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Der »Chuck Taylor All Star« ist einer der bekanntesten Turnschuhe der Welt. Heuer wird Taylor 100 Jahre alt. Guter Grund sich im Sneaker-Kosmos auf Spurensuche zu begeben.

18.05.2021 - By Manfred Gram

Sneakers sind Designobjekte. Wer für dieses steile Statement noch eine Beweisführung braucht, ist gerne dazu eingeladen auf der Website des »Design Museum« in London vorbeizuschauen. Dort findet – zumindest ist es geplant – im Mai die Ausstellung »Sneakers Unboxed: Studio to Street« statt, die sich ausführlich und eingehend mit der Entwicklung vom Turnschuh zum Mode-, Design- und Kulturprodukt auseinan­dersetzt.

Hersteller wie Nike, Adidas oder Puma befeuern über Kollaborationen, etwa mit Künstlern wie Kanye West, Travis Scott oder auch berühmten Luxus-Labels, den Hype um einzelne
Modelle. 

Der Markt ist mittlerweile 70 Milliarden Dollar schwer und parallel dazu hat sich ein lukrativer Resell-Markt entwickelt. Nur so viel: Das aktuell teuerste Turnpatschenpaar wurde 2016 vom Rapper Drake ersteigert. Zwei Millionen Dollar löhnte der Kanadier, der übrigens auch das teuerste Bett der Welt besitzt, für vergoldete »Nike Air Jordan 10s«.

Kult: Gummisohle und grobes Leinen. Der Converse »Chuck Taylor All Star« brauchte nicht viel mehr, um sich über eine Milliarde Mal zu verkaufen.

© Courtesy of Converse

Freilich geht es auch eine Spur günstiger. Etwa mit dem »Chuck Taylor All Star« von Converse. Das US-Unternehmen gehört seit dem Jahr 2003 zum Nike-Konzern und produziert seit dem frühen 20. Jahrhundert Gummistiefel und Turnschuhe. Unter anderem auch ein recht spartanisches Exemplar, das aus einer quietschenden Gummisohle und grobem Leinen besteht und auf das der US-Basketballer Charles Hollis Taylor, genannt »Chuck«, schwor. Taylor wandte sich mit Verbesserungsvorschlägen an Converse und man kreierte gemeinsam den »Chuck Taylor All Star«. Was damals niemand ahnen konnte: Der »All Star« vulgo »Chuck«  wurde zum beliebtesten und bekanntesten Turnschuh der Welt. 

Ausgehend von den Basketball-Courts verkaufte er sich in den letzten hundert Jahren über eine Milliarde Mal. Wohl auch, weil er mittlerweile in unzähligen Farben und Mustern erhältlich ist. »Chucks« sind heute ein in die Gummisohle gemeißeltes Glaubensbekenntnis der Popkultur. Mick Jagger tanzte damit 1971 zu seiner Hochzeit mit Bianca an, die New Yorker Punkrocker von den »Ramones« sind ohne Converse-Gummi am Fuß nur schwer vorstellbar und dank Kurt Cobain gehörte der Schuh zur modischen Grundausstattung der Generation X. 

Der »All Star« ist also mehr als ein Sneaker. Er ist ein Stück Gegenkultur und Rock’n’Roll – dreckig und leicht angeranzt von langen, lauten Nächten an, auf und unter der Bar. Ein »unkaputtbarer« Mythos. Nicht schlecht für einen simplen Turnpatschen, der einen – ist er erst einmal richtig ausgelatscht – von bequemen Fußbetten träumen lässt. 

Chuck Taylor

Charles Hollis Taylor, Rufname »Chuck«, ist wohl der erste Mann, der einem Turnschuh seinen Namen gab. Der Amerikaner, 1901 in der tiefsten Provinz in Indiana geboren, spielte eigentlich semi-professionell Basketball. Am liebsten in Sneakern des US-Unternehmens Converse.

Mit Verbesserungsvorschlägen in Sachen Sohle, Material und Stabilität wandte er sich in den 1920er-Jahren an das Unternehmen. Heraus kam dabei der »Chuck Taylor All Star«. Taylor fungierte die Jahre darauf als Botschafter und Handelsverkäufer für seinen eigenen Schuh.

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 03/2021

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