© Fabrizio Cicconi

Casa Bestiale – kreatives Wohnen in Bologna

Dieses edle Domizil vereint gleich mehrere architektonische Epochen unter einem Dach. Hier die richtige ästhetische Balance zu finden, scheint eine heikle Gratwanderung zu sein. Der Hausherrin – immerhin eine renommierte Fachfrau – gelingt dieses Unterfangen ganz spielerisch.

12.11.2021 - By Paul Fleischmann

Carola Fumarola schloss ihr Architekturstudium am Turiner Polytechnikum 1991 mit Auszeichnung ab. Doch profilierte sie sich in den folgenden Jahrzehnten nicht nur in ihrem angestammten Metier, sondern vor allem auch als Designerin und Innenarchitektin. Im Jahr 2004 gründete sie mit Arcade ihr eigenes Studio in Bologna, in dem sie bis heute unter anderem höchst individuelle Möbelstücke entwirft. Doch auch der Restaurierung von historischer Architektur gilt das Interesse dieser Allrounderin. »Ich habe mir diesbezüglich im Rahmen diverser Projekte über die Jahre hinweg einen guten Ruf erarbeiten können«, verrät sie nicht ohne Stolz.

Das Gebäude, in dem Carola nicht nur -residiert, sondern auch ihrer schöpferischen Arbeit nachgeht, befindet sich im historischen Zentrum der traditionsreichen Universitätsstadt. Tatsächlich funktioniert die geschichtsträchtige Struktur als architektonischer Hybrid und kunstvolles Produkt diverser stilistischer Einflüsse und Zeitalter. Hier trifft die Bologneser Architektur des ausklingenden 15. Jahrhunderts auf zahlreiche Einsprengsel aus Barock und Neoklassik. Die bauliche Tragweite und der geschichtliche Kontext verleihen dem stattlichen Objekt dabei einen nahezu ominösen Charakter. Das im Hauptgeschoß befindliche Apartment bietet Carola das ideale Ambiente, sich gleich in mehrfacher Hinsicht zu verwirklichen: »Kreative Köpfe ruhen bekanntlich nie, und jeder einzelne Moment eignet sich hervorragend, sich durch seine Arbeit auszudrücken«, betont die Designerin. »Meine Leidenschaft für Innenarchitektur spiegelt sich hoffentlich auch in unserer Wohnungseinrichtung wider!«

Animalische Accessoires

Doch wie kommt die »Casa Bestiale« eigentlich zu ihrem tierischen Namen? Nun, diese Frage beantwortet sich praktisch von selbst, wenn einen die Dame des Hauses durch ihre so großflächige Wohnung führt. Tierische Motive sind hier nämlich fast omnipräsent. Schon im originell proportionierten Eingangsbereich – fünf mal einen mal fünf Meter! – wird man von einer prachtvollen und mit prähistorischen Geschöpfen über­säten Wandtapete von Moooi begrüßt. »Sie sollen an die lange Geschichte des Hauses erinnern«, erklärt Carola. Im Apartment selbst trifft man unter anderem auf eine extravagante Lampe im Pferdedesign (auch von Moooi), ein hölzernes Karussellpferdchen vom Jahrmarkt und ebenfalls an Rosse angelehnte kleine Keramikfiguren (samt Reitern) von Enza Fasano und Vincenzo del Monaco.

Um die spezifische Essenz der einzelnen Räume akkurat herausarbeiten zu können, ließ sich die erfahrene Architektin vor allem von der immanenten Seele und der so stark ausgeprägten Identität des Gebäudes inspirieren und anleiten. Ihr Ziel bestand darin, die Räumlichkeiten möglichst homogen in einen modernen Kontext zu überführen, was auch bei der Auswahl der Lackierung der maßgefertigten Einrichtungsgegenstände berücksichtigt wurde. Während der Restaurierungs­arbeiten lag der Fokus seinerzeit primär darauf, die beeindruckenden Deckenfresken aus dem 17. und 18. Jahrhundert wieder zutage zu fördern, nachdem sie im 19. Jahrhundert teilweise mit weißem Kalk überdeckt worden waren. »Auch sollte mit Fingerspitzengefühl die ursprüngliche planimetrische Konfiguration wiederhergestellt werden«, betont die Expertin. »Historiker werden es gutheißen, dass hier kein zweigleisiges Konzept verfolgt wurde und stattdessen auf Grundlage bereits existierender Parameter nachhaltige Lösungen angestrebt wurden.« Die Devise scheint zu lauten, dass Umgebungen niemals streng definiert werden sollten, sondern respektiert werden, indem man sich an historischen Vorgaben orientiert.

Stilvoll und innovativ

Sämtliche Zimmer sind überdurchschnittlich hoch und verleihen dem Apartment ein geradezu luftiges Flair. Große Fenster sorgen für ausreichend natürliches Licht. Die mit Fresken und Deckengewölben versehenen Räume wirken dabei ausgewogener proportioniert als jene, in denen solche opulenten Elemente fehlen. Der daraus resultierende räumliche Kontrast wird teilweise mittels hängender Lampen von Flos und Vesoi kaschiert. »Sie baumeln wie kleine Monde von der Decke«, lacht Carola. Weniger prunkvolle Bereiche des Apartments, wie etwa das Schlafzimmer von Carolas Sohn, werden durch Holzbalken verstärkt, die zum Vorschein kamen, nachdem die zuvor bestehenden Lamellendecken aufgrund akuter Einsturzgefahr entfernt werden mussten. Auch dieses Design betont jedoch die Höhe des Raumes.

Der Fußboden ist beinahe in der ganzen Wohnung durchgehend mit Parkett aus natürlich behandelter Eiche bedeckt. Laut Carola soll dessen Design als eine Art Hommage an alte genagelte Holzböden funktionieren. Auf jeden Fall trägt dieser Look zur überaus freundlichen Atmosphäre innerhalb dieser honorigen alten Mauern bei. In der »Casa Bestiale« fügen sich auch die nicht animalischen dekorativen Details – wie etwa künstlerisch designte Spiegel – gelungen in die innenarchitektonische Gesamtkomposition ein und sorgen für einen originell-aparten Touch. Natürlich kann sich hier die ganze Einrichtung sehen lassen. Carola setzte bei der Innenausstattung nicht umsonst auf internationale Designkoryphäen wie etwa Patricia Urquiola oder Kazuhide Takahama.

Das große Schlafzimmer – ein Raum mit Gewölbe und Fresko, dessen ursprüngliche Ockertöne restauriert wurden – dient als gutes Beispiel für Carolas Wohnkonzept. Ein weiß lackierter, frei stehender Kleiderschrank von Cappellini begrenzt einerseits das Kopfende des Cassina-Bettes und andererseits den Zugang zu einem begehbaren Schrank. Der Entspannungsbereich umfasst ein Sofa von Moroso und einen Lehnsessel von Tosconova. Der exquisite, ockerfarbene Stoff der Kissen und Vorhänge stammt von Dedar. »Hierhin ziehe ich mich nach einem intensiven Arbeitstag zurück, um zur Ruhe zu kommen und neue Kräfte zu tanken«, bestätigt Carola ganz beiläufig eine ohnehin gehegte Vermutung. Als zusätzliche dekorative Komponenten findet man hier noch einen Spiegel und Bilder, die die Gemütlichkeit dieses Refugiums noch stärker betonen.

Auch die Badezimmer der »Casa Bestiale« schlagen einen eleganten Bogen zwischen zeitgemäßem Design in historischer Umgebung und zweckorientierter Funktionalität. So zeichnet die spanische Stardesignerin ­Patricia Urquiola auch für die Optik von Waschbecken und Badewanne verantwortlich. Kurzum, wer hier ein Bad zu nehmen gedenkt, tut dies gern und voller Genuss. 

Ganz offensichtlich weiß Carola Fumarola ganz genau, was sie will – und selbstverständlich schadet es nicht, selbst über ein geschultes Auge und langjährige Berufserfahrung in der Designbranche zu verfügen: Für die richtige Ästhetik braucht es eben das gewisse Etwas. Ihr persönliches Wohnerlebnis gibt ihr jedenfalls recht: »Ich fühle mich in meinem Zuhause pudelwohl – hier lässt es sich perfekt arbeiten und leben«, versichert die Gastgeberin mit einem ­gelassenen Lächeln im Gesicht.

Text: Paul Fleischmann
Fotos: Fabrizio Cicconi

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