© Brendan Mainini

Ken Fulk hat sich nicht grundlos den Ruf als einer der stilprägendsten Designer der USA erworben. In seiner Magic World hantiert er gekonnt mit Talent, grenzenloser Fantasie und einem großartigen Gespür für kalifornisches Lebensgefühl. Für LIVING hat die Interior-Ikone exklusiv ihre Tore geöffnet. (Interview: Alexis Traina)

21.10.2020 - By

Mutige und magische Visionen voller Fantasie sind Ken Fulks Spezialität – und im Gegensatz zu seinen Kollegen in der facettenreichen Design-Branche geht er auch völlig furchtlos damit um. Einem Theaterregisseur gleich nähert sich der 53-jährige Interior-Künstler aus Virginia seinen Projekten – und der Erfolg gibt ihm recht: Er entwirft fantasievolle Bühnenbilder, wo jedes einzelne Detail ein üppiges, sinnliches Erlebnis ist und eine großartige Geschichte erzählt. Von Magie und Nostalgie inspiriert, ist das Endprodukt ein Stück poetische, lebendige Kunst, wo Erinnerungen geschaffen, geteilt und geprägt werden. Und genau das schätzen und wollen seine Kunden: Sie vertrauen darauf, dass er das Gesamterlebnis ihres Heims kreativ inszeniert und gestaltet – vom Anfang bis zum Ende.

In den letzten 25 Jahren hat sich der »Magical Man« eine ganz eigene Nische geschaffen und sich mit dem Verschönern des Alltags seiner Kunden ein beneidenswertes Tätigkeitsfeld erschlossen. Er entwirft nicht nur ihre Häuser, sondern auch die dazu passenden Details. Und aus einem Projekt ergeben sich meist etliche andere neue, wie etwa die Gestaltung von Büros, Flugzeugen, Restaurants und Hotels; aber auch die kreative Leitung von Partys, Hochzeiten oder Clubs gehört dazu.

Letzteres hat er unter anderem mit der St. Joseph’s Arts Society realisiert – allerdings für sich selbst. Als Gegengewicht zu unserem überdigitalisierten Alltag konzipiert, bietet der elitäre Members-Club visuell eindrucksvolle und individuelle Erfahrungen, die die Seele inspirieren und unser Leben verschönern sollen. Wir baten Ken Fulk zu einem exklusiven LIVING-Talk über nicht enden wollende Fanta­sien, Kreativreichtum, perfekten Service, Bühnenbilder und warum die wahre Berufung alles ist.

Interview mit Ken Fulk

LIVING: Als Sie 2014 die St. Joseph’s Church entdeckten, stand diese bereits 30 Jahre leer. Mit viel Liebe zum Detail haben Sie vor zwei Jahren diese großartige Schönheit in San Francisco zu einem außergewöhnlichen Design-Juwel gestaltet und als Kunstgesellschaft wiederauferstehen lassen…
Ken Fulk: Die St. Joseph’s Church wurde 1913 erbaut und war die größte katholische Kirche westlich des Mississippi – ein architektonisches Meisterwerk. 1989 wurde sie bei einem Erdbeben schwer beschädigt. Nach langen Überlegungen habe ich sie gekauft, und ich muss sagen, sie war mein bislang waghalsigstes Projekt, in das ich sehr viel Leidenschaft und sehr viel Geld gesteckt habe. Heute ist sie eine Gemeinschaft von Künstlern und Mäzenen in einem nationalen Kulturdenkmal.

…genannt die St. Joseph’s Arts Society, deren ­Mitglieder Führungspersönlichkeiten und Macher sind, die die Zukunft ihrer Stadt gestalten. Welche Interessen genau vertritt dieser Club?
Die St. Joseph’s Arts Society bietet ein Spitzenprogramm mit hochkarätigen Künstlern, Musikern, Designern und Köchen. Sie ist ein Forum für Ideen, Inspiration und Austausch, dessen ­Mitglieder eingeladen sind, an unvergessli­-chen Veranstaltungen und multidisziplinärer Kunstprogrammierung mitzuwirken. Da ich ein passionierter Blumenliebhaber bin, gibt es dort außerdem Mr. Fulk’s Flower Factory, wo Unterstützer und die Öffentlichkeit Zugang zu den wunderschönen Blumen haben.

Ihre bis ins letzte Detail restaurierte St. Joseph’s Church ist wie eine große, fantasievolle Bühne, die den Besucher in eine andere Welt entführt. In welchem Alter kamen Sie mit Ihrem Beruf in Berührung? Würden Sie sich selbst als Bühnenbildner beschreiben?
Ich bin in einer matriarchalen Familie in einer kleinen Stadt in Virginia aufgewachsen. Meine Mutter (eines von zwölf Kindern) und ihre Schwestern beherrschten unsere Welt und verliehen ihr Farbe und Würze. Die Kleidung, die Frisuren, das Dekor und – möglicherweise am nachhaltigsten – das Essen waren für mich als Bub eine ständige Quelle der Inspiration. Ich war für die meisten Feiertage zu Hause zuständig, speziell für Weihnachten. Schon mit acht Jahren habe ich alles organisiert – angefangen vom Zeitpunkt, zu dem mein Vater und ich den Baum schneiden gingen. Zu Hause schuf ich dann ein Wunderland mit endlosen Girlanden und kilometerlangen Lichterketten wie auf einer »Currier and Ives«-Weihnachtskarte. Um exakt 20.45 Uhr am Weihnachtsabend zündete ich das Feuer an und servierte Kelche mit hausgemachtem Eggnog. Darauf folgte alljährlich der tradi­tionelle Weihnachtsfilm »Ist das Leben nicht schön?«, und zum Abschluss wurde um Mitternacht das kleinste Päckchen unter dem Baum geöffnet.

Beschreiben Sie den ersten Raum, den Sie selbst gestaltet haben.
Seit ich fünf oder sechs Jahre alt war, habe ich ­fast jeden Raum, den ich bewohnte, selbst kreiert. Unvergesslich bleibt sicherlich, als ich in die Highschool kam und in den Keller übersiedelte und dort den Freizeitraum übernahm. Dort hörte ich Michael Jacksons »Off The Wall« und hatte mein eigenes Wasserbett mit Regenbogen-Bettwäsche (wo ich ständig die Polster ausrich­tete, um den perfekten Regenbogen zu haben). Verrückt, aber so war es!

»Die St. Joseph’s Arts Society bietet ein Spitzenprogramm mit hochkarätigen Künstlern, Designern und Köchen.«

Ken Fulk, Founder

Wir alle erleben den Moment, wo wir den ersten Schritt in Richtung unserer Leidenschaft oder Berufung machen. Was war Ihre Initialzündung?
Ich hatte in den 1990er-Jahren eine Reihe von Kinderbüchern geschrieben – eine Art »Sesamstraße« auf Acid –, und das Konzept erregte viel Aufsehen. Wir verkauften die TV- und Filmrechte an den Discovery Channel, und alle dachten, dass ich jetzt reich und berühmt werden würde. Doch leider wurde nichts daraus. Ein Freund ­sah, dass ich einen Job brauchte, und beauftragte mich mit der Einrichtung seiner Wohnung. Das Gesamtbudget, das er mir dafür zur Verfügung stellte, war lächerlich gering – etwa so viel, wie man heute für ein gutes Sofa zahlt.

Und dann?
Ich hatte zwar immer unsere eigenen Räume ­ein­- gerichtet und auch gute Partys geschmissen, aber ich hatte mich selbst nie als Designer gesehen oder das auch nur als echten Beruf in Betracht gezogen. Und plötzlich war es, als ob ein Wasserhahn aufgedreht worden war – ich hatte Aufträge in Martha’s Vineyard, in Boston und sogar in Frankreich. Irgendwie hatte sich alles gefügt und ich hatte meine wahre Berufung gefunden. Doch ich war von Anfang an nicht nur ein Einrichter für meine Kunden – ich war ihr Partyplaner, Stylist, Reisebüro, Modeberater, manchmal sogar ihr Eheberater. Und obwohl ich keine entsprechende Ausbildung hatte, wusste ich, dass das mein Weg ist.

Am Beginn Ihrer Karriere stand Homestaging. Wie hat das Ihre heutige Arbeit beeinflusst und geprägt?
Eigentlich habe ich mit dem Homestaging begonnen, nachdem ich mein Unternehmen gegründet hatte. Und auch das war wieder reiner Zufall und völlig ungeplant. Meine Lite­ratur­agentin verkaufte ihr Haus, und die Maklerin riet ihr, einige Verschönerungen vorzunehmen und es zu entrümpeln. Sie bat mich, ihr zu helfen, das Haus »herzurichten«. Als die Maklerin das Ergebnis sah, fragte sie, ob ich auch andere Aufträge übernehmen würde. Und ehe ich mich versah, war ich in der »New York Times« und wurde der Hausflüsterer und Stager der Stars. Einmal machten wir in einer Woche das Staging für 22 Häuser. Das war absolut verrückt, und rückblickend kann ich gar nicht glauben, dass wir das jemals geschafft haben. Doch das brachte mich in Kontakt mit zahlreichen zu-künftigen Kunden und verschaffte uns Zu-gang zu einigen der prachtvollsten Häuser­ in San Francisco. 

»Ich bezeichne meine Projekte als den Film in meinem Kopf, denn sie alle verfügen über diese romantische, filmische Qualität – dieses Gefühl des kindlichen Staunens, das uns in eine andere Welt versetzt.«

Ken Fulk über sein Erfolgsgeheimnis

Wie würden Sie Ihren Signature-Stil heute, im Jahr 2020, in voller Blüte stehend beschreiben?
Wir sind Träumer, und im Inneren bin ich immer noch das Kind, das die Welt so sieht, wie sie sein könnte, und das will ich unbedingt mit anderen teilen. Es fühlt sich an wie eine Verpflichtung, dazu beizutragen, dass jemand sein Leben besser leben kann.

Warum sind Sie jetzt, mitten in der Covid-Zeit, mit Ihren Interior-Konzepten so beschäftigt und gefragt wie nie? Wonach suchen bzw. was wollen Ihre Kunden infolge von Covid? Meiner Erfahrung nach suchen die Menschen in unsicheren Zeiten nach Dingen, die ihnen Sicherheit und Geborgenheit vermitteln. Das haben wir auch nach dem 11. September und nach der Wirtschaftskrise 2007 gesehen – und wir sehen es auf jeden Fall auch jetzt wieder. Das Wichtigste für unsere Kunden ist die Familie und wo und wie sie mit ihr Zeit verbringen können.

In zwei Sätzen: Wie würden Sie die Leistungen von Ken Fulk Inc. beschreiben?
Wir haben Büros in New York und San Francisco mit Projekten auf der ganzen Welt. Wir haben über 80 Mitarbeiter, von Designern und Architekten über ein Veranstaltungs- und Floristenteam bis zu Branding-Experten.

Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis? Welche Geschichte wollen Sie erzählen, und warum?
Ich bezeichne meine Projekte als den Film in meinem Kopf, denn sie alle verfügen über diese romantische, filmische Qualität – dieses Gefühl des kindlichen Staunens, das uns in eine andere Welt versetzt. Bei unseren Kunden ist das mit Sicherheit so. Sie möchten Räume und Erfahrungen, die sie verzaubern. Wie ich immer sage … Gott hat eine Aufgabe für mich geschaffen.

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