© Lukas Ilgner

Süße Versuchung: 16-Jährige nutzt Corona für Karrierestart

Krisen stellen uns alle vor große Herausforderungen – und doch bergen sie oft das Potenzial, neue Wege zu finden. Die Schülerin Anna Neubauer zeigt, wie es geht, und machte mit ihrer Kreativität die Pandemie zu ihrer Chance. Dabei spielen bunte Minitorten die Hauptrolle.

01.06.2021 - By Herta Scheidinger

Eigentlich ist derzeit Lernen angesagt, denn Anna Neubauer macht gerade das IB-Diplom (International Baccalaureate). Doch was tun gegen Corona-Frust und Prüfungsstress? Wenn es nach Anna geht: backen! 

Im dritten Lockdown hat die Schülerin ihre Leidenschaft für die Kreation von süßem Backwerk entdeckt. »Ich habe nach Inspira­tion gesucht und wollte etwas kreieren. So habe ich das Backen für mich erobert«, lässt die 18-jährige Neobäckerin LIVING wissen. Bis vor Kurzem gehörte ihre Leidenschaft noch dem Tanzen. Als fünffache Staatsmeisterin in lateinamerikanischen und Standardtänzen in der Klasse A war sie national wie international sehr erfolgreich. »Mein ganzes Leben hatte ich dem Tanzen verschrieben. Nach acht Jahren Turniertanz habe ich allerdings aufgehört, um mich ganz auf die Schule zu konzentrieren«, erzählt sie.

Minitorten ganz groß

Dann trat schmuckes Cake-Design in ihr Leben, und um dieses Talent zu optimieren, buchte sie kurzerhand einen Onlinekurs. Ihre Erstlingswerke waren große, klassische Torten. »Dann habe ich entdeckt, dass es momentan in Asien einen Trend zu Mini-Cakes gibt – sogenannte koreanische Lunch-Box-Cakes«, erzählt die Hübsche von ihren Anfängen. Und die bunten Minitorten in kleinen Behältern waren genau ihr Ding. 

Noch auf dem Weg

Die bunt verzierten Lunch-Box-Cakes erwiesen sich in der Pandemie geradezu als perfekt. Viele bestellten die Minitorten, weil sie gerade groß genug für zwei bis drei Personen sind. »Ich habe begonnen, die Rezepte aus meinem Onlinebackkurs immer mehr zu verfeinern und zu adaptieren. Jetzt benutze ich meine eigenen Rezepte und Kreationen. Ich teste die ganze Zeit und ändere ab, was nicht passt oder nicht schmeckt«, beschreibt Anna Neubauer den Weg zur perfekten Rezeptur. Ihr »Signature Piece« ist eine Mini-torte mit Vanille und Erdbeermarmelade zwischen den Schichten. 

Doch nur für Freunde und Verwandte zu backen, reichte Anna schon nach wenigen Wochen nicht mehr. Um bekannt zu werden, produzierte sie ein Video und postete es auf TikTok. Das Ergebnis ihrer Backkunst wurde als Geschenk für den Valentinstag vermarktet. Damit trat sie eine Lawine los. »Plötzlich hatte ich 40.000 Aufrufe, ein paar Tausend Likes und Hunderte Kommentare. Und das innerhalb eines Tages. Ich war total über­wältigt.« Tatsächlich trudelten an die hundert Tortenwünsche ein. Innerhalb weniger Tage mussten all diese Bestellungen erfüllt werden. Sogar ihre Mutter sprang ein. »Es war ein komplettes Chaos«, lacht sie. Am Ende haben alle Kunden ihre Torten bekommen und waren glücklich.

Blick in die Zukunft

Nach dem ersten Hype zum Valentinstag kamen viele Kunden zurück und durch -weitere Videos kamen noch neue Minitorten-Fans dazu. »Es ist die neue Kultur«, sagt Anna, »dass man sich gegenseitig Lunch-Box-Cakes schenkt, auf denen auch ganz persönliche Botschaften und Glückwünsche draufstehen.« Die Torten sind durch die Aufschriften personalisiert und ein ganz individuelles Geschenk. Es finden sich mitunter auch Glückwünsche oder Botschaften, die man so bei »Demel« nicht in Auftrag geben würde. Wie etwa? »Da wird schon einmal zum Verlust der Jungfrauenschaft gratuliert.« Der jugendlichen Diktion gerecht, sind auch Glückwünsche wie »Happy Birthday, Bitch« Programm. Zwischen 17 und Anfang 30 sind ihre Abnehmer zu finden, doch Anna betont ausdrücklich: »Die Torten sind natürlich für alle Altersgruppen perfekt.«

Und auch Sonderwünsche bezüglich der Ernährungsgewohnheiten werden erfüllt – wie vegane, laktosefreie und glutenfreie -Torten. Ein Service, das gut ankommt und im Trend liegt. Denn: Wo bekommt man schon »gesunde Sünden«, die auch noch gut schmecken? Dafür gibt es ein spezielles Rezept – auch die Cremen, mit denen die süßen Kunstwerke üppig verziert werden, funktionieren ohne Milch und ohne Butter perfekt.

Trotz Studium plant Anna, das süße Hobby noch weiter auszubauen. Darum nimmt sie nun auch Kunden außerhalb von Wien ins Visier. Wie schön, dass Eltern und Freude von ihrem Businessmodell so begeistert sind, und auch die Fan-Community wächst mit jedem Tag.

Rezept: Cake as Cake can

Zutaten für den Tortenboden
170 g Zucker
2 Eier
130 ml Milch
1 TL Vanilleextrakt
170 g Mehl 
16 g Backpulver
1 Schuss Rum (optional)
100 g Beeren (optional)

Zutaten für die Buttercreme
250 g Butter
170 g Kondensmilch
1 Schuss Vanilleextrakt 
40 g Mascarpone 

ZUBEREITUNG Tortenboden
In einem Mixer Eier, Milch und Zucker verrühren. In der Zwischenzeit das Mehl, Backpulver und Vanille in einer kleinen Schale verrühren. Danach den Inhalt der Schale in den Mixer hinzufügen. Aber nicht zu lange, da sich die Masse verkleben könnte.
Den Teig im vorgeheizten Ofen bei 180 °C circa 20–30 Minuten lang backen lassen. Achtung! Die Backzeit hängt von der Backform ab, es kann entweder 20 Minuten oder 50 Minuten lang dauern.

TIPP: Dieses Rezept kann mit verschiedenen Zutaten verfeinert werden. Ein Tipp von Anna ist, einen Schuss Rum hinzuzu-fügen oder optional der fertigen Masse Beeren unterzumischen (maximal 100 g).

ZUBEREITUNG Buttercreme
Die Butter mindestens 2–3 Stunden vor dem Backen aus dem Kühlschrank legen, damit sie weich wird. In einem Mixer die Butter auf höchster Geschwindigkeit für 2–3 Minuten aufschlagen. 
Sobald die Butter fluffig und weißer geworden ist, Kondensmilch, Mascarpone und Vanilleextrakt langsam hinzufügen, damit sich die Creme bindet. Den Mixer dabei unbedingt auf höchste Geschwindigkeit stellen, sonst erhält die Creme nicht die ideale Konsistenz. 

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 04/2021

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