Cavalierhaus
Tim Sillack hatte sich lange vorbereitet, fast ein Jahr lang. Er richtete die Küche ein, feilte an Rezepten und stellte ein Team zusammen. Alles schien auf den Punkt fertig für die große Eröffnung am 1. April. Dann kam die Pandemie dazwischen. Und Sillack musste mehr als 500 Reservierungen absagen. Schlimmer hätte es nicht laufen können für den sympathischen Koch, der nach zehn Lehrjahren in die Heimat zurückkehrte und das »Cavalierhaus« mitten im schönen Fürst-Pückler-Park rund um Schloss Branitz in Cottbus übernahm. Selbst in der vom Virus ohnehin stark gebeutelten Gastronomie ist dieser Fall ein trauriger Tiefpunkt. Mittlerweile läuft der reguläre Betrieb, wenn auch mit reduzierter Platzzahl. Sillack hat eine solide Auswahl gut komponierter Gerichte entworfen, häufig inspiriert von Vorlieben des Fürsten Pückler, der ein Bonvivant und Gourmet war. Die Foie gras kombiniert Sillack nicht nur mit der klassischen Feige, sondern auch mit Lauch, der in Vanille und Butter confiert wurde. Das Brioche dazu verpackt er mit Nussbutter und Zucker zu einem harmonischen »Schweineohr«. Probieren sollte man auch das Schollenfilet, das mit pochierten Kartoffeln »Semilasso« kommt, ein Leib-gericht des Fürsten, der unter diesem Pseu-donym publizierte. Da ebenjener vor dem Dessert immer auch noch Käse zu sich nahm, werden die süßen Nachspeisen unter dem Titel »2. Dessert« offeriert – versteht sich, dass auch das Eis dazugehört, dem Fürst Pückler den Namen gab. Es ist zu hoffen, dass die tapfere Mannschaft hinter dieser Neueröffnung den Ballast der Corona-Krise ablegen kann und durchhält. Bessere Zeiten haben begonnen.