Schuhbecks Fine Dining im Boettners
Bislang war Alfons Schuhbecks Reich in München ein kulinarisches Disneyland. Gewürze, Tee und Eis in verschiedenen Geschäften, auf den Teller kommen im »Orlando« Gerichte »mit bayerischen Wurzeln und Blick nach Italien«. Pasta und Pizza sind im neuen gleichnamigen Lokal »Pasta & Pizza« Programm. Und neuerdings geht es auch in den »Tiroler Stuben« bayerisch-italienisch diffus zu. Mögen die Touristen auf der Jagd nach einem Autogramm von Schuhbeck diese Restaurants bevölkern, denn der anspruchsvolle Gourmet geht in das neue »Fine Dining im Boettners«. Schuhbeck gibt mal wieder Gas und hat mit Maurice Kriegs ein großes Talent verpflichtet. Geboten werden zwei Menüs à vier bzw. fünf Gängen. Und aufgefahren wird alles, was der Feinschmecker alter Schule zu schätzen weiß: Gänseleber, Hummer, Steinbutt, Kalbsbries und Lamm. Welches deutsche Gourmet-Restaurant leistet sich diesen Aufwand noch und das zu zivilen Preisen? Für Kriegs ist es der erste Chefposten, und bereits nach wenigen Wochen kocht er auf beachtlichem Niveau. Hier beherrscht jemand die klassische französische Küche und garniert sie hier und da mit asiatischen Elementen. Den Hummer mit Garam-Masala, Ingwer und Zitronengras sowie Steinbutt mit grünem Curry. Die Moderne hat ihren Auftritt mit Ceviche vom Lachs, kombiniert mit süß-saurer Tamarillo und Avocado. Und Lammrücken und -schulter stellt Kriegs in den Kontrast zwischen der kräftig-würzigen Chimichurri-Sauce und Variationen vom süßlichen Mais. An den Weingläsern, die jeder Großhandel vorhält, kann man noch arbeiten. Dafür versprüht das Ambiente den gediegen-stilvollen Glanz längst vergangener Zeiten.