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Generationen-Doppel bei der Architektur Biennale

Der Wiener Architekt Hermann Czech und das Architekturkollektiv AKT vertreten Österreich bei der diesjährigen 18. Architektur-Biennale in Venedig. Für den Österreichischen Pavillon haben sie einen temporären Umbau konzipiert, der jedoch nicht umgesetzt werden durfte.

28.05.2023 - By Verena Schweiger

Einen Umbau des historischen Pavillons hatten das Architekturkollektiv AKT und der Wiener Architekt Hermann Czech für den österreichischen Beitrag zur 18. Architektur Biennale geplant. Denn die »Giradini» umgibt eine meterhohe Mauer, der sie von der Stadt und ihrer Bevölkerung trennt. Der Österreichische Pavillon liegt genau an dieser Grenzmauer des Biennale-Areals zur Stadt. Die dortige Nachbarschaft steht sinnbildlich für die sozialräumliche Entwicklung Venedigs in jüngerer Vergangenheit: die Biennale als Ort des Kunsttourismus, der umliegende Stadtteil »Castello« als ein noch überwiegend von lokaler Bevölkerung bewohnter Bezirk und umstrittenes Entwicklungsgebiet. Durch den ursprünglich geplanten Umbau wäre ein Teil des Pavillon frei zugänglich geworden, als Versammlungsraum der Bevölkerung. Eine sinnbildliche Öffnung der Biennale in Richtung Stadt und Einwohner:innen. Denn im Zentrum des archetektonischen Eingriffs stand die Frage nach Raumhoheit in einer Stadt, deren Boden auf natürliche Weise begrenzt ist und in der leistbarer Wohnraum zusehends touristischer Nutzung oder Luxusquartieren weicht.

Verhinderung schafft eine Leerstelle

Als Vorbereitung wurde im Zusammenspiel mit Bevölkerung und Bürgerinitiativen eingehend recherchiert. Das eingereichte Projekt könnte auch als Selbstreflektion der renommierten Architekturausstellung gewertet werden. Die Genehmigung dafür blieb jedoch aus. Der Durchbruch wurde seitens der Biennale abgelehnt, auch ein Alternativkonzept mit Brücke wurde nicht bewilligt. Diese mangelnde Umsetzungserlaubnis hatte das Generationendoppel bereits bei der Vorstellung des Projekts mitgedacht. Unter dem Titel »Participazione / Beteiligung« wird sich mit nun dieser Ablehnungsthematik beschäftigt. Eine Bauabsperrung und ein anteilig leerer Pavillon legen die Nichtrealisierung offen, stellen sie geradezu zur Schau.

Generationenübergreifendes Zusammenspiel

Für »AKT«, das 17-köpfige Wiener Architekturkollektiv, ist diese Protesthaltung kein Novum, sondern durchaus eine inhaltliche Säule ihres Schaffens. »Die zunehmend wirtschaftlichen Zwängen folgende Gestaltung unserer Lebenswelt soll durch den Bau konkreter Räume aufgebrochen, unterlaufen und durch alternative Modelle konterkariert werden. An Raum beteiligt man sich, indem man Raum besetzt und dadurch besitzt. Wenn man Menschen an Stadt beteiligen will, muss man ihnen also ein Stück Stadt überlassen“, fordert das Architekturkollektiv im Statement zur Biennale. Der 86-jährige Hermann Czech ergänzt: »Jede Unterscheidung, die auf Grenzen, auf fixe Trennlinien oder-wände zurückgeht, führt zur Erkenntnis, dass der Boden unter unseren Füßen begrenzt ist und dass Nutzung, Verfügung oder Eigentum dieses Bodens zu sozialem oder politischem Unfrieden führen können.« Der Versuch des Öffnens wurde verhindert, die Diskussion darüber bleibt.

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