© Tommaso Sartori

Lichtblicke: Die schönsten Outdoor-Leuchten

Es glüht so schön. Im Outdoorbereich wird die perfekte Inszenierung von Licht immer wichtiger. LIVING gibt einen Überblick, was gerade so leuchtet und sich Designer dabei gedacht haben.

27.05.2021 - By

Üblicherweise sind Paradigmen­wechsel Prozesse, die ein wenig Zeit brauchen und nicht über Nacht geschehen. Manchmal geht so etwas schneller, manchmal dauert es aber auch etwas länger, bis das Neue Fuß fasst. So oder so: Das Resultat sind immer veränderte Rahmenbedingungen. 

Gut zu beobachten war dies in den letzten Jahren beim Umgang mit Freiflächen. Gärten, Terrassen, Dachterrassen und Balkone werden längst als Erweiterung des Wohnraums gesehen, und das bedeutet, dass man auch neue Zugänge sucht, um diese Plätze zu inszenieren. 

Besonders deutlich wird dies, wenn es um Sofas, Lounge-Chairs oder Tische geht. Die Outdoor-Varianten, die man mittlerweile von diesen Möbeln zu kaufen bekommt, sind auf den ersten Blick von ihren Indoor-Gegenstücken nicht mehr zu unterscheiden. Ein eindeutiges Indiz dafür, dass Außenbereiche »stilistisch« aufgewertet wurden. 

Was mit Sofas & Co begann, findet in der Beleuchtung nun seine Fortsetzung. Nichts gegen den schummrigen Charme, der von Kerzen, Teelichtern, Fackeln und Laternen ausgeht, wenn die Nacht anbricht – aber der State of the Art leuchtet heute anders.  

Draußen ist das neue Drinnen

Dabei sind die Strategien, wie man mit Beleuchtung im Außenraum umgeht, ebenso vielfältig wie multifunktional gedacht und mitunter auch amüsant, wie einige Praxis-beispiele unter Beweis stellen. 

So hat etwa Philippe Starck, Großmeister des Produktdesigns, für Flos mit der »In Vitro Unplugged« seine gut eingeführte Lampen-serie erweitert. Der Clou: Die dimmbare LED-Lampe lässt sich wie eine Laterne überallhin mitnehmen, scheint auf magische Weise eigenständig zu leuchten und nimmt derart klassische Architektur-Beleuchtung aufs Korn. Flexibilität und Beweglichkeit ist also ein starkes Thema, wenn es um Beleuchtung von Außenflächen geht.

Dass Witz dabei nicht schadet, zeigt der amerikanische Designer Stephen Burks, wenn er sich für Dedon der Leuchtmaterie nähert. Seine zwölf Lampen aus der Serie »The Others« sind eher handgewebte kleine Skulpturen denn schnöde Beleuchtungskörper und lassen sich zudem zu einer Art Totempfahl stapeln. Dass sie einmal mehr die Grenzen zwischen Innen- und Außenbeleuchtung ­aufheben, sei ebenfalls erwähnt. Aber dem Designer war anderes wichtiger: »Wir wollten eine Art Familie kreieren, jede Lampe ist einzigartig, aber sie sind sich doch sehr ähnlich«, erklärte er unlängst. Lampen als Familie sehen? Ist hier eine Art Vermenschlichung
der Dingwelt im Gange? Wenn es nach Designer Burks und Hersteller Dedon geht, ja. Und das wird noch forciert, indem man optional eigens kreierte Brillen für die Lampen anbietet – damit sie ein Gesicht kriegen. Ein leuchtendes Antlitz sozusagen. 

Fit für draußen

Einen anderen Weg geht der Spanier Joan Gaspar. Der etablierte Stardesigner hat sein eigenes Studio, arbeitet aber auch als Art Director für den renommierten spanischen Lampenhersteller Marset. Er machte einfach seine mittlerweile legendäre Leuchten-Serie »Ginger« outdoortauglich. Um der Witterung standzuhalten, schwor man sich beim Material auf Aluminium ein. Das war’s aber auch schon mit den Zugeständnissen. Denn ansonsten zeigte man sich kompromisslos und führte vor, dass eigentlich für drinnen entworfenes Design auch außerhalb von vier Wänden ausgezeichnet funktioniert.

Mehr noch, die »Ginger«-Serie, von der es auch Wandleuchten und einen Laternenmast gibt, wirkt nicht einmal wie ein Fremdkörper. Das hat wohl auch mit Gaspars Design-Ansatz zu tun: »Beleuchtung darf nicht aufdringlich sein und soll vielmehr die Umgebung vervollständigen«, erörterte er bei der Präsentation der Serie seinen beruhigenden Ansatz. Dazu gehört übrigens auch, dass die Lampen so gestaltet sind, dass sie »Schönheit ausstrahlen, egal ob sie ein- oder ausgeschaltet sind«.

Vielleicht liegt aber ein Geheimnis für gelungene Outdoor-Beleuchtung auch darin, dass man sich von der Natur beeinflussen lässt. Vor allem bei Pollerlampen, die Wege und Böden beleuchten, lässt sich eine Nähe zu organischen Inspirationsquellen feststellen. 

So merkt man Emiliana Martinellis pfiffigem Entwurf »Boleto«, den sie für ihr eigenes Unternehmen gefertigt hat, an, dass hier wohl Schwammerl Pate für die Form gestanden sind. Und auch der skandinavische Designer Thomas Bernstrand schaute einmal genauer ins Grün, als er die Outdoor-Bodenlampen »Plant« für das schwedische Lampenlabel Zero entworfen hat. Schwammerl treffen auf Topfpflanzen. Allen Entwürfen gemein ist jedenfalls eine Art elegante Un­aufdringlichkeit, die nicht zu übersehen ist und den Paradigmenwechsel bei Outdoor-Beleuchtung zum Glühen bringt. 

»Gutes Design muss gut durchdacht sein und sollte gut funktionieren. Wenn es dazu noch gut aussieht – umso besser!«
Joan Gaspar Designer

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 04/2021

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