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Altbausanierung: Vom Rohdiamanten zum Wohnjuwel

Stillgelegte Steinbrüche werden reaktiviert, Großaufträge für Schnitzereiarbeiten werden vergeben, und Kirchenrestaurateure zählen zur normalen Baumannschaft – wenn altehrwürdigen Immobilien neues Leben eingehaucht wird, dann läuft vieles anders als bei einem simplen Wohnungsbau.

07.01.2021 - By Heimo Rollett

Das hässliche Entlein und der ungeküsste Frosch – die größte Kunst bei der Sanierung von Altbauten liegt in der Fantasie und der Kreativität. Nicht jeder sieht in einem heruntergekommenen Industriegebäude Potenzial für stilvolles Wohnen und hippes Leben. Marco Sillaber schon. Mit der Revitalisierung der Panzerhalle und des Gusswerks hat er ausgerechnet der biederen Stadt Salzburg frisches, urbanes Leben eingehaucht.

Nachhaltig und schön

Die Nachnutzung von Immobilien hat viele Vorteile, vor allem ist sie aber sowohl ökonomisch als auch ökologisch nachhaltig. Sie verlängert den Lebenszyklus: Anstatt ein Gebäude komplett abzuschreiben, können sogar Mieten eingehoben werden oder Erlöse aus dem Verkauf entstehen. Im urbanen Raum wird verdichtet, und das Stadtbild bleibt im Wesent-lichen erhalten. »Die Sanierung ist das nachhaltigste Mittel für klimafreundliche Immo-bilien«, ist Peter Engert, Geschäftsführer der Österreichischen Gesellschaft für Nach­haltige Immobilienwirtschaft (ÖGNI), überzeugt. 

Denkmalschutz als Asset

Ob und wann sich Revitalisierungen ökonomisch lohnen, hänge von mehreren Faktoren ab, meint Wolfgang Kradischnig vom Planungs- und Beratungsunternehmen DELTA: »Gibt es etwa einen Denkmalschutz? Wie viel Fläche darf bei einem Neubau errichtet werden? Oft weniger, als der Bestand ist. Und schließlich muss auch noch die Bausubstanz beurteilt werden.« Der Denkmalschutz schreckt viele von einer Umentwicklung ab. Wolfgang Reicht von Wolf Reicht Architects hingegen meint: »Wir finden den Denkmalschutz großartig! Er schützt das Bewahrenswerte; das Moderne bildet dann die Antithese dazu – so entsteht insgesamt Neues, das dem Alten Rechnung trägt.« Zu sehen sind diese Synthesen etwa an seinen Umbauplänen des »Grand Hotel Sauerhof« in Baden und des »Hotel Salzamt« in Hallstatt. »Durch die flexible Raumkonfiguration eignen sich Altbauten ideal für High-End-Nutzungen wie Luxuswohnungen oder 5-Sterne-Hotels. Hier steht nicht die Quadratmetermaximierung im Vordergrund, sondern Großzügigkeit und Eleganz.«

Beste Beispiele hierfür findet man auch bei einem Spaziergang durch die Wiener Innenstadt. Die Projekte reihen sich fast aneinander: »Cotton Residence«, »Börseplatz 1«, »Am Werdertor«, »Palais Schottenring« nennen sie sich. Allesamt mit bester Adresse und top Ausstattung. Auch außerhalb der Innenstadt bietet Wien dank seiner zahlreichen Gründerzeithäuser viel historischen Bestand, der zu außergewöhnlichem Wohnraum umgestaltet werden kann. Beim Umbau selbst sind die Bereiche Statik und Haustechnik die heikelsten. »Der nachträgliche Einbau von Klimaanlagen beziehungsweise die Sanierung der Heizungs- und Sanitäranlagen an lebenden Objekten mit den entsprechenden Steigstrangführungen stellt sowohl uns als auch die Eigentümer der meist sehr hochwertigen Immobilien vor große Herausforderungen, da die Leitungsführungen zum Dach beziehungsweise in den Keller oftmals durch fremde und genutzte Mietobjekte führen«, erklärt Werner Moldaschl, Geschäftsführer von WISAG Gebäudetechnik. Bei derartigen Sanierungen seien Erfahrung und intensive Kommunikation wichtig, so Moldaschl. Der Aufwand lohnt sich aber – am Ende entsteht ein Wohnjuwel, das es so nur einmal gibt.

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