon, der heute als Abel-Klon bekannt ist, ins Land und wurde zu Neuseelands Pinot-Talisman. Daraus entstand der Ata-Rangi-Pinot-Noir mit wunderbarer Würze. Dieser Wein etablierte in den 1990ern nicht nur Ata Rangi, sondern ganz Martinborough.

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2014, 2013, 2010, 2009, 2003
Preis: €€€€
atarangi.co.nz


Bell Hill Pinot Noir

Bell Hill, Neuseeland

Die in Neuseeland seltenen Kalksteinböden und der Wunsch, Weine nach burgundischem Modell anzubauen und zu keltern, liegt diesem Projekt in Waikari, Canterbury auf der neuseeländischen Südinsel zugrunde. Das Ehepaar Marcel Giesen und Sherwyn Veldhuizen fing das Projekt 1997 gemeinsam an – nachdem Giesens deutschstämmiges Familienweingut bereits in Marlborough erfolgreich war. Sie nahmen ihr burgundisches Vorbild sehr ernst, als sie auf einem alten Kalksteinbruch am Weka-Pass Pinot-Noir- und Chardonnay-Reben mit Pflanzdichten um die 10.000 pro Hektar pflanzten. Die Weine sind ganz klar auf Langlebigkeit angelegt und werden auch erst nach drei bis vier Jahren
auf den Markt gebracht.

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2016, 2014, 2013, 2012, 2010, 2008
Preis: €€
bellhill.co.nz


Block 3 Pinot Noir

Felton Road, Neuseeland

Stewart Elms, ein neuseeländischer Farmer, dessen Familie Johannisbeeren anbaute, war in Wein vernarrt und fing als Mann mittleren Alters noch einmal an zu studieren: Weinbau an der Lincoln University. Mit neuem Wissen gewappnet, machte er sich auf die Suche nach passendem Land und fand es in den tiefen Waengaböden entlang der Felton Road unweit von Cromwell in Central Otago im Süden der neuseeländischen Südinsel. 1992 fing er an, Pinot Noir, Riesling und Chardonnay zu pflanzen. Block 3, wo die Waengaböden am tiefsten sind, ist mit Pinot Noir bepflanzt, der immer eine überaus komplexe und elegante Art hat. Im Jahre 2000 kaufte schließlich der Brite Nigel Greening das Weingut.

Empfohlene Jahrgänge: 2020, 2019, 2017, 2015, 2014, 2012
Preis:
feltonroad.com


Die Preis-Kategorien:
Bis € 99,–                          €
€ 100,– bis € 200,–          €€
€ 200,– bis € 499,–          €€€
€ 500,– bis € 999,–          €€€€
Mehr als € 1.000,–           €€€€€
Mehr als € 10.000,–         €€€€€+

Die gesamte Liste der Top 100 Rotwein-Ikonen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Falstaff Magazins.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2021

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Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
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