© Oliver Rathschueler

»Die Freiheit, nicht perfekt zu sein« – Modemacherin Eva Poleschinski über die perfekte Garderobe

Die heimische Modemacherin Eva Poleschinksi liebt in den eigenen vier Wänden kreative Lösungen, um Vintage-Stücke und Interieur zu präsentieren. Das gilt auch für ihren Garderoben-Bereich, der so originell zusammengestellt ist wie ihre Kleider.

14.09.2021 - By Karin Cerny

Viele geben das ja nicht zu, aber mir ist Ordnung wichtig«, sagt die heimische Designerin Eva Poleschinski. Sie wohnt in einer 130 Quadratmeter großen Altbauwohnung in Wien-Alsergrund. »Als ich zu meinem Mann gezogen bin, habe ich so gut wie keine eigenen Möbel mitgebracht, dafür umso mehr Kleidung«, erzählt sie. Dann begann das große Umgestalten, das bis heute andauert. 

WOHLFÜHLCHARAKTER

So wie man sich selbst verändert, verändert sich auch die Wohnung. »Ich kaufe wenig von der Stange und finde, jeder Gegenstand sollte eine persönliche Geschichte erzählen.« Einen begehbaren Kleiderschrank hat die Designerin keinen, dafür ungewöhnliche Lösungen, um modische Fundstücke in Szene zu setzen. Poleschinki ist Sammlerin von Vintage-Mode, aber auch von Reisen bringt sie Souvenirs mit. »Ich verwende High Heels, Taschen und Accessoires auch gern als Wohnungsdekoration«, erzählt sie. »Meine Lieblingsstücke stehen in einem großen Regal. Sie sind Erinnerungsstücke, ich weiß genau, wo ich sie gekauft habe.« Aus Kuba kommt einiges, aus Marokko, aber auch Gläser aus Familienbesitz. Der Wohlfühlcharakter steht im Zentrum, um das Zuhause als persönlichen Raum zu definieren. »Eine Wohnung muss Charakter haben. Dass alles perfekt zusammenpasst, ist mir gar nicht so wichtig. Das gibt dir selbst eine gewisse Freiheit, um nicht immer perfekt sein zu müssen.«

Ihr Faible für Handwerk und Dinge, die gute Qualität haben, liegt natürlich auch daran, dass sie im Bereich Mode und Design arbeitet. Mit 23 startete Poleschinski 2008 ihr eigenes Label. Fair Trade ist ihr wichtig, hergestellt wird auf Bestellung, auch um einer Überproduktion und der Schnelllebigkeit der Modewelt entgegenzuwirken. Ihre aktuelle Home-Kollektion lässt sich von den atemberaubenden Farbwelten der Lavafelder, Gletscher und Wasserfälle in Island inspirieren. Auf ihren Prints, die sich auf luftigen Kleidern, aber auch auf Pölstern finden, sind herbstliche Nebelschwaden, rostige Eisentöne und minimalistisch graue Flussadern zu sehen. Ihre neue Kollektion, die dem Schlabberlook im Homeoffice Glamour verpasst, stillt gerade in Pandemiezeiten das Fernweh.

Exzentrische Farben prägen nicht nur ihre Prints, sondern auch ihre Wohnung. »Der Materialmix muss stimmen, man sollte auf sein Bauchgefühl hören, auch beim Einrichten«, sagt Poleschinski. Weil Wohnen emotional besetzt und sie eine Sammlerin ist, kann es durchaus auch sein, dass ein paar exzentrische Fauteuils zu viel herumstehen, mehr als das Paar eigentlich brauchen würde. Aber gerade dadurch kommt elegante Boudoir-Stimmung auf: Man kann sich in Ruhe hinsetzen, um seine Kleiderschätze zu bewundern und zu probieren. Man verweilt, anstatt sich nur hastig anzuziehen. 

Als Designerin setzt Poleschinski auch auf voluminöse Kleiderentwürfe. Ihre Brautkleider sind opulent, sie brauchen Platz im Schrank. Wie soll man sie lagern?  »Ich schwöre auf Vakuumsäcke, so kann man Volumen platzsparend verstauen«, sagt sie. In Sachen Ordnung setzt sie darauf, ihre Kleidung farblich zu sortieren: »Dadurch sieht man sofort, was sich gut kombinieren lässt.« Weil sie auf natürliche Stoffe setzt, ist Mottenschutz enorm wichtig und regelmäßiges Ausmisten. Aber freilich hat man als Designerin ein Schlupfloch, falls es daheim zu eng wird. »Klar habe ich in meinem Atelier im sechsten Bezirk Platz, um etwas zu lagern«, gesteht sie. »Aber das ist wirklich nur für den Notfall.«

Erschienen in:

Falstaff LIVING Nr. 06/2021

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