Die Weingärten von Tua Rita bei Suvereto.

Die Weingärten von Tua Rita bei Suvereto.
beigestellt

10 Rotwein-Ikonen aus der Toskana

Die Toskana – Sehnsuchtsland nicht nur für Weinliebhaber. Zwischen Meer und Apennin wächst hier eine Vielzahl an großen Rotweinen.

Der Chianti ist der wohl bekannteste Rotwein Italiens und hat den Ruf der Toskana als Weinregion begründet. Er wird mehrheitlich aus der Rebsorte Sangiovese gekeltert, die längst auch zu Spitzenweinen von internationalem Ruf verarbeitet wird. In der wärmeren Küstenzone fühlen sich auch die klassischen Bordeaux-Sorten wie Cabernet Sauvignon, Merlot und sogar Syrah wohl, hier entstehen zahlreiche Wein-Ikonen, die ursprünglich als Tafelwein, als Vino da Tavola firmierten. Mit dem Brunello di Montalcino und dem Vino Nobile di ­Montepulciano hat die Toskana aber noch weitere rote Asse im Ärmel.


Sassicaia

Tenuta San Guido, Italien

Sassicaia leistete einen entscheidenden Beitrag zur Renaissance des ­italienischen Weins in der zweiten ­Hälfte des 20. Jahrhunderts. Kreiert wurde der Sassicaia bereits in den 1940er-Jahren, als Marchese Mario Incisa della Rocchetta einen Weinberg mit Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc bepflanzte. Erster offizieller Jahrgang war 1968. Nachdem dieser 1985 von Robert Parker mit 100 Punkten prämiert wurde, ging es steil nach oben und Marios Sohn Nicolò Incisa della Rocchetta machte den Wein ­weltbekannt. Der Sassicaia, so der ­Marchese, habe es nicht nötig, laut und aufdringlich zu sein, er müsse durch Tiefgründigkeit und Eleganz überzeugen. Sassicaia setzt auf einen eigenen Stil, gekennzeichnet von Frucht und Finesse.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2015, 2014, 2013, 2012, 2011, 2009, 2008, 2004, 2001, 1998, 1990, 1985
Preis: €€€
tenutasanguido.com


Solaia

Marchesi Antinori, Italien

Solaia ist der Spitzenwein aus dem Hause Marchesi Antinori, führender Weinproduzent Italiens und maßgeblich verantwortlich für die Renaissance des italienischen Weinbaus in den 1970er-Jahren. Im Jahrgang 1978 gedieh der Cabernet besonders gut und reichlich, und Piero Antinori sowie sein legendärer Kellermeister Giacomo Tachis beschlossen, daraus einen eigenen Wein zu erzeugen. Von ­diesem ersten Jahrgang des Solaia gab es gerade einmal 3600 Flaschen. In den folgenden Jahren wurde die Zusammensetzung des Solaia etwas abgewandelt und auf 80 Prozent Cabernet (davon 75 Prozent Cabernet Sauvignon, der Rest Cabernet Franc) sowie 20 Prozent Sangiovese festgelegt. Der Solaia bildet damit von den Sorten her das Gegenstück zum Tignanello.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2017, 2016, 2015, 2013, 2010, 2004, 1997
Preis: €€€
antinori.it


Redigaffi

Tua Rita, Italien

Die beiden Kleinunternehmer Rita Tua und ihr Mann Virgilio Bisti erstanden 1984 ein kleines Landhaus in der Toskana. Die beiden pflanzten Cabernet und Merlot an, und auch ein Name für das Garagenweingut war rasch gefunden: Tua Rita. Die ersten Weine kamen Anfang der 1990er-Jahre auf den Markt und sorgten für großes Interesse bei Weinliebhabern – zuerst der Giusto di Notri, doch schon bald lief ihm der reinsortige Merlot Redigaffi den Rang ab. Spätestens nachdem der Jahrgang 2000 von Robert Parker und »Wine Spectator« 100 Punkte erhielt, stieg der Wein in den erlauchten Kreis der Kultweine auf. Heute sind aus den zwei Hektar insgesamt 30 geworden und das Weingut wird von Schwiegersohn Stefano Frascolla mit sicherer Hand geführt.

Empfohlene Jahrgänge: 2019, 2018, 2016, 2013, 2010, 2008, 2006, 2001, 2000, 1999
Preis: €€
tuarita.it


Ornellaia

Tenuta dell’Ornellaia, Italien

Lodovico Antinori, jüngerer Bruder von Piero ­Antinori, gründete 1981 Ornellaia. Auf Anraten des Winzers André Tchelistcheff ließ er Weinberge im oberen Verlauf der Via Bolgherese anlegen. Doch im Unterschied zum Nachbarweingut Tenuta San Guido pflanzte er neben Cabernet Sauvignon und Cabernet Franc auch Merlot aus – damals eine Neuheit in Bolgheri. Der erste erzeugte Jahrgang war 1985 eine Cuvée aus diesen drei Sorten. 2005 ging das bekannte Weingut in den Besitz von ­Marchesi Frescobaldi über. Im selben Jahr trat auch Axel Heinz als Önologe ins Weingut ein. Heute ist er leitender Direktor von Ornellaia und Masseto, verantwortliche Önologin für Ornellaia ist Olga Fusari. Neben Cabernet Sauvignon ist nach wie vor ­Merlot die wichtigste Sorte im Cuvée von Ornellaia.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2015, 2013, 2010, 2009, 2008, 2007, 2004, 2001, 1999, 1997
Preis: €€
ornellaia.com


Masseto

Masseto, Italien

Auf den Weinbergen, die Lodovico Antinori für Ornellaia Anfang der 1980er-Jahre anlegen ließ, gab es ein rund sieben Hektar großes Stück, dessen Bodenaufbau sich deutlich vom umliegenden Land unterscheidet. Diese Lage, Masseto genannt, weist einen besonders hohen Anteil an blauem Lehm auf. Ideal für Merlot, befanden Antinori und der Winzer André Tchelistcheff. Der Hügel wurde in der Folge ausschließlich mit Merlot bepflanzt. Als erster Jahrgang kam der 1987er auf den Markt. Die rund 30.000 Flaschen Masseto sind stets rasch ausverkauft. Er begeistert mit samtiger Fülle, ist konzentriert, zugleich aber auch geschliffen und mit präsenter Frucht ausgestattet. 2018 wurde Masseto aus der Tenuta Ornellaia ausgegliedert und erhielt im Jahr darauf einen eigenen Keller.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2015, 2013, 2010, 2007, 2006, 2005, 2001, 1999, 1997, 1995
Preis: €€€€
masseto.com


Flaccianello

Fontodi, Italien

Mit Entstehungsjahr 1981 war der Flaccianello einer der ersten reinsortigen Sangiovese aus dem Chianti Classico. 1968 erwarb die Familie Manetti, seit Generationen im nahen Impruneta in der Herstellung von Tonwaren aktiv, das Weingut Fontodi in Panzano in Chianti. Der junge Giovanni Manetti wurde mit der Führung des Weinguts betraut. Da die Produktionsbestimmungen für Chianti Classico damals zwingend vorsahen, auch einen Anteil an weißen Trauben zu verwenden, erschien der ­­Flaccianello als Vino da Tavola. Heute ist es ein Toscana IGT und eine Selek­tion der besten ­Sangiovese-Trauben aus den Weinbergen der berühmten »Conca d’oro« in Panzano, einer der vortrefflichsten Lagen im gesamten Gebiet. Traditionell wird Flaccianello in Barriques und Tonamphoren ausgebaut.

Empfohlene Jahrgänge: 2017, 2016, 2015, 2011, 2010, 2009, 2007, 2006, 2001, 1997, 1995
Preis: €€
fontodi.com


Cerretalto Brunello

Casanova di Neri, Italien

Casanova di Neri zählt zu den herausragenden Weingütern in Montalcino. Bekannt gemacht
hat es Giacomo Neri, der das Weingut seit den ­1980er-­Jahren leitet. Aber bereits unter seinem Vater, der im Hauptberuf Getreidehändler war, ent­standen einige herausragende Brunellos. Heute wird ­Giacomo von seinen Söhnen Giovanni und ­Gianlorenzo im Betrieb unterstützt. Neben dem ­Etichetta Bianca und dem Tenuta Nuova nimmt der Cerretalto seit 1981 eine besondere Stellung ein. Die Trauben für den Cerretalto, ausschließlich aus Sangiovese hergestellt wie alle Brunellos, stammen aus einer Einzellage. Der Wein, der im gebrauchten Barrique und im Tonneau ausgebaut wird, zeichnet sich durch seine Tiefgründigkeit, kompakte Frucht und einen mineralischen Touch aus.
 
Empfohlene Jahrgänge:
2015, 2013, 2011, 2010, 2008, 2007, 2006, 2004, 2001, 1999, 1990
Preis: €€€
casanovadineri.wine


Biondi Santi Brunello

Biondi Santi, Italien

Biondi Santi hat den Brunello bekannt und groß gemacht. Clemente Biondi Santi selektionierte in den 1880er-Jahren einen besonderen Klon des Sangiovese. Seit 1970 leitete Franco Biondi Santi in vierter Generation das Weingut. Dabei blieb er all die Jahre dem Stil von Biondi Santi treu, der sich durch viel Frucht und eine mitunter recht betonte Säure auszeichnet. Ausgebaut wird der Brunello von Biondi Santi ausschließlich im großen Holzfass. In den besten Jahren kommt eine kleine Partie des Brunello als Brunello Riserva auf den Markt, die viele Jahrzehnte hervorragend reifen kann. In der Schatzkammer lagern noch Flaschen aus Jahrgängen von 1888 bis 2013, die regelmäßig neu ­verkorkt werden. Im Jahr 2016 wurde Biondi Santi von der französischen Gruppe EPI übernommen.

Empfohlene Jahrgänge: 2013, 2012, 2010, 2006, 2001, 1997, 1995, 1985, 1975, 1971
Preis: €€€
biondisanti.it


Saffredi

Fattoria le Pupille, Italien

Maiano liegt im Süden der Toskana bei Grosseto, nicht weit von der Küste. Die Fattoria Le Pupille zählt zu den führenden Erzeugern hier. Viele Jahre geleitet von Elisabetta Geppetti, die in den letzten Jahren von ihrer Tochter Clara unterstützt wird, hat sich Le Pupille einen Namen für Morellino gemacht. Der bekannteste Wein von Pupille aber ist kein Morellino, sondern der Saffredi, ein Toscana IGT. Es war der legendäre Önologe Giacomo Tachis, der Elisabetta Geppetti einst dazu riet, den Weinberg statt mit Sangiovese doch mit Cabernet zu bepflanzen. Der erste Jahrgang des Saffredi war 1987. Seit damals wurde er in nahezu allen Jahren erzeugt. In den letzten Jahren ist zum Cabernet etwas Merlot hinzugekommen, was ihm noch einen Tick mehr Schmelz gibt.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2014, 2012, 2008, 2007
Preis: €
fattorialepupille.it


Messorio

Le Macchiole, Italien

Eugenio Campolmi und Cinzia Merli führten eine Bar an der Via Aurelia und erlebten die frühesten Weinentwicklungen in Bolgheri hautnah mit. Anfang der 1980er-Jahre erstand Eugenio die ersten vier Hektar an der Via Bolgherese. Vom Jahrgang 1994 erschien dann erstmals Messorio, ein reinsortiger Merlot, der sofort die Herzen der Weinliebhaber eroberte. Seit 2002 wird Le ­Macchiole biologisch bewirtschaftet, seit 2010 auch biodynamisch. Nach Eugenios frühem Tod führte Cinzia Merli den Betrieb erfolgreich weiter, zunächst allein, heute unterstützt von den Söhnen Mattia und Elia. Die Merlot-Trauben für den Messorio werden im Betontank vergoren; der Jungwein reift dann rund 20 Monate im Barrique. Es entsteht ein Wein von kompakter Frucht und elegantem Tannin.

Empfohlene Jahrgänge: 2018, 2016, 2015, 2013, 2012, 2010, 2008, 2007, 2001, 1998, 1997, 1994
Preis: €€
lemacchiole.it


Die Preis-Kategorien:
Bis € 99,–                          €
€ 100,– bis € 200,–          €€
€ 200,– bis € 499,–          €€€
€ 500,– bis € 999,–          €€€€
Mehr als € 1.000,–           €€€€€
Mehr als € 10.000,–         €€€€€+

Die gesamte Liste der Top 100 Rotwein-Ikonen lesen Sie in der aktuellen Ausgabe des Falstaff Magazins.

Erschienen in
Falstaff Nr. 08/2021

Zum Magazin

Peter Moser
Peter Moser
Wein-Chefredakteur Österreich
Othmar Kiem
Othmar Kiem
Chefredakteur Falstaff Italien
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