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Die Performancekünstlerin Luce Choules verbrachte zwei intensive Monate in Barcelona. Im Interview erklärt sie mit klarem Blick, was die Kunstszene der katalanischen Hauptstadt so besonders macht.

27.02.2020 - By Maik Novotny

LIVING: Sie haben 2019 zwei Monate als Stipendiatin der Encura Residency in Barcelona verbracht. Was waren Ihre ersten Eindrücke von der dortigen Kunstszene?Luce Choules Sie hat mir auf Anhieb gefallen! Ich habe fantastische Museen, Galerien, Ateliers und Events besucht und fand sie sehr einladend, kosmopolitisch, lebendig und ex-perimentell. Während meines Aufenthalts besuchte ich viele Ausstellungseröffnungen, unter anderem in der Fundació Antoni Tàpies und den Galerien Joan Prats und Piramidón. Das Publikum dort war sehr enthusiastisch und aufmerksam. Kunststudenten, junge und etablierte Künstler, Kuratoren und Kritiker, alle trafen sich und tauschten sich aus.

Wie unterscheidet sich die Kunstszene dort von der in anderen Städten?
Sie fühlt sich sehr familiär an. Die Galerien und Hubs sind zwar überall verteilt, aber man sieht immer wieder vertraute Gesichter bei den Events, besonders bei den unabhängigen Galerien. Ich denke, es hilft auch, dass Barce-lona keine riesige Stadt ist. Vom Zentrum aus kann man eigentlich fast alles zu Fuß erreichen. Auch die öffentlichen Verkehrsmittel sind fantastisch, man findet sich schnell zurecht und sie sind nicht teuer.

Barcelona hat den Ruf, eine junge und internationale Stadt zu sein. Trifft das auch auf die Kunstszene zu?
Das Beste an der Stadt ist die Mischung zwischen jungen und etablierten Künstlern, die lokal und international agieren. Ich denke, genau das macht die Kunst frisch und relevant. Viele Galerien und Kunstorganisationen fördern durch ihr Programm genau diese Mischung. Ich fand Barcelona auch sehr offen für gastierende Künstler, viele der dortigen Organisationen haben extensive internationale Netzwerke und Programme, was die Kunstszene sehr belebt.

© After-image (film-still), 2019
© Luce Choules

Hat die Kunst in Barcelona etwas speziell Katalanisches?
Es fällt schon auf, dass Barcelona katalanische Künstler durch seine Museen und Stiftungen sehr stark fördert. Es scheint hier wirklich ein starkes Commitment für lokale Künstler zu geben. Die katalanische Identität in Barcelona ist sehr präsent, praktisch alle Texte in den Ausstellungen sind katalanisch, und dann englisch und spanisch.

Gibt es Stadtviertel in Barcelona, die man als Künstlerviertel bezeichnen könnte oder die für Künstler inspirierend sind? 
Mein Cousin, der auch Künstler ist, zog vor ­ein paar Jahren von London ins Viertel Gràcia. Als wir uns dort trafen, spazierten wir durch autofreie Straßen mit Buchläden, Kunst-Shops und coolen Cafés. Ich sah viele kleine kreative Unternehmen, und das Viertel war sehr quirlig. Auch die Architektur im Viertel Eixample mit seinen Museen und Galerien fand ich großartig zum Erwandern. Und natürlich war der Park im Bezirk Poblenou eine echte Entdeckung. All das sind Orte, die nirgendwo anders sein können und an denen man Künstler treffen kann. Und es gibt noch so viele mehr als diese drei!

Gibt es Museen und Galerien, die Ihnen in Barcelona besonders ans Herz gewachsen sind?
Ich war dank des tollen Monatstickets sehr ­oft im MACBA. Ich habe dort großartige Ausstellungen gesehen, etwa Jaume Plensa und die Gruppenausstellung »In the Open or in Stealth« des Raqs Media Collective. Ich habe zum ersten Mal den ProjecteSD-Space besucht und liebte ihn sofort, auch weil ich dort viele Bekannte traf. Toll ist auch die Atmosphäre in der Galerie etHALL, einem kleinen und freundlichen Ort, der experimentelle Arbeiten junger Künstler zeigt, und auch die Piramidón Studios habe ich oft besucht. Aber es gibt noch viel mehr!

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Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 01/2020

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