»Der Teppich ist für mich ein Medium«
Glühende Meteoriten, reflektierendes Wasser, blumige Fantasiewelten – Jan Kaths Teppichkreationen erzählen Geschichten, die bewegen. Neuerdings auch vom Krieg, in seiner von der Pop-Art inspirierten Kollektion »Rug Bombs« in Szene gesetzt. In der Wiener Hofburg geht es zum Design District ab 6. Oktober in seiner Ausstellung aber harmonisch zu. Das LIVING-Interview über Vergangenheitsbewältigung, barocke Entwürfe und geklautes Design.
04.10.2022 - By Angelika Rosam
Erfolgreich verknüpft
Ali Rahimi besitzt mit seinem gleichnamigen Teppichunternehmen die Generalvertretung für Jan Kath in Österreich. Die beiden Unternehmer verbindet eine 20-jährige Freundschaft. Wir baten Rahimi zum Gespräch.
LIVING Wie haben Sie Jan Kath kennengelernt und wie ergab sich diese konstruktive Partnerschaft?
Ali Rahimi Rahimi ist für Teppiche mit klassischem Design bekannt, aber die Nachfrage nach modernen Unikaten -wurde immer größer, und so wussten wir, dass wir uns im Contemporary-Bereich weiterentwickeln müssen. Durch einen Freund wurde ich auf Jan Kath aufmerksam und wir haben uns schließlich getroffen – das ist mittlerweile rund zwanzig Jahre her. Wir haben uns auf Anhieb verstanden und sofort erkannt, dass wir in der Lage sind, mit unseren Unternehmen eine gegenseitige Symbiose einzugehen, und Ideen entwickeln können, wie wir uns bestmöglich unterstützen.
Als Experte wissen Sie: Was macht die Kath-Teppiche so besonders?
Seit Jahrzehnten hat man den Teppich wenig verändert, es waren immer dieselben Muster. Jan Kath hat es geschafft, mit klassischen Motiven zu arbeiten, -diese aber völlig neu zu interpretieren. Er erzählt mit seinen Kreationen Geschichten, lässt der Fantasie freien Lauf. Er spielt mit dem Material und verarbeitet nur reine Wolle und Seide, seine Teppiche sind »kunstfaserfrei«. Mit seiner eigens entwickelten »Brandtechnik« (die Seide verbrennt langsamer als die Wolle, so bleibt die Seide an der Oberfläche bestehen und es entsteht ein 3D-Effekt, der die Vintage-Optik ermöglicht) wird er als Vorreiter dieser einzigartigen Entwicklung gesehen.
Was sind die Trends für 2023?
Generell wird Fair Trade immer mehr zum Thema. Die Menschen legen beim Teppichkauf besonderen Wert auf Naturprodukte. Ebenso verlieren die Grautöne bei Teppichen, die über eine lange Zeit hinweg sehr gefragt waren, ein wenig an Bedeutung. Gefragt sind mutige Kreationen, starke Farben und altherkömmliches Verspieltes, aber neu interpretiert. Interessant ist auch seit der Energiekrise zu beobachten, dass nun viele Teppiche gekauft werden, um beispielsweise Fliesenböden wohnlicher zu gestalten. Das Zuhause soll mehr denn je ein gemütlicher Rückzugsort sein, und Teppiche spielen dabei eine große Rolle.