Pankratz
Ausgedehntes Frühstück am Morgen, abends ein Menü, dessen Zusammensetzung die Natur und der Markt entscheiden. Entsprechend ändert sich die Speisenfolge, Helden der Gerichte sind die Zutaten: beste Wahl, möglichst aus der Region. Ebenso die Weine.
Die Idee junger ambitionierter Köche, ein Restaurant mit lässiger Atmosphäre zu installieren, konsequent auf regionale und saisonale Produkte zu setzen und damit ein hohes Qualitätsniveau in der Küche zu erreichen, ist vorwiegend in den Metropolen der Republik populär. Selten findet man eine solche Location in der Provinz, doch in Hechtsheim, einem verträumten Vorort von Mainz, hat Paul Schmiel diese Idee umgesetzt. Das schlichte Interieur ist in hellen Holztönen gehalten, in der offenen Küche werkeln Schmiel und seine Crew in weißen T-Shirts, und der junge Service steht mit dem Gast auf Du und Du. Die lockere Stimmung erinnert an Einladungen bei Freunden, die kurz in die Küche verschwinden, um etwas Unkompliziertes am Herd zu zaubern. Vorweg gibt es eine Scheibe vom erstklassigen Sauerteigbrot aus eigener Backstube, ein mit Ziegenkäse gefülltes Rote-Bete-Röllchen und einen mit Steinpilzcreme bestrichenen Kartoffelchip. Ein guter Einstieg in die schnörkellos zubereiteten Gerichte, wie etwa das erfrischend kühle Salatarrangement von Hokkaidokürbis, das von feinwürziger Kürbismiso und knackigen Emmer-Chips begleitet wird. Zum sechs Stunden gegarten wachsweichen Eigelb arrangiert die Küche einen Kräutersalat und Topinambur-Chips, die zarten Schweinebäckchen liegen auf Kartoffelpüree, umspült von einer feinfruchtigen Jus aus Preiselbeeren, die den Gaumen kitzelt. Auch die gegrillten, leicht rauchigen Zwetschgen, die Schmiel zum kurz angeschmorten und dann langsam gegrillten Short Rib setzt, sorgen für Akzente. Dazu gibt es einen hausgemachten Sauerteigknödel und klassischen Spitzkohl. Ein gelungenes kulinarisches Konzept für entspanntes Essen – eben wie bei Freunden.