© Alberto Bernasconi

Roberto Lazzeroni: »Ich lege großen Wert auf sinnliche Objekte«

Roberto Lazzeronis berufliche Laufbahn ist geprägt von prestigeträchtigen Kooperationen. Dabei sind abgerundete Linien sowie die Erforschung seiner Werkstoffe für den perfekten Komfort ein elementares Thema. Der LIVING-Talk über die neue Kollektion von Poltrona Frau und seinen Ansatz für Design.

15.05.2023 - By Angelika Rosam

Fragt man Roberto Lazzeroni, woher er seine Kreativität denn nehme, so kann es der toskanische Designer aus Pisa nicht unbedingt erklären. Schwer vorstellbar, wenn man als Interpret eines zeitgemäßen Geschmacks voll von zeitloser Schönheit beschrieben wird und meist die richtige Version von Design vor Augen hat. »Viel ist Eingebung, wenn ich in meinem Garten sitze«, beschreibt er seinen für uns ausgeprägten Ideenreichtum im LIVING- Interview und rückt schmunzelnd seine rote Brille zurecht. Fakt ist aber, dass Lazzeroni, der ein Kunst- und ein Architekturstudium in Florenz absolvierte, von seinem Atelier in Pisa aus mit der nötigen Klarheit die wirbelnde Abfolge von Trends beobachtet. Er filtert sie akribisch, um nur das zu verarbeiten, was er für wirklich interessant hält. Sein Name wird oft mit einer multisensorischen Vision des Designs in Verbindung gebracht und er selbst sagt, dass er in seinem Designansatz nach Lösungen sucht, die nicht nur für Komfort und Funktionalität stehen, sondern auch den Wunsch nach visueller und haptischer Ansehnlichkeit zu erfüllen suchen. In Realität oft umgesetzt bei den Großen der Branche, wie Giorgetti oder Flexform, nun hat er die neue Kollektion für Poltrona Frau realisiert. Wir trafen den sympathischen Italiener -anlässlich des Salone in Mailand.

Spaß an der Arbeit Designer Roberto Lazzeroni  erklärte LIVING-Chefin  Angelika Rosam seine Favoriten in der aktuellen Kollektion.

© Alberto Bernasconi

LiVING Eine neue Kollektion für Poltrona Frau, kreiert von Roberto Lazzeroni. Was ist hier anders als bei den Vorgängern?

Roberto Lazzeroni Die Botschaft in dieser Kollektion ist, schöne Dinge zu entwerfen, die nachhaltig sind, die Qualität -haben, und die Idee der italienischen Kultur und des Geschehens in Italien zu vermitteln. Wir haben hier die beiden Marken Poltrona Frau und Ceccotti Collezioni, zwei italienische Exzellenzen, zusammengeschlossen und sie in einen Dialog miteinander gebracht, um das bestmögliche Ergebnis für beide Brands zu erzielen.

Woran haben Sie sich bei den Entwürfen orientiert?

Die Linien, die in das Design einfließen, sind von den 50er- und 60er-Jahren inspiriert, als in Italien der Aufschwung dominierte und die Wirtschaft boomte. Diese Themen waren primär die Inspiration für die Möbel. Denn nach dem Zweiten Weltkrieg, also in der vergan-genen Weltperiode, wurde Interior mit einer unglaublichen Anmut hergestellt. Ich habe viel von der damaligen Optik -übernommen, allerdings zeitgemäßer gestaltet.

Eine Herausforderung?

Es ist eine Art von Vorschlägen. Es ist -poetisch, es ist eine Art von Erinnerung. Man nimmt diese Idee von etwas und überträgt sie in etwas Zeitgemäßeres. Man hat die Idee in seinem Kopf, entwirft und vollendet. Es handelt sich ja nicht tatsächlich um die alten Stücke, sondern es wird in ­einem Prozess der Erinnerung mit neuen Me­thoden in Form von Materialkombinationen realisiert. 

Wie hoch ist der Anteil von Poltrona Frau an diesem neuen Projekt und wie hoch ist jener von Ceccotti?

Ich habe versucht, auf einem neuen Gebiet zu arbeiten, um beide Marken aus ihrer Komfortzone herauszuholen. Also eine perfekte Symbiose, ein neues Territorium für beide Marken zu schaffen, um eine Art neue Energie auszudrücken. Und das ist es, was sie gleichzeitig harmonisch ineinanderfügt, da sie beide aus ihren gewöhnlichen Linien herausfallen. 

Sie haben bereits für viele renommierte Brands gearbeitet. Wie hat sich Ihr Stil von Anfang an bis heute verändert?

Wie alle Dinge im Leben verändern sich auch diese. Aber die grundlegenden Elemente meines Stils sind erhalten geblieben: weiche und geschwungene Formen. Ich lege immer großen Wert darauf, dass ein Objekt sinnlich wird, dass man es nicht nur mit den Augen, sondern auch mit den Händen genießen kann. Angenehm anzuschauen und zu berühren. 

Wie kann man Komfort und Eleganz miteinander verbinden?

Komfort ist heute mit einer Norm, mit Ergonomie und mit Maßhaltigkeit verbunden.
Er ist also kein Problem und kein Element, das im Widerspruch zu Eleganz und weichen Formen steht. Es sind keine Aspekte, die miteinander kollidieren, sondern im Gegenteil koexistieren.

Wir sind immer neugierig, wie ein Kreativer, der die Wohnräume für andere designt, in ­seinem eigenen Refugium lebt. Wie würden Sie Ihr persönliches Zuhause in Pisa beschreiben?

Ich bin sicherlich privilegiert, weil es ein sehr großes Haus ist, in einem Garten, der einen wilden Stil hat, auch wenn er sehr gepflegt ist. Das Haus hat große Öffnungen, die innen und außen verbinden, es ist sehr sauber, sehr trocken und es gibt viele Objekte, die ich mag. Am meisten liebe ich die Großzügigkeit und Gemütlichkeit und jeder, der es sieht, ist eigentlich davon begeistert. Das ist das schönste Kompliment!

Kabinett-Attraktion Der »DuO«-Schrank ist als niedriges und als hohes Sideboard erhältlich. Die Struktur besteht aus massivem Eschenholz, das in -verschiedenen Finishs gebeizt ist, während der Korpus in Walnuss natur mit Intarsien oder Ebenholz ausgeführt ist.

© Alessio D'Aniello

The Pleasure of Welcoming Die Stücke mit harmonischen, geschwungenen Linien entstammen der »UO Collection« in Kooperation mit Poltrona Frau und Ceccotti-Collezioni.

© Alessio D'Aniello

Vintage Look Für die neue Kollektion von Poltrona Frau ließ sich Roberto Lazzeroni von den 50er- und 60er-Jahren inspirieren.

© Alessio D'Aniello

Schlichte Eleganz Die entschlossene Linienführung ist ohne Schnörkel und wirkt in ihrer Einfachheit sehr edel. 

© Alessio D'Aniello

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 03/2023

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