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Die neuesten Gartentrends 2020

Im Duett von Mensch und Natur übernimmt Letztere immer häufiger die Leadstimme. Die Gärten unserer Welt werden naturnaher, ein bisschen wilder und passen sich dem Klima an. Bio-Pools sind ein unaufhaltsamer Makro-Trend.

24.04.2020 - By Nicola Afchar-Negad

Wasser ist die treibende Kraft aller Natur«, wird Leonardo da Vinci gerne zitiert. Wasser, gleich ob fließend oder ruhend, gilt als stärkstes Element und fehlt heute nur noch selten im professionell geplanten Garten-Ensemble. Der Traum von Pool oder Teich kann sofort verwirklicht werden, die moderne Ar-chitektur des Hauses komplettieren oder auch kontrastieren. Das Grün braucht dagegen Zeit, es muss wachsen und gedeihen können. Auch der perfekt inszenierte Konzeptgarten sieht von Anfang an aus wie ein Kandidat für ein Feature im Coffee-table-Buch. Die wirklich In-sich-Ruhenden werden auch dozieren, es gehe darum, was der Garten brauche – und nicht, was dem Besitzer vorschwebe. In der Vergangenheit waren Garten-Eigentümer, so ehrlich darf man sein, oft etwas planlos. Schön solle er halt sein, das eh. Und bitte pflegeleicht. Und wenn Pool, dann natürlich klassisch und chloriert.

Exakt hier hat ein gewisses Umdenken eingesetzt, zumindest ansatzweise. Nach vielen Jahren als heimliches Unwort wird Nachhaltigkeit abgenickt. Der »Klimagarten« wird langsam Mainstream im besten aller Sinne. Das Institute of Food and Agricultural Sciences an der University of Florida hat Ende 2019 seine Studienprognosen für Gärten der neuen De-kade veröffentlicht. Von »unkonven-tionell« ist hier zu lesen – und davon, »ausgetrampelte Pfade zu verlassen«. Unter den Top-10-Trends finden sich Sukkulenten, Pflanzen mit dunklen Blättern, Arten, die weniger Wasser benötigen und allem, was kreucht und fleucht, Schutz bieten. Im deutschsprachigen Raum ist etwa der Bienengarten immer wieder Thema. 

Sehr hübsch kann etwa der gestreifte Schachtelhalm aussehen, der sich auch in einem Trog in der Nähe von Gewässern sehr attraktiv macht.

J. Schimann-Haß Gartenplanung Starkl

Schwimmteich & Naturpool

Wer sich bei den hiesigen Gartenplanern und Landschaftsarchitekten umhört, wird Parallelen zu den US-Kollegen ausmachen. Konkret zum Beispiel bei den Pflanzen. Die Gartengestalter Begründer schicken etwa die Zelkove ins Rennen, eine Art, die trockene und heiße Sommer gut aushält. Oder aber Pflanzen, die langsam, vielleicht sogar etwas abnorm wachsen und nicht allzu groß werden. Dwarf Hybrids, also Zwergenhybriden, nennt sich das im Trend­report aus Florida. Was ebenfalls immer häu­figer aufgezählt wird: Gräser – in modernen Gärten ein Allround-Talent. »Sehr hübsch kann etwa der gestreifte Schachtelhalm aussehen, der sich auch in einem Trog in der Nähe von Gewässern sehr attraktiv macht«, schwärmt Jen­nifer Schimann-Haß von Starkl. LIVING sprach mit Schimann-Haß auch konkret über Wasserpflanzen, genauer gesagt in Kombination mit Naturpools. »Die Bepflanzung kommt auch hier natürlich auf den Gartentyp an. Bei einem lieblichen Garten werden mehr blühende Arten verwendet, die auch insektenfreundlich sind. Etwa Sumpfschwertlilie, Blutweiderich oder die Sumpf­dotterblume. Gräser und Schilf sind die Klassiker schlechthin, aber auch Rohrkolben sind ein schöner Schmuck. In der Schwimmzone kommen gerne Seerosen zum Einsatz. ­

Nur bitte sparsam einsetzen, die Rosen können ­wuchern.« An dieser Stelle lohnt eine kurze Begriffserklärung: Zum einen gibt es die Naturpools mit permanentem Pumpeinsatz und daher klarem Wasser. Pflanzen sind hier eher ­nur am Rand zu finden, so die Starkl-Expertin. Schwimmteiche werden üppiger bepflanzt, das Verhältnis Schwimm- zu Pflanzzone beträgt hier mindestens 50:50, und auch in Ersterer ­finden sich Unterwasserpflanzen. 

Welchen Stellenwert das heutzutage hat, zeigen folgende Zahlen: Marktführer Biotop Landschaftsgestaltung GmbH hat gemeinsam mit seinen Partnern in Europa und Übersee im letzten Jahr 320 solcher Anlagen gebaut. Die Umsatzsteigerung der letzten fünf Jahre in
diesem Segment beträgt 50 Prozent. Es braucht also nicht viel, um hier einen klaren Trend he­rauszufiltern. Bei Biotop wird zwischen Swimming Ponds und Living Pools unterschieden. Geschäftsführer Peter Petrich: »Ein Swimming Pond ist das Ebenbild eines natürlichen Sees, benötigt aber mehr Platz als ein Living Pool. Dieser wiederum verbindet die Vorteile natürlich reinen Wassers mit einer eher klassischen Pool-Optik. Bei kleineren Gärten ist diese Variante zu bevorzugen. Das Wasser wird hierbei ebenfalls biologisch auf­bereitet, aber man kann auf den Regenerationsbereich verzichten.« Auch die Ästhetik ist natürlich ein Argument. Living Pools passen, so Petrich, besonders gut zu moderner Architektur, der Biotop-Chef spricht auch von einer Weiterentwicklung des Swimming Ponds, die den Nerv der Zeit trifft.

Smart Garden

Im Schwimmteich reinigt die Natur quasi das Wasser, im Biopool übernimmt das die Technik. »Prinzipiell kann jeder konventionelle Chlorpool umgerüstet werden«, versichert ­Petrich. »Mit dem Living-Pool-Converter-­System kann ein bestehender Swimmingpool einfach auf biolo­gischen Betrieb umgestellt werden, das spart meistens Zeit und Kosten im Vergleich zu einem Neubau. Der bestehende Kreislauf wird weiterverwendet, nur die Chlorierung wird stillgelegt.« Das freut insbesondere auch Familien mit kleinen Kindern. 

Zum Abschluss noch ein paar weitere Worte in Sachen Technik: Der Smart Garden ist Realität geworden. Jörg Zecha, Eigentümer von Begründer: »Kaum ein Garten wird heute noch ohne Rasenroboter oder Bewässerung gebaut.« Noch relativ neu ist dagegen die Integration von Sprühnebel-Maschinen. »Die Nachfrage wird in den nächsten Jahren sicherlich steigen. Die Produkte müssen auf jeden Fall qualitativ hochwertig sein, da die Düsen sonst aufgrund von Kalk verlegen. Und es gilt aufzupassen bei windigen Plätzen.« Zecha verweist noch auf zwei weitere Trends: Zum einen eine perfekt inszenierte Beleuchtung, um den Garten auch im Winter zu nutzen. Gemeint ist damit vor allem der Blick von drinnen nach draußen. Und zum anderen Kunst, also Skulpturen, ­im Garten. Im Endeffekt ist der Garten eben auch eine »Kunstnatur«, wie der Schriftsteller Robert Musil gesagt haben soll.

Ein Swimming Pond ist das Ebenbild eines natürlichen Sees, benötigt aber mehr Platz als ein Living Pool mit einer eher klassischen Pool-Optik.

Peter Petrich Geschäftsführer Biotop Landschaftsgestaltung GmbH

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