© Krallerhof

Die Topografie der Ruhe im »Krallerhof«

Der »Krallerhof« in Leogang erweitert seinen Spabereich – und zwar um eine atemberaubende »ATMOSPHERE« an der Schnittstelle zwischen innen und außen, zwischen Kunst und Natur. Das LIVING RESIDENCES-Gespräch mit den beiden Bauherren Gerhard und Philipp Altenberger und dem Hamburger Architekten Hadi Teherani.

03.01.2023 - By Wojciech Czaja

RESIDENCES Die Baustelle ist voll im Gange. Wo stehen Sie gerade?

Gerhard Altenberger Das Dach ist dicht, der Rohbau ist so gut wie abgeschlossen. Und mit der Verglasung der Fassaden sind wir auch bald fertig. In Kürze fangen wir mit dem Innenausbau an.

Philipp Altenberger Und im Freien haben wir bislang schon 13.000 Pflanzen, Sträucher und Bäume verpflanzt, denn die Flora braucht ja am allerlängsten und soll sich bis zur Eröffnung im Frühjahr schon ein bisschen an den neuen Ort gewöhnen. Sieht jedenfalls jetzt schon beeindruckend aus!

In einem Interview mit den »SalzburgerNachrichten« im August 2022 haben Sie -gesagt, die Baustelle sei auf den ersten Blick »ein bissel groß«.

Gerhard Altenberger Ja, das Projekt ist wirklich groß, wir sprechen hier von 2.500 Quadratmeter Spafläche im Innenraum. Aber dadurch, dass sich das Projekt so schön und behutsam in die Landschaft integriert, fällt die Größe fast nicht auf. Innen- und Außenraum fließen sehr natürlich ineinander.

Jede Baustelle birgt auch Strapazen und kleinere Katastrophen. Wann haben Sie das letzte Mal kurz die Nerven hingeschmissen?

Gerhard Altenberger Wir sind zum Glück schon ziemlich bauerfahren und belastbar, es gibt ja kaum ein Jahr, in dem wir nicht da oder dort eine Baustelle im Hotel haben, und daher kann ich nur sagen: Wir behalten die Nerven! Aber natürlich gibt es bei so einem Projekt auch schwierige Momente, die einen immer wieder vor Herausforderungen stellen.

»Krallerhof«-Geschäftsführer Gerhard Altenberger (Mitte) mit Sohn Philipp Altenberger (links) und dem Hamburger Architekten Hadi Teherani.

Das Projekt ist Resultat eines Wettbewerbs. Wie viele Büros waren zum Wettbewerb eingeladen?

Gerhard Altenberger: Wir waren im Vorfeld mit mehreren Büros in engem Kontakt. Sieben Büros haben sich schließlich am Wettbewerb beteiligt und einen Entwurf für uns ausgearbeitet.

Philipp Altenberger Und als wir Hadi Teheranis Projekt gesehen haben, war klar: Das ist es! Er hat uns verstanden! Er hat erkannt, was uns wichtig ist und was wir uns für diesen Ort gewünscht haben! Das war Gänsehautfeeling pur!

Hadi Teherani Das freut mich aber, dass ich Sie mit meinem Projekt offenbar so richtig ins Mark getroffen habe! Es gibt nichts Schöneres als eine gute, kooperative Architekten-Bauherren-Beziehung auf Augenhöhe.

Herr Teherani: Hatten Sie den »Krallerhof« davor schon gekannt?

Hadi Teherani Leider nicht! Aber bei meinem ersten Besuch habe ich ein paar Tage vor Ort verbracht und mich mit dem Hotel, dem Ort, der Landschaft, den Wünschen und Visionen der Bauherren und mit den logis­tischen Wegen und Gewohnheiten hinter den Kulissen vertraut gemacht.

Wie würden Sie denn Ihren Entwurf in ­eigenen Worten umreißen?

Hadi Teherani Man muss die Architektur für sich sprechen lassen! Ich denke, es ist ein Bauwerk, das sich nach außen hin stark zurücknimmt, mit der Landschaft und mit der Topografie verschmilzt und seine Energie ganz allmählich von innen nach außen aufbaut. Rückblickend würde ich sagen: Der Entwurf war für mich schon immer da, man musste ihn nur erkennen. Ich wusste sofort, was zu tun ist.

Den »Krallerhof« gibt es schon lange. Wie kam es zu der Idee, das Traditionshaus auszu­bauen? Was war der Auslöser?

Philipp Altenberger Ich führe den »Krallerhof« gemeinsam mit meinem Vater nun in dritter Generation. Die Geschichte des »Krallerhofs« reicht sogar bis ins 15. Jahrhundert zurück! Und ja, wir sind zwar ein Traditionshaus, aber wir bemühen seit Beginn, mit der Zeit zu gehen, uns permanent zu hinterfragen und uns zu überlegen, wie wir uns für unsere Gäste noch besser, noch attraktiver positionieren können.

Gerhard Altenberger Wir haben in den letzten Jahren schon viele Awards gewonnen und viel positive Resonanz bekommen. Aber gleichzeitig ist uns klar geworden, dass wir in einen modernen Spabereich und vor allem auch in größere Wasserflächen ­investieren müssen.

Welche Elemente umfasst das neue Spa »ATMOSPHERE by Krallerhof«?

Gerhard Altenberger Es gibt einen großen Natur-Badesee, einen 50 Meter langen Infinity-Pool, einen kontemplativen Steingarten, eine Aufguss-Sauna mit Blick auf die Berge, einen Infrasalzraum und einen Yogaraum.

Gab es Vorbilder für das Projekt?

Gerhard Altenberger Nicht im Hospi­tality-Bereich. Aber natürlich haben wir uns verschiedene Projekte angeschaut und ein Mood-Board zusammengestellt. Ein Projekt, das es uns vor allem angetan hat, war das Uhren­museum von Audemars Piguet in der Schweiz.

Hadi Teherani Ich muss gestehen, dass ich mir die Mood-Boards nie ansehe, denn ich will mich in meiner Arbeit nicht beeinflussen lassen. Aber das Tolle daran ist, dass man erkennt, wie ernst es der Bauherr meint und mit wie viel Leidenschaft er bei der Sache ist. Das hat mir schon sehr imponiert!

Worauf sind Sie bei diesem Projekt – aus Bauherren- und Architektensicht – besonders stolz?

Philipp Altenberger Mich persönlich freut, dass wir regional bauen und dass wir bei fast allen Baustoffen und Handwerkern auf Betriebe und Bezugsquellen aus Salzburg zurückgreifen können. Ein schönes Highlight ist auch die mehr als 100 Meter lange Lamellendecke aus österreichischem Lindenholz. Und das Attikavordach mit doppelt gekrümmten Aluminiumformen, das noch nie zuvor in solchen Dimensionen gebaut wurde.

Gerhard Altenberger Wir sind eigentlich ein sehr buntes Haus mit viel heimischer Kunst und ganz unterschiedlichen Design­einflüssen. Dieser Eklektizismus ist eine ­unserer Besonderheiten. Aber es freut mich, dass es nun auch einen sehr ruhigen, schlichten Bereich geben wird, der in einer hellen Farbtonalität mit hellem Holz und Sichtbeton eine eigene Form von Eleganz ausstrahlen wird. Ich glaube, Körper, Geist und Seele werden sich hier richtig gut erholen können.

Hadi Teherani Ich freue mich über die gute Raumkomposition und die schönen, hochwertigen Details im Innen- und Außenbereich. Wir waren konsequent, es gab keine Kompromisse, und das ist eine der großen Stärken dieses Projekts.

Der neue Spa-Bereich soll in einer hellen Farbtonalität mit hellem Holz und Sichtbeton eine ganz eigene Form von Eleganz ausstrahlen.

Eine Besonderheit ist auch der 50 Meter lange Infinity-Pool, der in den 5.500 Quadratmeter großen Natur-Badesee hineinragt. Welche Naturschutz- und Biodiversitäts-Auflagen mussten Sie erfüllen, damit so eine Maßnahme ­gesetzt werden kann?

Philipp Altenberger Wir haben es hier mit sehr strengen Auflagen zu tun, aber mit unserem Natursee konnten wir die Auflagen sogar noch übererfüllen – und schaffen hier ein ganz neues Biotop und somit auch einen biodiversen Lebensort für Fauna und Flora. Im Prinzip funktioniert der See wie ein ­naturbelassener Schwimmteich mit einer 30-prozentigen Regenerationsfläche.

Gerhard Altenberger Den Infinity-Pool werden wir über unsere hauseigene Pelletsanlage temperieren, sodass er auch im Winter gut zu nutzen ist. Um die Fauna und Flora im Teich nicht zu beeinflussen, werden die massiven Beckenwände mit einer sehr, sehr guten Isolierung gedämmt.

Philipp Altenberger Und damit wir außerhalb der Betriebsstunden keine wertvolle Energie verlieren, werden wir den Infinity-Pool bei Nachtabsenkung mit einer speziellen Rollabdeckung isolieren. Funktioniert im Prinzip wie eine Thermoskanne und reduziert den nächtlichen Temperaturverlust.

Hadi Teherani Wir hatten gute Projektsteuerer vor Ort. Auch die Zusammenarbeit mit den Behörden war absolut reibungslos. Ich war wirklich beeindruckt, wie gut uns die Behörden unterstützt haben und wie schnell und unkompliziert das Bewilligungsverfahren über die Bühne gegangen ist. Hier haben echt alle Kräfte an einem gemeinsamen Strang gezogen. Da kann Deutschland noch was lernen!

Die Planungsarbeiten haben lange vor Covid begonnen. Die Pandemie hat unser Urlaubs- und Freizeitverhalten deutlich geprägt. Haben Sie darauf in irgendeiner Art und Weise ­reagiert?

Gerhard Altenberger Schon vor der Pandemie gab es einen ganz klaren Fokus auf Lufthygiene: Wir haben extrem hochwertige Luftfilteranlagen. Außerdem bietet das »ATMOSPHERE by Krallerhof« so viel Platz und so viel Luft, dass sich die Leute hier gut bewegen werden können.

Wird das »ATMOSPHERE« ausschließlich Ihren Hotelgästen zur Verfügung stehen?

philipp Altenberger Prinzipiell ja. Aber in einem kleinen Rahmen wollen wir auch Day-Spa Tickets zur Verfügung stellen.

Das Projekt ist zwar noch nicht fertig, ist aber jetzt schon für den German Design Award 2023 nominiert. Wann fällt die Entscheidung?

Hadi Teherani Wir harren der Dinge und warten gespannt auf das Ergebnis! Aber natürlich ist die Nominierung für den German Design Award ein schönes Feedback. Es ist ein Projekt, das die Welt in dieser Form noch nicht gesehen hat.

Philipp Altenberger Vielleicht gelingt uns mit dem »ATMOSPHERE by Krallerhof« ja ein kleiner Bilbao-Effekt!

Sie setzen ein klares Zeichen für den Tourismus, aber auch für das Bauen in der Landschaft. Welche Botschaft möchten Sie uns mitgeben?

Hadi Teherani Einerseits wollen wir zeigen, dass Tourismus, Landschaft und Naturraum auch Hand in Hand gehen können. Das muss keine Konkurrenz, das kann auch eine ganz organische Symbiose sein. Andererseits ist dieses Projekt auch State of the Art, was etwa Konstruktion, Materialeinsatz und ökologische Nachhaltigkeit betrifft. Vor zehn Jahren wären wir noch nicht in der Lage gewesen, so zu bauen. Heute können wir das. Und das tun wir auch. Dieses Projekt ist ein Statement für einen genussvollen und dennoch nachhaltigen Lebensstil.

Was können sich andere Hoteliers von Ihnen abschauen?

Gerhard Altenberger Mut, Offenheit, Neugier für neue, innovative Konzepte im Tourismus. Dieses Betätigungsfeld ist so groß und so reichhaltig! Es wäre schade, die ­Potenziale nicht zu nutzen.

Sie haben nun jahrelang intensiv zusammengearbeitet. Was haben Architektur und Hotellerie voneinander gelernt?

hadi teherani Ich habe gelernt, dass mit guten Bauherren noch viel mehr entstehen kann als bloß gute Architektur. Der Mut, die Dinge anzupacken, wird immer belohnt – in diesem Fall mit einem tollen Projekt und einer Freundschaft, die uns zusammengeschweißt hat. Dafür möchte ich mich bedanken.

Gerhard Altenberger Wir haben von dir, Hadi, gelernt, dass wir Hoteliers keine Kompromisse eingehen dürfen!

philipp Altenberger Wenn man ein perfektes Ergebnis will, dann muss man auch konsequent sein. Ich denke, das ist uns auch gelungen.

Eine Besonderheit ist der 50 Meter lange Infinity-Pool, der in den 5.500 Quadratmeter großen
Natur-Badesee hineinragt.

Erschienen im Falstaff LIVING Residences 02/2022

Jetzt bestellen

Für den LIVING Newsletter anmelden

* Mit Stern gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Anrede

Lifestyle & Genuss – das sind die zentrale Themen der Falstaff-Magazine. Nun stellen wir das perfekte Surrounding dafür in den Mittelpunkt. Das Ambiente beeinflusst unsere Sinneseindrücke – darum präsentiert Falstaff LIVING Wohnkultur und Immobilien für Genießer!

JETZT NEU LIVING 24/03