© Jonny Valiant

Der Pariser Innenarchitekt Jean-Louis Deniot durfte sich auf der Upper East Side so richtig austoben: Aus einem typischen New Yorker Stadthaus wurde ein Spielplatz für Erwachsene, der zum Träumen einlädt.

25.10.2019 - By Ian Phillips

Jean-Louis Deniot hat seinen eigenen Namen für das Stadthaus auf der Upper East Side in Manhattan: »Happy House«. 18 Monate arbeitete er am Totalumbau und an der Neugestaltung des Gebäudes. »Bei den Baubesprechungen haben wir uns oft gebogen vor Lachen. Es war ein echtes Vergnügen. Alles lief völlig reibungslos«, erzählt der französische Innenarchitekt. Die Hausherrin stimmt ihm zu: »Wenn Jean-Louis aus Paris kam, war es immer lustig. Wir sind stundenlang zusammengesessen, haben über unsere Vorstellungen diskutiert und Spaß gehabt.«

»Wenn Jean-Louis aus Paris kam, war es immer lustig. Wir sind stundenlang zusammengesessen, haben über unsere Vorstellungen diskutiert und Spaß gehabt.«

Die Auftraggeberin über die Arbeit mit Deniot

Die erfolgreiche Zusammenarbeit verdankt Deniot auch dem Umstand, dass die Auftraggeber – er ist Finanzmanager, sie ist in der Mode- und Kosmetikbranche tätig – ihn bereits kannten: Er hatte einige Jahre zuvor ihre 280-Quadratmeter-Wohnung in der Fifth Avenue eingerichtet. »Der große Vorteil eines Folgeauftrags ist, dass die Kunden schon viel mehr Vertrauen und Mut haben, sich auf etwas einzulassen«, so der 45-jährige Pariser.

Der »Happy House«-Bauer

Jean-Louis Deniot vor dem Kamin im Esszimmer. Spiegel: »Nébuleuse« von Hervé van der Straeten.

© Jonny Valiant

Das neue Heim des Paares ist um einiges imposanter als das alte. 20 Räume verteilen sich auf vier Stockwerke und rund 800 Quadratmeter. In dem 1899 errichteten Stadthaus im typischen Upper-East-Side-Stil – soll heißen: europäisch anmutend und etwas antiquiert – wohnte zuvor ein Architekt, der im Erdgeschoß sein Büro hatte. »Die Einrichtung war wunderschön, aber ziemlich alt«, erinnert sich die Dame des Hauses. »Es war klar, dass eine Runderneuerung erforderlich sein würde.« Letztlich wurde es sogar weit mehr: Das gesamte Gebäude wurde praktisch völlig entkernt. Nur die denkmalgeschützte straßenseitige Fassade blieb unangetastet – ihr verlieh Deniot mit einer Verkleidung aus Stein mehr Eleganz.

Im Inneren war die größte Herausforderung, natürliches Licht in das ungewöhnlich lang gestreckte und schmale Haus zu bringen. Dafür setzte der Interior-Designer auf hohe Räume, offene Grundrisse und reflektierende Materialen. So findet sich Spiegelglas nicht nur auf Türen, sondern etwa auch an der Decke des Eingangsbereichs: »Der Raum hätte sonst drückend und beengt gewirkt. So bekommt er mehr Luft.«

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Jedem Stock ist nun eine genau definierte Funktion zugewiesen. Im Keller wurde ein Spielzimmer eingerichtet, und im Erdgeschoß befinden sich zwei Zimmer für die erwachsenen Kinder des Hausherrn. Im ersten Stock, über dem Eingangsbereich, residiert das Paar selbst, während der oberste Stock das Reich des noch schulpflichtigen Nachwuchses der Hausherrin ist. Für Deniot war es wichtig, allzu viel Pracht und Prunk zu vermeiden: »Ihre Freunde dachten, wir würden hier eine Art Mini-Palast hinstellen – ich wollte diese Erwartungen unterlaufen und etwas Reduzierteres machen.«

Am klassischsten wirkt eindeutig die Bibliothek. Die dortige Kassettendecke war ebenso ein Wunsch der Auftraggeber wie blaue Akzente in ihrem Schlafzimmer. Dieses wird von einem verspielten Himmelbett dominiert, das sich – etwas kleiner dimensioniert – auch in einem Kinderzimmer gut machen würde. »Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, dass wir alle große Kinder sind«, so Deniot. »Wir sind alle fasziniert von Märchen und von Orten, die uns zum Träumen bringen.«

Auch bei der unterschiedlichen Gestaltung der Wände konnte der Franzose aus dem Vollen schöpfen. Im Eingangsbereich sind die gerippten Gipsoberflächen nicht nur ein Blickfang, sie strecken den Raum auch optisch und lassen ihn höher erscheinen. Die Türen der Kästen im Ankleidezimmer dagegen ließ er mit einer eigens von der Firma Porter Teleo in Kansas City entworfenen, handbemalten Tapete mit abstraktem Blumenmuster beziehen: »Es war eine Gratwanderung. Es sollte nicht nach echten Blumen aussehen – das wäre zu kitschig gewesen –, aber auch nicht wie von einem Kleinkind hingekleckst.« Der eindrucksvollste Eingriff ist allerdings die faszinierende Wandmalerei der französischen Künstlerin Florence Girette im Esszimmer. Mit ihren nebelhaften Formen auf dunkelblauem Hintergrund erinnert sie Deniot an die Abenddämmerung in New York: »Von Zeit zu Zeit kann man hier messerscharfe Lichtstrahlen sehen.«

»Je älter ich werde, desto mehr erkenne ich, dass wir alle große Kinder sind. Wir sind alle fasziniert von Märchen und von Orten, die uns zum Träumen bringen.«
Jean-Louis Deniot Interior Designer

Für Deniots Karriere ist das Projekt eine Art Meilenstein. Er ist zwar bereits seit 15 Jahren in Manhattan tätig und kann auf diverse Aufträge zurückblicken – darunter ein spektakuläres Loft in Chelsea –, doch dies war sein allererstes Stadthaus hier. »Das ist wirklich etwas Besonderes«, konstatiert er. Hier konnte er seine Vision davon verwirklichen, wie ein Stadthaus heute aussehen soll. »Es soll nicht nur den entsprechenden Wohnkomfort bieten, sondern auch witzige, künstlerische und überraschende Elemente. Und es soll keinesfalls um eine möglichst kostbare Einrichtung gehen. Familien brauchen Platz zum Herumlaufen, zum Spielen, für Tiere. Mit anderen Worten: Es soll ein Ort zum Leben sein.«

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