Long Weekend: Kunsttrip Flandern
Rubens und radikale Gegenwart, Idylle und Industrie: Flandern hat all das und noch mehr. Antwerpen, Gent und Brügge sind kulturelle Gipfel im flämischen Flachland und immer einen Kunstbesuch wert.
- By Maik Novotny
Tiefer grauer Himmel, regennasse Straßen, peitschende Winde aus allen Himmelsrichtungen: So besang Jacques Brel seine belgische Heimat im Chanson »Le plat pays«. Nicht gerade
Tourismuswerbung. Und doch ist das flache, feuchte Flandern eine der kulturell reichsten Regionen Europas, und das schon seit Jahrhunderten. Der Zugang zu den Weltmeeren machte die Städte Brügge, Gent und Antwerpen zu Handelsmetropolen, und die Kunst profitierte davon. Die »Flämischen Primitiven« revolutionierten im 15. Jahrhundert mit ihrer naturalistischen Malerei die gesamte europäische Kunstwelt, Peter Paul Rubens und Anthonis van Dyck folgten als Malerfürsten des 17. Jahrhunderts.
Wieder 200 Jahre später verwies James Ensor mit seinen surreal-grotesken Bildwelten auf die Abgründe des Flachlands, und im 20. Jahrhundert erneuerte sich die Kunst von Generation zu Generation, nicht zuletzt dank einer umfassenden Kreativszene. Gent mit seinen Musikfestivals, Antwerpen als Weltmetropole der Mode-Avantgarde, experimentierfreudige Designer und Architekten mit einem Hang zum Surrealen: Sie alle beeinflussen sich gegenseitig. Man sieht: Das flache Land hat es auch heute in sich. Keine Hindernisse also für ein langes Wochenende zwischen Moules-frites und Öl auf Leinwand, zwischen beschaulichen Kanälen und provokanter Avantgarde.