Restaurant-Design: Pandemie der Ideen?
Die Corona-Krise stellt die Gastronomie vom Wirtshaus bis zum Fine-Dining-Tempel vor viele Herausforderungen. Eine davon betrifft auch Architektur und Design. Wie wird die Gestaltung der Restaurants in Zukunft aussehen? Und welche Lösungen gibt es bereits? LIVING begab sich auf Spurensuche.
22 . Februar 2021 - By Katharina Reményi
Auf der einen Seite plätschern sanft die Wellen, auf der anderen steht auf festem Grund das Restaurant »Mediamatic Eten«. Dazwischen finden sich direkt am Kai von Oosterdok in Amsterdam fünf kleine Gewächshäuschen, in denen jeweils ein mit weißem Leinen gedeckter Tisch und zwei Stühle stehen. In Corona-Zeiten kommt hier das Chambre séparée zu neuen Ehren. Serviert werden die mehrgängigen veganen Menüs in die »Serres Séparées« übrigens auf langen Holzbrettern. Abstandsregeln verpflichten!
So viel ist sicher: Krisen beflügeln die Kreativität. Von der Corona-Muse geküsst wurde etwa auch der französische Designer Christophe Gernigon, dessen Plex’Eat-Schutzblasen in Designforen einen wahren Hype erfuhren. Er fand die verschiedenen Plexiglaslösungen zwischen Restauranttischen, die Gastronomiebetreiber in der Not aufbauten, einfach nur deprimierend: »Ich hatte den Eindruck, als befände ich mich im Besuchsraum eines Gefängnisses.« Also versuchte er, sich etwas »Schöneres, Poetischeres und Eleganteres« vorzustellen. Das Ergebnis waren überdimensionale Objekte, die durchsichtigen Lampenschirmen ähneln und über Tische oder Sessel gehängt werden. Gernigon: »Auch wenn wir nicht für immer unter einer Glasglocke speisen wollen, helfen diese Schutzblasen doch, dass Restaurants in völliger Sicherheit schnell wieder öffnen können.« Der Wiener Architekt Erich Bernard von BWM Architekten sieht für Kreationen wie diese allerdings keine große Zukunft: »Die Designforen sind voll von Tischerfindungen mit baulichen Brillen. Ich denke aber, dass 90 Prozent davon wieder in den Müll wandern.«