© Althammer Hochuli Architekten/Hannes Henz

Wenn Architekten Badefreuden entdecken, lassen sie alle Hüllen fallen und werfen sich mit Lust ins Ungewohnte. Wir stellen die ungewöhnlichsten Spa-Bauten vor!

26.12.2019 - By Maik Novotny

Was macht ein Hamam in Ober­österreich? Wieso schwimmen reiche Londoner in einem Bauernhaus herum? Und was um Himmels willen hat den Schweizer Bankier geritten, dass er in einem alten Bierfass herumdümpelt? Die Antwort ist in jedem Fall dieselbe: die Erholung, das Wohlfühlen, die Atmo­sphäre. Sie alle haben ein Ticket für einen Spa gebucht, und Spa-Architektur ist mehr denn je die Kombination des Ungewöhnlichen.

Seit Peter Zumthor 1996 mit seiner archaisch-edlen Therme Vals in Graubünden Architekturgeschichte schrieb, sind Entwerfer und Designer heiß auf heißes Wasser und versuchen, es in edle Materialien zu fassen. Mal monolithisch und sakral wie ein Tempel, mal als römische Therme, mal nach orientalischem Vorbild, mal hölzern-heimelig wie eine nach Birke duftende finnische Sauna. Vorbilder gibt es genug. Man addiere dazu eine Tourismusindustrie, die Thermen-Wellness als Goldgrube entdeckt hat. Seitdem kommt vom Seewinkel im Burgenland bis zum hintersten Alpental kaum ein Großhotel ohne Spa-Bereich aus, und unschuldige Dörfer mutieren zu Kurorten.

Doch Sarkasmus beiseite: Es muss einen Grund geben, warum Badehäuser so alt sind wie die Kulturgeschichte und warum Wasser und Architektur so perfekt zusammenpassen. Hier lassen sich innere Welten erschaffen, ob in einer ehemaligen Brauerei in Zürich, ob mit rustikalem Bootshaus-Charme in Oxfordshire oder eben als komplettes orientalisches Hamam im oberösterreichischen Innviertel, Teepavillon inklusive.

»Der Grundriss folgt dem klassischen Konzept eines Klosters. Hier gilt das Prinzip ›less is more‹ – mit Zurückhaltung im ­Design und einfachen Materialien.«

Christoph Ingenhoven, Architekt

Tamina Therme, Grand Resort Bad Ragaz, resortragaz.ch

© Vision Studios

KLOSTER-ASKESE

Selbst Hightech-Architekten lassen sich von solchen Aufgaben zur Askese verführen. »Der Grundriss folgt dem klassischen Konzept eines Klosters«, beschreibt Christoph Ingenhoven von Ingenhoven Architects das von ihm entworfene »Resort Lanserhof« am Tegernsee. »Hier gilt das Prinzip ›less is more‹ – mit Zurückhaltung im Design und einfachen Materialien.« Ingenhoven, der sonst Hochhäuser von Singapur bis Sydney entwirft, hat inzwischen weitere Lanserhof-Spas in Sylt und London gestaltet – auch für Architekten ein Wellness-Erlebnis abseits globaler Anstrengungen.

Als besonderer Spa-Hotspot darf hier die Schweiz gelten. Nicht nur Zürich mit seiner Seebad-Tradition, auch die alpinen Traditionshotels holen sich namhafte Architekten ins Haus, um über Jahre an Konzepten zu feilen. Mal minimalistisch beim ehrwürdigen »Waldhaus Hotel« in Sils-Maria, dem Miller & Maranta Architekten einen Sichtbeton-Anbau zwischen die Nadelbäume stellten. Oder märchenhaft-opulent wie die Tamina Therme in Bad Ragaz, die formverliebt jede Zurückhaltung fallen lässt. Im heißen Wasser wird eben selbst der sprödeste Schweizer weich.

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